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Banker Boni

6. Februar 2011

Abkassieren im großen Stil: Obwohl die hohen Einkommen der Wertpapierhändler die Wirtschaftskrise mit entfacht haben, deuten sich neue Exzesse im Gehaltsmonopoly bei den Banken an. Sind die Regulierungsregeln zu lasch?

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Symbolbild Festgehalt Bonus (Grafik: DW)
Michael Adams, Wirtschaftsjurist Universität Hamburg (Foto: Universität Hamburg)
Wirtschaftsjurist Michael AdamsBild: Universität Hamburg

Gemeinhin ist Michael Adams ein Gesprächspartner, der ruhig und besonnen argumentiert. Und auf die Frage, ob Investmentbanker in Zukunft nur noch ein Festgehalt und keine erfolgsabhängigen Bonuszahlungen mehr erhalten sollen, reagiert er klar und eindeutig: "Die Bankbranche ist ja in höchstem Maße vom Wettbewerb geprägt", sagt der Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Hamburg. Deshalb sei es "nicht vernünftig", etwas gegen Leistungsanreize wie Bonussysteme zu haben. Denn: "Festgehälter verhindern extremen Einsatz und letztes Engagement", ist sich Adams sicher.

Seine Einschätzung scheint der Geschäftsphilosophie internationaler Großbanken zu entsprechen: Kaum ist die Krise halbwegs überwunden, kassieren bereits junge Investmentbanker wieder neben jährlichen Festgehältern von rund 90.000 Euro noch einmal Bonuszahlungen in gleicher Höhe - und das am verhältnismäßig bescheidenen Banken- und Finanzstandort Frankfurt.

Bonuszahlungen in Milliardenhöhe

Comic Finanzkrise Copyright: Martin Armbruster
Investment-Banker in Aktion...

International gesehen kommt die Party wieder richtig in Schwung: Nach einem Bericht der "New York Times" haben alleine die fünf größten Bankhäuser an der Wall Street rund 90 Milliarden Dollar für die Bonus-Saison eingeplant. Top-Verdiener dürfen mit Sonderzahlungen von einer Million und mehr rechnen. Dabei gelten ausufernde Vergütungsregeln als eine der Ursachen für die Finanz- und Wirtschaftskrise.

Die europäische Bankenaufsicht hat bereits Richtlinien erlassen, um die Sonderzahlungen zu deckeln. Mehr als schnelle Verkaufserfolge sollen langfristige Unternehmensziele der Banken als Maßstab für die Berechnung von Provisionen dienen: Nicht hohe Barauszahlungen, sondern Aktienoptionen für die nächsten Jahre sollen die Wertpapierhändler in die richtige Spur bringen - nur wer nachhaltige Geschäfte macht, verdient kräftig im Bonus-Bereich.

Höhere Fixgehälter

Um den Wegfall des schnellen Geldes auszugleichen, haben viele Geldhäuser allerdings bereits die Festgehälter der betroffenen Mitarbeiter kräftig erhöht. Denn der Kampf um die besten Köpfe zwischen den Unternehmen ist groß. "Es gibt dort Wettbewerb ohne Ende", sagt Michael Adams. Und die Spitzenkräfte unter den Wertpapierhändlern kennen ihren Wert. "Ganze Teams ziehen wie Söldner von Bank zu Bank", so Adams, "und sie bringen dort die entscheidenden Gewinne herbei." Genau deshalb ist es in der Branche umstritten, ob die neuen Bonusregeln ausreichen werden, um neue Krisen zu verhindern.

Magie der großen Zahlen

Josef Wieland, Ökonomieprofessor vom Zentrum der Wirtschaftsethik an der Universität Konstanz (Foto: J. Wieland)
Josef Wieland, Experte für WirtschaftsethikBild: Josef Wieland

"Diese kleine Gruppe von Finanzprofis, über die wir hier reden, hat ja keine Loyalität zu einer Institution", meint Josef Wieland. Er ist an der Hochschule Konstanz Professor für Wirtschafts- und Unternehmensethik. Wieland versucht die Gründe zu analysieren, die in der Vergangenheit zur Explosion der Vergütungen in bestimmten Bereichen der Finanzbranche geführt haben. Er verweist dabei auch auf die "Magie der großen Zahlen", die dort herrsche: "Diese Leute können bei ihren Geschäften sozusagen aus 10 Millionen in Lichtgeschwindigkeit hundert Millionen machen."

Auch deshalb würden sich Investmentbanker und Vermögensverwalter bei ihren Gehaltsvorstellungen gegenseitig hochschaukeln. "Sie sind nicht nur an Geld, sondern an möglichst viel Geld interessiert." Wieland spricht in diesem Zusammenhang von einem "Hobby des Geldvermehrens", das im Extremfall dazu führen könne, "die ganze Gesellschaft an die Wand zu fahren."

Kräfte des Marktes

Wirtschaftsrechtler Michael Adams fordert zwar auch Regeln, die die Nachhaltigkeit von Investments in den Vordergrund stellen. Was aber die Höhe der erreichbaren Boni für Banker anbelangt, vertraut er auf die Kräfte des Marktes. "Wenn da Leistungen und Wettbewerb aufeinandertreffen", so Adams, "dann bildet sich eine Zahlung heraus, die man staunend zur Kenntnis nehmen kann, die aber an sich nicht besorgniserregend ist."

Es genüge, Erfolgsprämien über mehrere Jahre gestreckt auszuzahlen. Dadurch entstehe für die Wertpapierhändler eine klare Botschaft: Verkaufe er ein "faules" Produkt, das sich erst später als solches herausstelle, so schlage dies auch nach Jahren noch in den Bonus hinein. "Und damit ist im Grunde genommen der Betrugsanreiz herausgenommen worden. Insofern hat die Krise doch an vielen Stellen zu Lernprozessen geführt."

Autor: Klaus Ulrich

Redaktion: Rolf Wenkel