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Übernahme torpediert

25. April 2007

Im Übernahmekampf um die Bank ABN Amro liegt ein neues Angebot auf dem Tisch. Ein Konsortium von drei Banken unter Führung der Royal Bank of Scotland hat das Angebot der britischen Barclays Bank überboten.

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Flaggen von Barclays and ABN Amro vor dem ABN-Hauptsitz in Amsterdam
Flaggen von Barclays and ABN Amro vor dem ABN-Hauptsitz in AmsterdamBild: AP

Der Bieterstreit um die niederländische Bank ABN Amro ist neu entflammt. Zwei Tage nach der Übereinkunft zwischen ABN Amro und der britischen Barclays-Bank über eine Fusion legte ein Konsortium unter Führung der Royal Bank of Scotland (RBS) am Mittwoch (25.4.07) ein höheres Angebot vor: Das Konsortium bietet 13 Prozent mehr als Barclays, teilte die RBS in London mit. Es sei bereit, 39 Euro pro Aktie und damit 72 Milliarden Euro zu bezahlen; Barclays hatte am Montag 36,25 Euro geboten, was einem Wert von 67 Milliarden Euro entspricht. Die Barclays-Offerte war bereits ein Drittel mehr, als die Aktie vor Beginn der Fusionsspekulationen kostete. Der zuletzt gesunkene Börsenkurs von ABN Amro ging nach dem neuen Angebot wieder in die Höhe.

Interesse an LaSalle

Das LaSalle-Building in Chicago, Quelle: AP
Das LaSalle-Building in ChicagoBild: AP

Bereits am Mittwoch ist ein Treffen des Konsortiums mit der Leitung der ABN Amro geplant, um über das Angebot zu sprechen. Das Konsortium, zu dem neben der RBS die belgische Bank Fortis und die spanische Banco Santander gehören, stellt allerdings die Bedingung, dass die ABN Amro den am Montag angekündigten Verkauf ihrer US-Tochter LaSalle an die Bank of America aussetzt. An der Übernahme dieser Bank ist die Royal Bank of Scotland selbst interessiert. Gelingt dem Trio die Übernahme, wird es nach Einschätzung von Branchenexperten das niederländische Institut aufspalten.

ABN hatte sich mit LaSalle auf einen Verkaufspreis von umgerechnet 15,5 Milliarden Euro geeinigt. Barclays will darüber den Kauf von ABN in Teilen finanzieren. Die LaSalle-Transaktion sollte eigentlich gegen Ende des Jahres abgeschlossen sein. Sollte der Deal mit der Bank of America nicht klappen, müsste ABN 200 Millionen Dollar an die US-Bank bezahlen. Kritiker sehen in dieser Vereinbarung den Versuch, eine Gegenofferte für ABN Amro zu erschweren.

Höhere Offerte?

"Der Ball liegt jetzt wieder bei Barclays", kommentierte ein Analyst. Er halte es aber für unwahrscheinlich, dass die Briten ihre Offerte aufstocken könnten. Der britische Hedge Fonds TCI drängte die ABN Amro indes zur Annahme der Offerte. Das Direktorium von ABN müsse dem RBS-Konsortium sofort vollen Zutritt für die Buchprüfung gewähren und das Angebot dann empfehlen, erklärte TCI. Der Fonds hatte die Fusionsgespräche ausgelöst, als er Anfang des Jahres wegen schwacher Renditen für eine Aufspaltung der Bank plädiert hatte.

Der Kurs der ABN-Aktie legte nach der Ankündigung der RBS-Gruppe um rund fünf Prozent zu auf 36,72. Auch in Deutschland profitierten Bankenaktien von dem Übernahmekampf. Die Titel der Commerzbank setzten sich mit einem Plus von gut zwei Prozent auf 36,11 Euro an die Spitze der Gewinner im Leitindex Dax. Die Papiere der Deutschen Bank und der Postbank legten jeweils rund ein Prozent zu. "Die neue Offerte für ABN schraubt die Bewertungen der deutschen Banken nach oben", sagte ein Händler. "Außerdem sind alle drei im Dax gelisteten Banken mögliche Übernahmeziel."

Die Fusion von ABN Amro und Barclays wäre die größte Bankenfusion aller Zeiten. Die niederländische Bank hatte mehrere Jahre ihre Ziele verfehlt und galt seit langem als Übernahmekandidat. Seit Februar stand sie im Zentrum einer Übernahmeschlacht. (stu)