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Bayer plant weltweiten Abbau von 12.000 Jobs

29. November 2018

Job-Kahlschlag bei Bayer: Nach der Monsanto-Übernahme soll der Dax-Konzern auf mehr Effizienz getrimmt werden. Rund jede zehnte Stelle fällt weg. Der Großteil der 12.000 gestrichenen Jobs entfällt auf Deutschland.

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Bayer AG - Werk in Leverkusen
Bild: Reuters

Der Leverkusener Aspirin-Hersteller verordnet sich nach der milliardenschweren Monsanto-Übernahme einen massiven Stellenabbau und den Verkauf von Unternehmensteilen. Rund 12.000 von weltweit gut 118.000 Arbeitsplätzen sollen wegfallen, wie der Pharma- und Agrarchemiekonzern nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Ein bedeutender Teil der Streichungen soll dabei Deutschland treffen, zu Details hielt sich Vorstandschef Werner Baumann bedeckt. Bis Ende 2025 soll hierzulande jedoch auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden. Für das Geschäft mit Tier-Medizin sowie Marken im Bereich Sonnenschutz und Fußpflege gibt es künftig keinen Platz mehr im Bayer-Reich. Der Konzern will sich zudem von seinem Anteil am Chemiepark-Betreiber Currenta trennen.

Bayer-Vorstandschef: Jobabbau nicht wegen Monsanto

Die Pläne seien keine Reaktion auf die Monsanto-Übernahme, beteuerte Baumann. "Und erst recht nicht auf die Glyphosat-Klagen in den USA." Bayer hattte den US-Saatgutriesen im Sommer für knapp 63 Milliarden Dollar übernommen. Wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des von Monsanto entwickelten Unkrautvernichters sieht sich der Konzern in den USA mit rund 9300 Klägern konfrontiert. An der Börse verlor Bayer deshalb deutlich an Wert. Dort kamen auch die mit dem Umbau angekündigten Abschreibungen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro nicht gut an - Bayer-Aktien gehörten am Donnerstag zu den größten Verlierern im Dax und gingen mit knapp 64 Euro aus dem Handel. Ende Januar kosteten sie noch 108 Euro.

Baumann betonte, die beschlossenen Maßnahmen seien "der richtige Schritt" für Bayer. Der Konzern erhöhe damit seine Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit. Der Stellenabbau solle "fair, sozialverträglich und mit dem nötigen Augenmaß" erfolgen. So sollen etwa Modelle für das Ausscheiden in den vorzeitigen Ruhestand zeitnah vereinbart werden. Die Arbeitnehmer hatten den Plänen im Aufsichtsrat zugestimmt - die Beschlüsse fielen einstimmig, wie Bayer mitteilte. "Der erreichte Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2025 ist ein Meilenstein", erklärte Betriebsratschef Oliver Zühlke.

Deutschland Bayer-Chef Werner Baumann
Bayer-Chef Werner Baumann: Jobabbau ist "keine Reaktion auf Monsanto-Übernahme"Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Tiermedizin steht zum Verkauf

Die rund 12.000 Arbeitsplätze sollen innerhalb von drei Jahren abgebaut werden. Davon entfallen rund 900 auf die Pharma-Forschung, wo Baumann künftig verstärkt auf gemeinsame Entwicklungen mit Partnern und externe Innovationen setzt. Hinzu kommen rund 350 Stellen in Wuppertal, wo ein Betrieb weg fällt, in dem Produkte gegen die Bluterkrankheit Hämophilie hergestellt werden.

Weitere 1100 Stellen entfallen auf die Neuaufstellung der Organisation im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health), rund 4100 auf das Agrargeschäft Crop Science durch die Monsanto-Integration und weitere 5500 bis 6000 unter anderem bei übergreifenden Konzernfunktionen.

Über einen Verkauf der Tiermedizin war bereits länger spekuliert worden, auch wenn Baumann zuletzt gegenteiliges beteuert hatte. Branchenexperten zufolge ist das Bayer-Geschäft in diesem Bereich zu klein, um langfristig allein bestehen zu können. Im vergangenen Jahr fuhr der Bereich einen Umsatz von rund 1,57 Milliarden Euro ein - etwa 4,5 Prozent der Erlöse des Gesamt-Konzerns. Analysten erwarten, dass ein Verkauf zwischen sechs und sieben Milliarden Euro einbringen könnte.

Die Rezeptfreien kosten Rendite

Im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten, das seit längerem schwächelt, räumt Baumann nun auf. Bayer prüft, wie man sich von den Bereichen Sonnenschutz mit der Marke Coppertone und Fußpflege mit der Marke Dr. Scholl's trennen kann. Der 60-prozentige Anteil an dem Chemiepark-Betreiber Currenta mache für Bayer nach dem Ausstieg beim Kunsstoffhersteller Covestro keinen Sinn mehr.

Im vierten Quartal kommen auf den Konzern Abschreibungen aus den Sparten Consumer Health und Pharma in einer Größenordnung von insgesamt 3,3 Milliarden Euro zu - der Löwenanteil mit rund 2,7 Milliarden aus den rezeptfreien Gesundheitsprodukten. Mit dem Sparprogramm und dem Umbau soll Bayer aber profitabler werden. Die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) soll bis 2022 auf mehr als 30 Prozent steigen. Im vergangenen Jahr lag sie bei 26,5 Prozent. Die Einmalkosten durch das Programm bezifferte der Konzern auf mehr als vier Milliarden Euro. Analysten und Fondsmanager will Bayer am 5. Dezember auf einer Investorenkonferenz in London über die künftigen Perspektiven seines Geschäfts informieren.

Konzentration auf Pharma und Agrarchemie

Der 1863 gegründete Bayer-Konzern ist eines der traditionsreichsten deutschen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 35 Milliarden Euro im Jahr 2017. Nach eigenen Angaben arbeiten weltweit knapp 118.200 Menschen für den Konzern. Lange vereinte Bayer unter seinem Dach die Bereiche Chemie, Gesundheit und Pflanzenschutz. Doch der Dax-Konzern aus Leverkusen treibt den Umbau zu einem reinen Life-Science-Unternehmen voran. Die Trennung von der Kunststofftochter Covestro 2015 diente diesem Ziel und ebenso die 63-Milliarden-Dollar teure Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto in diesem Jahr. Damit stieg Bayer zur weltweiten Nummer eins im Agrarchemie-Markt auf.

tko/ rb (dpa, rtr)