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Ban rückt Afghanistan in den Mittelpunkt

4. Februar 2009

Mit einem überraschenden Besuch in Afghanistan demonstriert der UN-Generalsekretär seine besondere Aufmerksamkeit für das vom Krieg zerrissene Land. Präsident Karsai kritisiert die internationalen Truppen.

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Ban in Kabul (vor Mikrofon) mit Karsai bei Pressekonferenz (Bild: AP)
Sorge über die Lage: Ban Ki-Moon mit Präsident KarsaiBild: AP

"Afghanistan hat für die Vereinten Nationen auch im Jahr 2009 höchste Priorität", sagte Ban am Mittwoch (04.02.2009) nach einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in Kabul. Vor allem die Verbesserung der Sicherheitslage und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes seien gewaltige Herausforderungen.

Brennendes Fahrzeug und Feuerwehrleute in Kabul (Bild: AP)
Schwerer Anschlag vor der deutschen Botschaft in Kabul Mitte JanuarBild: AP

Für die Durchsetzung von Frieden und Stabilität in Afghanistan sei auch weiterhin die Präsenz internationaler Truppen unerlässlich, betonte Ban. Der UN-Generalsekretär rief die in Afghanistan stationierten Streitkräfte dazu auf, Militäraktionen zu vermeiden, bei denen Zivilisten zu Schaden kommen könnten. Es habe "viele tragische Zwischenfälle" gegeben.

Karsai: Gespannte Beziehungen zum Westen

Nach den Worten Karsais sind die Beziehungen zwischen Afghanistan und seinen westlichen Verbündeten wegen der zivilen Opfer im Kampf gegen die Taliban "ernsthaft gespannt". Karsai warf dem Westen vor, Druck auf ihn auszuüben, damit er die Frage der getöteten Zivilisten nicht mehr anspreche. "Sie drängen uns, um uns zum Schweigen zu bringen, damit wir von unseren Forderungen Abstand nehmen", sagte Karsai . "Das ist aber unmöglich."

Seit einigen Monaten prangert der afghanische Präsident verstärkt die Tötung von Zivilisten bei Einsätzen der ausländischen Truppen an. Karsai, der bei den Präsidentschaftswahlen am 20. August erneut antreten will, sieht sich gleichzeitig zunehmender Kritik aus dem In- und Ausland ausgesetzt. Seiner Regierung wird Korruption und Unfähigkeit im Kampf gegen die Taliban-Rebellen vorgeworfen.

Mindestens 200 zivile Opfer

Über die zivilen Opfer in Afghanistan gibt es widersprüchliche Angaben. Nach Darstellung der internationalen Truppen wurden im vergangenen Jahr rund 200 afghanische Zivilisten bei Kampfhandlungen getötet. Die Vereinten Nationen gehen von vier Mal so viel Opfern aus.

In Afghanistan sind derzeit etwa 70.000 ausländische Soldaten im Einsatz. 51.000 Soldaten aus 41 Nationen stehen unter dem Kommando der Internationalen Schutztruppe ISAF, unter ihnen rund 3500 Bundeswehrsoldaten. 16.000 Soldaten gehören den US-geführten Koalitionstruppen an. Der neue US-Präsident Barack Obama hatte angekündigt, in den kommenden Monaten etwa 30.000 weitere Soldaten am Hindukusch zu stationieren. (wl/sc)