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PolitikAsien

Dhaka schickt Rohingya auf unwirtliche Insel

3. Dezember 2020

Eine Insel im Delta des Flusses Meghna, entstanden aus Schlick und Sedimenten. Ohne Schutz vor Monsun und Wirbelstürmen. Voll von Baracken, aber keine Infrastruktur. Und das soll die Heimat für 100.000 Rohingyas werden.

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Bangladesch Geplante Umverlegung der geflüchteten Rohingya nach Bhasan Char
Bild: DW/A. Islam

Die Volksgruppe der Rohingya ist eine muslimische Minderheit in Myanmar und dort einer massiven militärischen Verfolgung ausgesetzt. Die Vereinten Nationen sprechen von anhaltendem Völkermord. Etwa 750.000 Rohingyas hatten sich auf dem Höhepunkt der Militärgewalt 2017 ins benachbarte Bangladesch gerettet - und leben seitdem in hoffnungslos überfüllten Lagern.

Schon lange plant die Regierung in Dhaka, einen großen Teil der Flüchtlinge auf eine vorher unbewohnte, gerade einmal 20 Jahre Insel umzusiedeln. Kurz vor Abschluss der Bauarbeiten hatten DW-Reporter Bhasan Char besuchen können, das erst 1999 durch den Schlick des in den Golf von Bengalen mündenden Flusses Meghna entstand. Die Insel gilt als instabil und anfällig für Verwüstungen durch Wirbelstürme, zudem wird sie während des Monsuns zwischen Juni und September regelmäßig überflutet. Auch gibt es kaum Zugang zu gesundheitlicher Versorgung und Bildung. 

Ein traditionelles Fischerboot im Schlick vor Bhasan Char
Ein traditionelles Fischerboot im Schlick vor Bhasan CharBild: DW/A. Islam

2500 Umsiedlungen in der ersten Phase

Doch an diesem Donnerstag hat Bangladesch mit der Umsiedlung tausender Rohingyas begonnen. Mehr als 20 Busse hätten Flüchtlinge vom riesigen Flüchtlingslager in Cox's Bazar in die Hafenstadt Chittagong gebracht, sagte der regionale Polizeichef Anwar Hossain der Nachrichtenagentur AFP. Von dort aus sollten die Menschen mit einem militärischen Landungsfahrzeug auf Bhashan Char gebracht werden. In dieser ersten Phase sei die Verlegung von 2500 Rohingya-Flüchtlingen auf die Insel geplant.

Zeitraffer: Die Siedlung im Bau. Gut erkennbar: die roten Dächer
Zeitraffer: Die Siedlung im Bau. Gut erkennbar: die roten Dächer

Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Umsiedlung vehement. "Wenn die Regierung wirklich von der Bewohnbarkeit der Insel überzeugt wäre, wäre sie transparent und würde eine technische Bewertung durch die Vereinten Nationen nicht so hastig umgehen", sagte der Asien-Experte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), Brad Adams.

Die Vertretung der Vereinten Nationen in Bangladesch hatte zuvor erklärt, UN-Mitarbeiter könnten die "Sicherheit, Realisierbarkeit und Nachhaltigkeit" der neuen Flüchtlingsunterkunft auf der Insel nicht überprüfen. Man verfüge auch nur über begrenzte Informationen über die Aktion.

Freiwillig - oder nicht?

"Die Regierung von Bangladesch verstößt damit gegen ihr Versprechen an die Vereinten Nationen, keine Flüchtlinge auf die Insel Bhasan Char umzusiedeln, bis humanitäre Experten grünes Licht geben", sagte Adams weiter. Wäre die Regierung von der Bewohnbarkeit der Insel überzeugt, wäre sie damit transparent umgegangen und hätte die UN nicht außen vor gelassen.

Dicht an dicht: Die Baracken für 100.000 Flüchtlinge auf Bhasan Char
Dicht an dicht: Die Baracken für 100.000 Flüchtlinge auf Bhasan CharBild: DW/A. Islam

Besorgt äußerte sich auch die Organisation Fortify Rights: Regionalchef Ismail Wolff erklärte, Befragungen von Rohingya hätten ergeben, dass diese nicht freiwillig gingen, sondern genötigt wurden. Ohne Wissen der Betroffenen seien deren Namen auf den Listen zur Verlegung erschienen. Aus Angst seien einige Rohingya untergetaucht.

Bangladeschs Außenminister A.K. Abdul Momen bezeichnete die Kritik der Menschenrechtsgruppen als "verdammte Lüge". Seine Regierung habe entschieden, rund 23.000 Familien auf freiwilliger Basis nach Bhashan Char zu verlegen. Die Unterkünfte, in denen die Menschen derzeit lebten, seien sehr überfüllt, betonte er.

Blick in die Schlafräume
Blick in die Schlafräume Bild: DW/A. Islam

Etliche Rohingya möchten gerne in ihre Heimat zurückkehren. Aber durch ein Gesetz von 1983 haben viele Angehörige der Volksgemeinschaft ihre Staatsbürgerschaft verloren. Zudem verlaufen die Verhandlungen der Vereinten Nationen mit Myanmar und der Regierung unter der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi schleppend.

rb/ml (afp, dpa, epd, kna)

Rohingya sollen weg