1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Australien im zweiten Goldrausch

Andy Stummer 9. Juni 2006

Mehr als 150 Jahre nach dem ersten Goldrausch ist in Australien ein zweiter ausgebrochen. Steigende Edelmetallpreise locken heute wieder manchen Glücksritter an und machen alte Minen nochmals lukrativ.

https://p.dw.com/p/8aYk
Objekt der Begierde: Ein GoldnuggetBild: AP

Im Februar 1851 wurde in Australien das erste Goldnugget gefunden. Der Quarzgoldblock hatte einen Goldgehalt von 40 Kilogramm Gewicht. Die australische Regierung wollte den Fund damals geheim halten. Sie fürchtete einen unkontrollierbaren Goldrausch, wie ihn wenige Jahre zuvor Kalifornien erlebt hatte. Doch weitere Goldfunde in der Nähe von Melbourne, in Victoria und in zahlreichen anderen Gegenden Australiens lockten immer mehr Goldsucher an. Noch heute ist der fünfte Kontinent der drittgrößte Goldproduzent der Welt, obwohl die aufwendige Suche seit den 1990iger Jahren stark nachgelassen hat. Das hat sich allerdings in jüngster Zeit wieder geändert.

Im Goldrausch der Neuzeit

Die Goldsucher kommen mit Spitzhacken, Schaufeln und vergilbten Landkarten, mit Wünschelruten, todsicheren Tipps - und viele einfach nur auf gut Glück. Ihr Ziel sind die Überreste einer längst vergangenen Zeit: Die heute verlassenen Goldfelder Australiens. Dort, wo vor mehr als 150 Jahren der wirtschaftliche Aufschwung des Landes begann, ist man jetzt wieder im Goldrausch.

Metall-Detektoren sind fast überall in Australien Verkaufsschlager und Schürflizenzen kaum zu bekommen. Kein Wunder: Nie war Gold so wertvoll wie heute. Es ist sicherer als das Spekulieren mit Aktien oder Immobilienfonds, aber viel schwerer zu finden. Doch allein danach zu suchen ist für Hobby-Goldgräber schon ein tief schürfendes Erlebnis.

"Geld, das einfach nur herumliegt"

"Es ist ein einmaliges Gefühl, wenn man aus der Erde ein Goldnugget herausholt, das noch keiner vor dir gesehen hat. Und es ist Geld, das einfach nur herumliegt. Kapital, das man nur aufzuheben braucht", sagt einer der Glücksritter.

Australien ist hinter Südafrika und den USA der drittgrößte Goldproduzent der Welt. Jahres-Umsatz: Etwa dreieinhalb Milliarden Euro. Doch seit den 1990iger Jahren war niemand mehr bereit, in die aufwendige und langwierige Suche nach Gold zu investieren. Weltweite Terror-Angst und der hohe Ölpreis haben das geändert. Je schwächer der US-Dollar, desto mehr stecken Investoren ihr Geld in Wertbeständiges. Und das Sicherste ist immer noch Gold. Ermutigt durch den Boom auf dem Weltmarkt hat die einheimische Bergbau-Industrie ihre Fördermenge inzwischen verzehnfacht.

Gigantische Schaufelbagger graben erneut

In der Bendigo-Mine nördlich von Melbourne wurde wie in vielen anderen Minen West- und Südaustraliens vor Jahren die Goldproduktion wegen zu hoher Kosten eingestellt. Seit ein paar Monaten aber lässt Minen-Direktor Doug Burger die gigantischen Schaufelbagger wieder bis in 800 Meter Tiefe graben. "In der alten Bedigo-Mine wurden in über 100 Jahren mehr als 20 Millionen Unzen Gold geschürft. Damit ist diese Mine weltweit eines der zehn reichsten Goldfelder. Die Vorkommen hier sind so bedeutend, dass wir jetzt wieder anfangen wollen sie auszubeuten."

Insgesamt 7000 Bergarbeiter sind in Australien hauptberuflich in der Industrie beschäftigt, doch auch immer mehr Anfänger, wie Denis aus Nürnberg, träumen davon, ein Goldfinger zu werden: "Meine Freundin Tanja hat vor einigen Monaten innerhalb von 30 Sekunden - man will es nicht glauben - mit einem Metall-Detektor einen Nugget gefunden von 170 Gramm Gewicht, der einen reinen Goldwert hat von 3000 Dollar und einen Nuggetwert von 6000 bis 8000 Dollar."

Dicke Goldadern brauchen schweres Gerät

Die besten Chancen etwas zu finden hat man in 20 bis 40 Zentimetern Tiefe. Denn dort liegen oft Nuggets, die beim Ausheben der riesigen Minenschächte mit nach oben gebracht und liegen gelassen wurden. Wer es aber auf eine dicke Goldader abgesehen hat, braucht schon schwereres Gerät.

Ophir liegt etwa 250 Kilometer nordwestlich von Sydney. 20 Meter unter Tage, mit angeknipster Grubenlampe auf dem Kopf und rötlichem Staub im Vollbart, schürft Noel Rawlinson in einem Stück Geschichte. 1851 entdeckt, ist die Gunnadoo-Goldmine die älteste in ganz Australien. Damals gab es hier 2500 Bergarbeiter, jetzt buddelt nur noch Noel.

Das Glück hinter der nächsten Ecke

Seit der Goldpreis steil nach oben gegangen ist, steht der 68-Jährige wieder wie früher unten im Schacht. Infiziert von einer unheilbaren Krankheit. "Ich habe einfach dieses Fieber: Goldfieber. Du hoffst, in irgendeinem Stück Fels auf eine dicke Ader zu stoßen. Und wenn du dieses Fieber einmal hast, dann bist du für immer angesteckt. Denn du glaubst, gleich hinter der nächsten Ecke den großen Klumpen zu entdecken."