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Bayer 04 Leverkusen spielt winnetouesk

Sarah Wiertz
5. Mai 2019

Werbung pur für die Bundesliga: Bayer 04 Leverkusen spielt gegen Eintracht Frankfurt attraktiven und torreichen Einbahnstraßenfußball. Viel wichtiger aber: Die Spieler machen den Klub für sich selbst wieder attraktiv.

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Fußball-Bundesliga: Bayer 04 Leverkusen - Eintracht Frankfurt - Tor
Bild: Getty Images/I. Fassbender

Es war ein sehenswertes Spektakel, ein historisches Spiel, ein erinnerungswürdiger Tag. Aber so epochal auch nicht, als das es, nachdem die meisten Zuschauer das Stadion bereits verlassen hatten, die Winnetou-Titelmusik rechtfertigt. "Das läuft hier zum ersten Mal", grinste Leverkusens Stürmer Kevin Volland beim Interview mit Sky nach dem 6:1 (6:1)-Triumph gegen Eintracht Frankfurt zum Abschluß des 32. Spieltags in die Kamera. Die Musik, mit der fast jeder automatisch den Blick in die unendliche Weite der Prärie assoziiert, passte nicht so wirklich zu dem ereignisreichen, ja stakkatoartigen Toren in der ersten Halbzeit.

"Das war sensationell von uns. Wir haben auch jedes Ding anfangs reingemacht. Wir hätten in der zweiten Halbzeit auch noch zwei, drei machen müssen", meinte Volland. "Man hat gesehen, dass wir nur schwer zu halten sind, weil wir nicht dumm nach vorne spielen, sondern die richtigen Momente abwarten." Sehr viel Ballbesitz, hohes Pressing, one-touch-Fußball - die Gäste, die nur 70 Stunden nach dem Europa-League-Hinspiel gegen den FC Chelsea offensichtlich müde Knochen und Köpfe hatten, waren in allen Belangen überfordert vom Einbahnstraßenfußball der Gastgeber.

Brandt mit Ausstiegsklausel

Leverkusen, für vieles, aber nicht gerade für die große Anzahl von Anhängern bekannt, hat heute einige Fußballherzen hinzu gewonnen. Gleichzeitig hat die jungen Mannschaft mit ihrem Offensivspektaktel auch noch größeres Interesse auf sich gezogen: Die jungen deutschen Nationalspieler um Kai Havertz (2. Minute) Julian Brandt (13.), Jonathan Tah und Kevin Volland sowie Leon Bailey und Luca Alario (23./ 34.) - sie alle sind begehrt im nationalen wie internationalen Fußball.

"Ich will die Saison so gut es geht beenden. Mein Vertrag geht bis 2021. Jeder Fan kann sich auf die letzten zwei Wochen freuen. Stand jetzt bleibe ich", antworte Julian Brandt vage auf die Frage seines Verbleibs. Der 23-jährige Offensivspieler hat als einziger eine Ausstiegsklausel, sie soll bei etwa 25 Millionen liegen - das ist im heutigen Fußball relativ wenig für ein junges Talent wie ihn.

Ausverkauf: ja oder nein?

Alario sollen Angebote aus Spanien vorliegen, Bailey war vor seiner Verpflichtung in Leverkusen schon mit der Premier League in Verbindung gebracht worden sein. Die größte Baustelle für Sportgeschäftsführer Rudi Völler ist jedoch die Personalie Kai Havertz, eines der größten Offensivtalente Europas. Der 19-Jährige erzielte heute sein 15. Saisontor – in keiner der Top-5-Ligen Europas jubelte ein anderer Spieler seines Alters so häufig wie er. Natürlich ist der FC Bayern München sehr interessiert. Aber auch die großen Klubs im Ausland.

Fußball-Bundesliga: Bayer 04 Leverkusen - Eintracht Frankfurt - Tor: Kai Havertz
19 Jahre jung und eines der größten Offensivtalente Europas: Kai HavertzBild: imago

Der große Ausverkauf steht also an. Oder vielleicht doch nicht? Durch den 6:1-Erfolg hat die Werkself nicht nur den Marktwert ihrer Mannschaft deutlich verbessert, sondern auch die Chancen, nächstes Jahr in der Champions League zu spielen. Durch die drei Punkte heute hat Leverkusen drei Plätze gut gemacht (derzeit Tabellenfünfter) und ist nun punktgleich mit Frankfurt. Durch den hohen Sieg hat die Mannschaft von Peter Bosz zusätzlich die Tordifferenz erheblich verbessert, so dass es nur noch drei Tore Unterschied zu der Eintracht sind, die jetzt am Donnerstag das so wichtige Europa-League-Halbfinal-Rückspiel in London vor sich hat.

Sollte Leverkusen Frankfurt an den letzten verbleibenden zwei Spieltagen tatsächlich noch vom vierten Platz und damit der Champions-League-Qualifikation verdrängen, wäre Bayer für die jungen Talente plötzlich wieder ein sehr attraktiver Arbeitgeber. Denn wohl fühlen sich die Profis hier, das haben sie immer wieder betont. Das große Manko war bisher, dass hier nicht königlich gespielt wurde.

Vier Siege aus den letzten vier Partien: Die Profis machen derzeit den Klub für sich selbst wieder attraktiv. Und so ist die Winnetou-Musik - auf lange Sicht gesehen - vielleicht doch nicht so schlecht gewählt. Vielleicht war das Spiel der Beginn einer großartigen Zukunft bei Bayer Leverkusen.

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online