1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bürgermeisterwahl in Moskau

8. September 2013

Die russische Hauptstadt wählt ihren Bürgermeister, doch allein das Abschneiden des Kremlkritikers Nawalny sorgt für Spannung: Wird ihm gegen den kremltreuen Amtsinhaber Sobjanin ein Achtungserfolg gelingen?

https://p.dw.com/p/19deP
Wahlkampf in Moskau (Foto: Egor Winogradow)
Bild: Egor Winogradov

Umfragen zufolge hat Alexej Nawalny keine Siegchance. Der Kreml unterstützt offen Sergej Sobjanin, der seit 2010 an der Spitze der Hauptstadtverwaltung steht. So dürfte der 55-Jährige die Bürgermeisterwahl denn auch klar gewinnen. In letzten Umfragen lag Sobjanin deutlich über fünfzig Prozent, während Nawalny auf knapp zwanzig Prozent kam. Weit abgeschlagen und völlig chancenlos sind die vier weiteren Kandidaten.

Moskau bekommt neuen Bürgermeister

Die Teilnahme des Bloggers und Anwalts Nawalny an der Bürgermeisterwahl an diesem Sonntag stand lange auf der Kippe. Nur weil ein umstrittenes Urteil zu fünf Jahren Straflager wegen Veruntreuung noch nicht rechtskräftig ist, darf der 37-Jährige, der einer der schärfsten Kritiker Putins ist, als Kandidat antreten. Die Wahl in Moskau gilt als wichtigste Abstimmung seit den Massenprotesten gegen Präsident Wladimir Putin vor eineinhalb Jahren. Wer als Bürgermeister in der russischen Hauptstadt mit ihren fast zwölf Millionen Einwohnern regiert, zählt zu den mächtigsten Männern im Land.

Alexey Nawalny bei seinem letzten Wahlkampfauftritt (Foto: dpa/picture alliance)
Alexey Nawalny bei seinem letzten WahlkampfauftrittBild: picture-alliance/dpa

Wahlkampf um jeder Stimme

Zuletzt hatten sich Sobjanin und Nawalny einen harten Wahlkampf geliefert. Mit Attacken auf den politischen Gegner warben beide bis zum Schluss um jede Stimme. Der Wahlkampf sei unfair gewesen und die Behörden würden bei dem Urnengang Manipulationen vorbereiten, behauptete Nawalny bei seiner Abschlusskundgebung. "Falls sie unsere Stimmen stehlen, werden wir nicht ruhig zusehen", sagte der scharfzüngige Kreml-Kritiker. Nawalny rief die Moskauer auf, mit ihrer Stimme im Kampf um das Rathaus auch ein Zeichen zu setzen gegen "Dauerherrscher" Putin.

Bürgermeister Sergej Sobjanin (Foto:
Bürgermeister Sergej SobjaninBild: picture-alliance/dpa

Der charismatische Kreml-Kritiker gilt als heimlicher Held der modernen Mittelklasse, die sich nach einem anderen Russland sehnt als jenem, in dem Oppositionelle ausgeschaltet, Demonstranten verhaftet und kritische Journalisten mundtot gemacht werden. Seinen Ruf als furchtloser Kritiker der Mächtigen verdankt Nawalny vor allem dem Internet. Dort veröffentlichte der Blogger ab 2007 kritische Recherchen über die dubiosen Geschäftspraktiken russischer Großkonzerne, die sich teilweise in Staatsbesitz befinden.

Der amtierende Bürgermeister Sobjanin bezeichnete Nawalny als politisch völlig unerfahren. Dessen Vorschlag, bei größeren Vorhaben in Moskau per Referendum entscheiden zu lassen, zeuge von "mangelnder Verantwortungsbereitschaft", sagte der treue Gefolgsmann Putins bei seiner Abschlusskundgebung.

qu/nis (dpa,afp)