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Ausverkauf der Symbole

5. Juni 2009

In Zeiten der Finanzkrise wird manches, was einst als Teil des amerikanischen Traums galt, von chinesischen Investoren aufgekauft und verliert seine nationale Bedeutung - wie die Geländewagenmarke Hummer.

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Symbolbild Fernschreibermarke
Bild: DW

Fast so wie in den 80er Jahren herrscht Ausverkaufstimmung in Amerika. Damals wurden Ikonen der Nation an japanische Investoren verkauft. Japaner kauften das New Yorker Rockefeller Center und das kalifornische Golfparadies Pebble Beach. Heute sind es chinesische Investoren, die in Amerika auf Schnäppchensuche sind und nationale Symbole aufkaufen.

So wie die Automarke Hummer. Nicht nur, dass General Motors die Marke Saab nach China verkauft - nein, das wäre aus amerikanischer Sicht noch zu verkraften. Schließlich ist Saab eigentlich in Schweden beheimatet. Aber ausgerechnet die Marke Hummer? Das Monster unter den Geländewagen, dieses Symbol automobiler Überlegenheit? Den Zuschlag bekam ein chinesischer Investor: Die Fließbänder der Hummer-Modelle werden für schlappe 500 Millionen Dollar nach Sichuan verscherbelt.

Keine Frage, GM muss sich umorientieren und braucht Geld. Andererseits sind 500 Millionen Dollar für eine Automarke mit klarem Profil und hohem internationalen Erkennungswert nicht unbedingt ein guter Preis für den Verkäufer. Zugegeben: Im Moment trauert niemand den Spritschluckern der Hummer-Modellfamilie nach. Amerikanische Zeitungen vermuten, dass sich vor allem neureiche Chinesen für Hummer begeistern werden und die Marke in den USA langfristig keine Rolle mehr spielen wird.

Elektronische Geländewagen als Zukunft?

Andererseits: Das Ganze könnte auch zum Bumerang für die eigenen Produkte werden. Zwei Tage nach der Bekanntgabe des geplanten Verkaufs an den chinesischen Investor ging eine andere Nachricht durch die US-Medien: die Vorstellung eines chinesischen Autos mit Elektroantrieb und 120 Meilen Reichweite, das ab nächstem Jahr in Kalifornien verkauft werden soll. Denn China unternimmt massive Anstrengungen, eine Führungsrolle in der Produktion von Elektrofahrzeugen einzunehmen. In diesem Fall wäre die vorgestellte fünfsitzige Limousine wohl das erste elektrische Mittelklassefahrzeug in Amerika, für dessen Kauf die Konsumenten die Subventionen der US-Regierung beanspruchen können.

Wie das Auto heißt? Coda. Nie gehört? Klingt billig? Eben. Denn bisher fehlte chinesischen Herstellern eines: eine bekannte Marke. Mit dem Hummer ändert sich das. Und niemand schreibt den Chinesen vor, dass sie weiterhin tonnenschwere Hummer bauen müssen. Kleinere Geländewagen im Hummer-Look mit alternativen Antrieben könnten neue Käuferschichten begeistern und nicht nur Chryslers Jeep-Modellen Konkurrenz machen. Vielleicht wird es nicht allzu lange dauern, bis der bekennende Hummer-Liebhaber Arnold Schwarzenegger, "Terminator"-Star und Gouverneur von Kalifornien, einen Elektro-Hummer fährt.

Wer den Hummer mit dem Verkauf an chinesische Investoren voreilig abschreibt, könnte falsch liegen. Um es mit den Worten des Terminators zu sagen: They'll be back.

Autor: Stephan Bachenheimer

Redaktion: Thomas Grimmer/Waslat Hasrat-Nazimi