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Ai Weiwei-Ausstellung eröffnet in New York

11. Oktober 2017

Zentrales Thema der Schau ist die Flüchtlingskrise. Ai Weiwei, der großer New York-Fan ist, widmet sie den Einwohnern der Stadt - mit einem freundlichen Gruß an US-Präsident Donald Trump.

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Istallation "Vergoldeter Käfig" aus der Schau "Good Fences Make Good Neighbors" von Ai Weiwei
Bild: picture-alliance/newscom/J. Angelillo

Eine der größten Installationen der Ausstellung, die am Donnerstag (13. Oktober) eröffnet wird, ist der "Gilded Cage" (Artikelbild): ein mehrere Meter hoher, vergoldeter Metallkäfig, aufgestellt am Südende des Central Parks. Nur drei Straßenblöcke davon entfernt ragt der Trump Tower in die Höhe; von seinem dortigen Penthouse aus kann US-Präsident Donald Trump - sollte er sich wieder einmal in seiner Heimatstadt aufhalten - direkt darauf schauen. "Natürlich, wenn er ein Bewohner der Stadt ist, dann ist Präsident Trump herzlich eingeladen, sich an dieser Skulptur zu erfreuen. Ich habe sie auch extra goldfarben gemacht, um ihm eine Freude zu machen," sagte Ai während eines Pressetermins in Anspielung auf Trumps legendäre goldfarbene Inneneinrichtung.

Kritik an den westlichen Ländern

"Ai Weiwei: Good Fences Make Good Neighbors" ist der Titel der Schau, nach Zeilen aus einem Gedicht des US-amerikanischen Dichters Robert Frost. An mehr als 300 öffentlichen Orten der Stadt sind Ai Weiweis Werke zu sehen, und wieder steht die Flüchtlingskrise im Mittelpunkt, Ais zentrales Thema der vergangenen Jahre: "Die Flüchtlingskrise ist eine globale, humanitäre Krise", erklärte der Künstler. "Meiner Meinung nach sollten die größten und mächtigsten Länder des Westens viel mehr Verantwortung in dieser Krise übernehmen." Auch das geht an die Adresse des US-Präsidenten, den Ai in der Vergangenheit immer wieder kritisierte.

Ai Weiwei spricht vor dem "Vergoldeten Käfig" in Mikrofone im New Yorker Central Park
Ai Weiwei vor dem "Vergoldeten Käfig" im New Yorker Central Park am 10. OktoberBild: picture-alliance/AP Photo/R. Drew

Vor allem aber sei die Schau "für die Menschen der Stadt gemacht", sagte Ai. Er selbst hat von den frühen 1980er-Jahren bis zu den frühen 1990er-Jahren in New York gelebt und sagte der "New York Times" kürzlich, er sei noch immer "hoffnungslos in diese Stadt verliebt." Sie sei eine Stadt, in der jeder junge Künstler leben wolle, auch wenn es kein leichtes Leben sei. Er lobte die Offenheit der Metropole: "In New York fühlst du dich nie wie ein Fremder." 

Die New Yorker geben die Komplimente zurück: Bürgermeister Bill de Blasio erklärte, New York sei die "perfekte Leinwand" für das Werk des Künstlers: "Seine Kunstwerke fordern uns heraus und können sozialen Fortschritt bringen." Für Nicholas Baume, Vorsitzender des Public Art Fund, der die Ausstellung zum 40. Jubiläum des Vereinsbestehens organisiert hat, ist die Schau sogar "der Höhepunkt von Ai Weiweis bisherigem Schaffen."

Ein Metallkäfig unter einem Torbogen, Istallation am Washington Square, aus der Schau "Good Fences Make Good Neighbors" von Ai Weiwei
So sieht der Washington Square in New York derzeit ausBild: picture-alliance/newscom/J. Angelillo

Frage nach Identität und Haltung

Die Arbeiten sind in die urbane Landschaft der Millionenmetropole eingefügt und stehen über die Stadtteile Manhattan, Bronx, Queens, Brooklyn und Staten Island verteilt. Ai sagte, es sei sein Ziel gewesen, die Betrachter nicht bewusst werden zu lassen, dass sie eine Skulptur vor sich sehen. Dafür habe er eine "sehr einfache Sprache benutzt, sehr direkt - sehr 'Fast-Kunst', vielleicht ja, vielleicht nein." Zu den größten Installationen gehören die drei hohen Metallzaun-Skulpturen, die Ai unter den berühmten marmornen Torbogen im Washington Square Park, in den Flushing Meadows Corona Park in Queens und eben im Central Park aufgestellt hat. "Bei Zäunen geht es immer um Identität, um das Verständnis von uns selbst und unsere Haltung gegenüber anderen", erklärte er. So sind oftmals interaktive Elemente eingebaut, die den Betrachter zum Nachdenken anregen sollen. Den "Vergoldeten Käfig" etwa kann man durch Drehkreuze betreten, den Washington Square Arch passiert man durch einen spiegelnden Durchgang.

Besucher machen Handyfotos vom spiegelnden Durchgang des Washington Square Archs (Foto: picture-alliance/newscom/J. Angelillo)
Ai Weiweis Durchgang des Washington Square ArchsBild: picture-alliance/newscom/J. Angelillo

Ai Weiwei, Chinas bekanntester Künstler der Gegenwart, hat persönliche Erfahrungen mit Heimatverlust und Vertreibung machen müssen: Während der Kulturrevolution wurde sein Vater, der kommunistische Dichter Ai Qing, zu Zwangsarbeit verurteilt und die Familie samt Ai Weiwei umgesiedelt. Er selbst wurde später als regimekritischer Aktionskünstler in seiner chinesischen Heimat 2011 verschleppt und inhaftiert, sein Pass wurde ihm abgenommen. 2015 konnte er nach Berlin ausreisen, wo er seitdem lebt und arbeitet.

"Mir wird immer mehr klar, dass Menschenrechte nicht nur in China, sondern überall ein großes Thema sind. Wir müssen die Menschheit als eins sehen. Wir sind alle miteinander verbunden", sagte Ai in New York, wo er auch seine aktuelle Flüchtlingsdokumentation "Human Flow" präsentiert. Eine Verknüpfung zu dem Film bilden 200 Transparente, befestigt an Laternenpfählen, die Flüchtlinge aus "Human Flow" zeigen, und die ebenfalls Teil der Schau sind. "Ai Weiwei: Good Fences Make Good Neighbors" ist noch bis zum 11. Februar 2018 in New York zu sehen.

ka/bb (dpa/AFP/New York Times)