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Autohersteller vor harten Zeiten

Antonia Lange (dpa)26. Oktober 2012

Gewinneinbrüche, Schließung von Werken oder Entlassungen: Immer mehr schlechte Nachrichten von kommen Europas Autobauern. Besserung ist nicht in Sicht. Doch es trifft nicht alle Hersteller gleich heftig.

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Ferrari driver Fernando Alonso of Spain, left, crashes with McLaren Mercedes driver Lewis Hamilton of Britain, airborne right, during the first lap of the Belgium Formula One Grand Prix in Spa-Francorchamps circuit, Belgium, Sunday, Sept. 2, 2012. (Foto:Luca Bruno/AP/dapd)
Formel 1 Spa Große Preis von BelgienBild: AP

Neuer Tag, neue Hiobsbotschaft: In Europas Autobranche häufen sich derzeit die Schreckensmeldungen über Gewinneinbrüche, Werksschließungen und Entlassungen. Egal ob Ford, PSA Peugeot Citroën oder sogar der Oberklasse-Hersteller Daimler - die Autobauer liefern schlechte Nachrichten am laufenden Band. "Und wir stehen erst am Anfang", hatte jüngst Autoexperte Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen prophezeit. Die Situation werde weiter eskalieren und sich zuspitzen.

Am Donnerstag (25.10.2012) schlug der US-Konzern Ford Alarm: Wegen der Absatzkrise rechnet das Unternehmen mit einem Milliardenverlust in Europa. Erst am Tag zuvor hatte Ford angekündigt, seinen Standort Genk in Belgien schließen zu wollen. Doch damit nicht genug: Denn dann verkündet der US-Hersteller die Schließung weiterer Standorte in Europa. So sollen zwei Werke in Großbritannien dichtmachen. "Wir werden die Krise in Europa mit einem Fokus auf neue Produkte, einer stärkeren Marke und einer verbesserten Kosteneffizienz angehen", erklärt Ford-Chef Alan Mulally.

Tiefe Krise in Europa

Das ist nur ein Beleg von vielen für die tiefe Absatzkrise auf Europas Automarkt. Momentan leiden zahlreiche Hersteller darunter, dass die Kunden in Europa immer seltener ein neues Auto kaufen. Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen geht seit einem Jahr Monat für Monat zurück.

Der angeschlagene französische Autobauer Peugeot will landesweit 8000 Stellen streichen - und in der Nähe von Paris eine Fabrik dichtmachen. Zuletzt teilte er mit, dass er künftig Staatshilfen für seine Finanztochter PSA Finance bekomme. Das Volumen: 7 Milliarden Euro. Aktuell verbrennt der Konzern Monat für Monat einen dreistelligen Euro-Betrag an Cash - und dürfte das PSA-Chef Philippe Varin zufolge noch bis 2014 tun. Lange hatten neben Ford und Peugeot nur andere Massenhersteller wie Fiat und Opel mit der Krise in Europa zu kämpfen. Nun greift sie allerdings auch auf Oberklasse-Hersteller über. Bereits im September hatte Daimler-Konzernlenker Dieter Zetsche schlechte Nachrichten verkündet: Wegen der Absatzkrise in Europa werde die wichtige Autosparte des Konzerns den erwarteten Gewinn wohl nicht erreichen.

Auch Daimler tritt auf die Bremse

Am Mittwochabend musste auch Daimler seine Ziele für nahezu alle zentralen Konzernbereiche kassieren. Um gegenzusteuern, legen die Schwaben für ihre Pkw-Sparte zudem ein Sparprogramm von zwei Milliarden Euro auf. Mit Blick auf Oberklasse-Hersteller wie Daimler dürfe man aber "nicht überdramatisieren", sagt Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch-Gladbach. "Natürlich wünscht man sich das nochmal besser - aber im Vergleich zu manch anderen Herstellern ist Daimler gut unterwegs."

Auch Branchenprimus Volkswagen ist nicht immun: Der schwache Europa-Markt drückte VW im dritten Jahresviertel auf das operative Ergebnis. Unter dem Strich verdienten die Wolfsburger zwar noch kräftig - ein Großteil ist aber auf die Komplettübernahme der Sportwagenschmiede Porsche zurückzuführen. Die Zuffenhauser peilen unterdessen das nächste Rekordjahr an: Bei Umsatz und operativem Gewinn kratzt Porsche schon nach neun Monaten an den alten Bestmarken von 2011.