Auswahl der neuen Volontäre: "Eine intensive Erfahrung, der wir mit viel Demut begegnen" | Starten Sie durch mit einem Volontariat der Deutschen Welle | DW | 22.05.2019
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Volontariat

Auswahl der neuen Volontäre: "Eine intensive Erfahrung, der wir mit viel Demut begegnen"

Corona hat seine Spuren in jedem Lebensbereich hinterlassen – auch beim Volontariat der Deutschen Welle. Ramón García-Ziemsen, Leiter der Journalistischen Ausbildung erzählt, wie das Bewerbungsverfahren jetzt abläuft.

Wie werden die neuen Volontärinnen und Volontäre dieses Mal ausgewählt?

Zunächst einmal wieder ganz klassisch: Wir brauchen einen Lebenslauf, dann eine Arbeitsprobe und weil wir ja herausfinden wollen, ob jemand gut zur DW passt, stellen wir eine Menge Fragen.

 

Journalistische Fragen vermutlich….

…nicht nur. Wir wollen wissen, wie kreativ, aufgeschlossen für Neues und kritikfähig die Bewerber sind. Also fragen wir z.B. ganz konkret nach Ideen für alles Mögliche, vielleicht weiß ja auch jemand, wie man das Angebot der DW verbessern könnte. Wichtig ist uns, dass man nicht schon Journalist sein muss, um sich bewerben. Naturwissenschaftler, IT-Experten, Naturwissenschaftler, Juristen, Wirtschaftswissenschaftler sind herzlich eingeladen. Aber auch jemand mit einer Berufsausbildung – es waren auch schön Köche oder Krankenpfleger dabei. Es sollen Leute sein, die einerseits das Handwerk lernen wollen und andererseits diesen Beruf jenseits aller eingefahrenen Wege mit uns neu denken wollen.

 

Das ist ja schon anders als bei anderen großen Medienanbietern.

Das ist sicher so. Wir suchen Menschen aus den verschiedensten Ecken der Welt, die einen eigenen Kopf haben. Und uns ist auch Diversität wichtig, nicht nur in Bezug auf kulturellen und sprachlichen Hintergrund, sondern auch in Bezug auf Biografie, politische Vorstellung, sexuelle Orientierung und Ausbildungshintergrund. Je bunter desto besser! Wir berücksichtigen aber auch den Bedarf des Hauses. Wir suchen keine Lautsprecher, sondern auch die Stillen, die sehr selbstreflektiert und kritisch sind. Menschen, die auch mal Nein sagen. Die sich nicht so schrecklich wichtig nehmen. Die in der Gruppe funktionieren. Wir können die tollsten Trainer haben – am meisten lernen die Volontärinnen und Volontäre voneinander. Und natürlich in den Redaktionen.

 

Am Ende werden ja normalerweise 50 Bewerber zu einem Assessment-Center nach Bonn eingeladen. Was glaubst du - wird das stattfinden?

Wenn es geht, in jedem Fall, wenn nicht werden wir das Ganze Online durchführen. Ob nun analog oder digital: Unser Ziel ist es, die Bewerberinnen und Bewerber richtig kennenzulernen – wir wollen sie nicht in Grund und Boden testen. Nach einem Wissenstest müssen sie zeigen, dass sie „geradeaus“ schreiben können, sie müssen sich vor der Kamera präsentieren und in Übungen beweisen, wie kreativ und stressfest sie sind. Am dritten Tag finden jeweils 20-minütige Gespräche mit dem Intendanten der DW, der Chefredakteurin, dem Leiter der DW Akademie, Personalräten und Vertretern aller Direktionen statt. Diese Gespräche werden vergleichbar geführt und laufen deshalb sehr fair ab.

 

Was sind für die Bewerberinnen und Bewerber die größten Herausforderungen?

Manchmal denke ich, dass zu viele Bewerber irgendwelche Bewertungsratgeber gelesen haben. Wir sind ein journalistisches Unternehmen, das weltweit für Pressefreiheit steht, junge Zielgruppen erreichen will und viel in Innovation investieren muss, um zu überleben. Da darf man Ecken und Kanten zeigen. Wenn sie dann in Bonn sind, sind die ersten 15 Minuten schlimm: So lange brauchen die meisten, bis sie merken, dass wir keine bösen Prüfungsmonster sind. Aber die drei Tage sind natürlich wahnsinnig anstrengend: Unter Druck Nachrichten schreiben, auf Kommando in eine andere Rolle schlüpfen. Unser Ziel ist, allen gerecht zu werden und jeder und jedem eine echte Chance zu geben. Auch für uns ist das eine unglaublich intensive Erfahrung, der wir mit viel Demut begegnen. Wir entscheiden über die Zukunft von Menschen. Uns ist klar, dass für viele, gerade aus Ländern, in denen Journalisten nicht frei arbeiten können, eine große Chance bedeutet.

 

Wie wird den das Volontariat unter Corona-Bedingungen aufgebaut sein?

An den Inhalten wird sich wenig ändern. Es wird wieder eine Kombination aus Seminarblöcken und Stagen geben, die sich alle zwei Monate abwechseln: Die ersten zehn Monate werden dabei in Bonn sein, bevor es nach Berlin und in die Auslandsstudios geht. Wir gehen davon aus, dass sich die Corona-Situation im nächsten Jahr beruhigt. Trotzdem planen wir nun mehr Lerninhalte, die online vermittelt werden können. Das heißt aber nicht, dass alles nun über Video-Calls stattfinden wird. Wir werden versuchen, so viel wie möglich vor Ort zu machen. Auch die multimediale Ausbildung bleibt: Es wird auf jeden Fall Projekte in Fernsehen und Radio geben. Die Stagen in den verschiedenen Redaktionen sollen - soweit möglich - vor Ort stattfinden.

 

Und was wird neu sein?

Themen wie verification, mental health, constructive journalism werden eine größere Rolle spielen. Dann: Das journalistische Grundlagen-Training wird wesentlich intensiver sein. Auch der Bereich Körper und Selbstpräsentation wird wichtiger. Und: Die neuen Volos werden sich viel stärker einbringen können: Wenn sie Ideen und Wünsche zu ihrem Seminarplan haben, können wir schnell Trainings organisieren. Das haben wir ja jetzt geübt. Auch wird unser Augenmerk auf der Rolle der Medien in der Welt liegen und wir werden uns mit Verschwörungstheorien und Desinformation auseinandersetzen.

 

Worauf können sich die Volos freuen, wenn sie es geschafft haben, einen der begehrten zwölf Plätze zu ergattern?

Zu allererst auf eine tolle Truppe. Die Volos der DW sind internationaler als jemals zuvor. Auch die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren ist dieses Mal wesentlich größer. Die Neuen werden sich in einem Sender zu beweisen können, der sich organisatorisch und inhaltlich neu definiert und momentan so erfolgreich und gleichzeitig so bereit für Veränderungen ist, wie nie zuvor. Wichtig ist vor allem ihr Wille, Veränderungen voranzutreiben und nicht einfach nur zu begleiten. Freuen können sie sich aber auch darauf, Sicherheit in der eigenen Themenfindung zu lernen. Und am Ende sind sie so ausgebildet, dass sie fast überall arbeiten können. Das zeigt sich an denen, die in den vergangenen Jahren fertig geworden sind: Sie arbeiten als Redakteure mit Sendungen, die sie verantworten, als Reporter, als Moderatoren oder Korrespondenten in der Welt. Eine Vola, die vor vier Jahren angefangen hat, ist jetzt Chefin der News-Digital-Redaktion – wer Karriere machen möchte, auch das ist möglich.

 

Die Bewerbungsphase für den Volontärs-Jahrgang 2021-2023 startet am 26. Oktober 2020. Weitere Informationen hier auf unserer Website.

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