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IAA Konjunktur

13. September 2011

Die Finanzmärkte sind hypernervös, die Konjunkturaussichten gedämpft. Egal: Auf der Automesse in Frankfurt ist Optimismus Pflicht. Zu sehen ist eine Branche im Wandel.

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Elektroauto Mia (Foto: kohlpharma GmbH)
Bild: kohlpharma GmbH

Es sind nur fünf Minuten mit dem Auto von der Deutschen Börse bis zum Messegelände in Frankfurt. Aber während sich die Aktienhändler derzeit vor allem die Haare raufen angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten, herrscht in den Messehallen eher Partystimmung. Die Branche feiert sich selbst, die IAA ist eine Art Hochamt der Autoindustrie.

Daimler sieht keine Krise

Der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Dieter Zetsche, am Dienstag (13.09.11) auf der 64. IAA (Foto: dapd)
Daimler-Chef Zetsche im Kreise seiner LiebenBild: dapd

Das verwundert nicht: Die Auftragsbücher sind voll, die Werke vor allem der deutschen Hersteller ausgelastet. Von einem Rekordjahr ist die Rede – und das, obwohl die jüngste Krise gerade mal zwei Jahre her ist. Und schon braut sich neues Unwetter zusammen. Aber bislang kann Daimler-Chef Dieter Zetsche noch keine Kratzer im Lack entdecken: "Wir haben hervorragende Auftragszahlen rund um den Globus", so Zetsche gegenüber DW-WORLD.DE.

Aber natürlich sehe man, was an den Finanzmärkten passiere. Und daher werde es Zeit, dass wieder Vertrauen in die Märkte komme. Zudem erwartet Zetsche von der Politik ein klares Signal für die Lösung der Eurokrise. Trotzdem bleibt Zetsche Optimist: "Wir sind zuversichtlich, dass wir auch im nächsten Jahr Wachstum sehen werden."

Infografik Autohersteller Marktanteile (DW-Grafik)
Frankfurt ist das Hochamt der deutschen AutomobilbrancheBild: Stand: 2010 | Quelle: Statistisches Bundesamt, VDA

Ford setzt auf Russland und Türkei

Die Angst geht also um, dass sich die Industrie den Finanzmarktvirus einfängt und erneut ins Trudeln kommt. Daimlers PKW-Tochter Mercedes-Benz kontert mit neuen Modellen, unter anderem einem Elektro-Smart und der neuen B-Klasse.

Auch beim US-Autobauer Ford hat man Sorge, dass die mühsame Aufholjagd der letzten Jahre einer neuen Krise zum Opfer fällt. Man sehe schon, dass in dem einen oder anderen Markt die wirtschaftlichen Verhältnisse schlechter geworden seien und die Nachfrage etwas zurückgehe, so Deutschland-Chef Bernhard Mattes im Gespräch mit DW-WORLD.DE. "Dafür gibt es aber andere Märkte, wie zum Beispiel Russland oder die Türkei, wo die Nachfrage deutlich steigt."

Bei Ford sei man sehr zuversichtlich. Man habe viele neue Produkte und Technologien. "Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung, wir haben uns auch in Europa gut geschlagen, in Deutschland wächst unser Marktanteil. Insofern gehen wir mit Optimismus in die Zukunft."

BMW sieht Revolution

BMW i8 Concept in Frankfurt (Foto: dapd)
So könnte ein BMW in Zukunft aussehen: i8ConceptBild: dapd

Optimismus ist Pflicht auf der IAA, das aber ist nichts Neues. Neu hingegen ist schon, welche rhetorischen Figuren viele Automanager bemühen. Zum Beispiel, wenn BMW-Chef Norbert Reithofer die Palette der Neuvorstellungen aus seinem Unternehmen preist und den Revolutionär gibt: "In der Phase des Übergangs zur nachhaltigen Mobilität brauchen wir beides: Evolution und Revolution", so der BMW-Chef.

Mit der jüngst vorgestellten BMW-i-Familie gehe man völlig neue Wege: "Emissionsfreies Fahren, neue Werkstoffe und eine nachhaltige Produktion. Nachhaltige Wertschöpfung ohne Ressourcen-Schröpfung: Das ist eine Revolution."

In diesem Jahr wollen die Bayern 1,6 Millionen Autos verkaufen – ein neuer Rekord. Auch die VW-Tochter Audi drückt in der Premiumklasse aufs Tempo und will mit 1,3 Millionen verkauften Autos in diesem Jahr Mercedes überholen. 300.000 Audis sollen allein in China abgesetzt werden.

"Opel is back!"

Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke auf der IAA (Foto: dapd)
Opel-Chef Stracke sieht sein Unternehmen auf gutem WegBild: dapd

Turbulente Zeiten hat Opel hinter sich, hier in Frankfurt meldet sich das traditionsreiche Unternehmen zurück: Die Zeit der roten Zahlen sei vorbei, in diesem Jahr will man eine schwarze Null schreiben und im nächsten Jahr wieder einen Gewinn an die Konzernmutter GM überweisen. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke pries gegenüber DW-WORLD.DE "die neueste Produktflotte, die wir je in der Geschichte von Opel gehabt haben".

Im ersten Halbjahr habe Opel Marktanteile gewonnen und deutlich mehr Autos verkauft. Daher sei man auch mit Blick auf das gesamte Jahr optimistisch. "Die Messe hier, wo wir vier neue Produkte vorstellen und auf den Markt bringen, wird uns einen deutlichen Schub geben. Opel is back!"

VW feiert groß einen Kleinen

Volkswagen Up (Foto: dpa)
In Frankfurt vorgefahren: Der Kleinwagen VW UpBild: picture alliance / dpa

Der Messeauftritt von Europas größtem Autobauer Volkswagen dreht sich um einen Kleinwagen. Mit dem Up wollen die Wolfsburger ein bezahlbares Stadtauto anbieten und damit an die Erfolgsgeschichten von Käfer und Golf anknüpfen. VW-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg ist sozusagen der Familienvater, man habe ja immer schon von einer "new small family" gesprochen.

Zunächst komme eine zweitürige Version auf den Markt, zu haben ab November für unter 10.000 Euro in der Basisversion. Anfang des nächsten Jahres komme ein Fünftürer. "Wir werden auch alternative Antriebe anbieten, zum Beispiel mit Erdgas. Und 2013 kommt der E-Up, der rein elektrisch fährt", sagt Hackenberg im Gespräch mit DW-WORLD.DE. "Ich glaube, damit setzen wir ein Zeichen."

Zeichen setzen will die IAA in jedem Fall. Die Veranstalter rechnen in den kommenden Tagen mit über 800.000 Besuchern. Das Auto fasziniert die Massen offenbar nach wie vor.

Autor: Henrik Böhme, z.Zt. Frankfurt am Main
Redaktion: Andreas Becker