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"Unverschämt, hämisch, polemisch"

19. Oktober 2018

Die Führungsspitze des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern kündigt eine neue Medienpolitik des Vereins an. Man werde künftig auch juristisch gegen "herabwürdigende" Kritik an Spielern und Trainer vorgehen.

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Deutschland Fußball Bayern München Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge
Bayern-Präsident Uli Hoeneß (l.) und Vorstandschef Karl-Heinz RummeniggeBild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

"Respektlose Berichterstattung"

Es wirkte wie ein Tribunal: Die Bosse des FC Bayern, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic nutzten die Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel beim VfL Wolfsburg zu einer Generalabrechnung mit den Medien. "Die Polemik scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Das gilt für Medien und Experten, die auch mal bei diesem Klub gespielt haben", sagte Rummenigge mit Blick auf die jüngste Berichterstattung über die Krise des FC Bayern München. "Da heißt es zum Beispiel, Jerome Boateng und Mats Hummels zeigen Altherrenfußball. Geht es eigentlich noch?" Diese Diskussion sei "unverschämt, hämisch und polemisch", so der Bayern-Vorstandschef. Er zitierte Paragraph eins des Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ich weiß nicht, ob der Fußball da eine Sonderrolle einnimmt."

FCB schaltet Gerichte ein

Kontinuierlich würden "falsche Fakten" verbreitet, sagte Rummenigge. Der FC Bayern werde sich das ab sofort nicht mehr gefallen lassen: "Mit dem heutigen Tag werden wir unsere Spieler, unseren Trainer und auch unseren Klub schützen." Der Verein habe bereits per Gerichtsbeschluss gegen Medien Unterlassungserklärungen erwirkt und werde auch künftig juristisch gegen "despektierliche, respektlose, unverschämte Kritik an unseren Spielen und unserem Trainer" vorgehen.

Effenberg-Kritik "respektlos und unverschämt"

"Es ist an der Zeit, dass sich der wichtigste Klub Deutschlands positioniert", sagte Bayern-Präsident Hoeneß. Die Berichterstattung in den vergangenen Wochen nach vier Spielen ohne Sieg vor allem über die Nationalspieler des Klubs sei "respektlos und widerlich" gewesen. Auch wie in manchen Berichten mit Bundestrainer Joachim Löw umgegangen wurde sei "eine Frechheit." Der FC Bayern, so Hoeneß, werde intern kritisch mit den Spielern und auch den Verantwortlichen umgehen und alles hinterfragen, sich nach außen aber künftig als eine Einheit präsentieren, "wie Sie das lange Zeit nicht mehr erlebt haben". Auch Sportdirektor Salihamidzic beklagte "respektlose und unverschämte Kritik", z.B. von Ex-Bayern-Kapitän Stefan Effenberg. "Das hat unsere Mannschaft nicht verdient", sagte Salihamidzic.

Kovac lehnt "Aktionismus" ab

Angesichts des Rundumschlags der Chef-Etage gegen die Medien verblasste der vorige Auftritt von Trainer Niko Kovac, der zuvor über die aktuelle sportliche Krise seiner Mannschaft gesprochen hatte. "Es ist nicht alles so schwarz, wie es jetzt gemalt wird", sagte Kovac. "Aber es war auch nicht alles so rosig in den ersten sieben Spielen." Das Hauptproblem in den letzten Partien sei die mangelnde Chancenverwertung gewesen. "Wenn es mal nicht läuft, darf man nicht alles auf den Kopf stellen. Das ist Aktionismus. Das werden Sie bei mir nicht erleben." Am Samstag in Wolfsburg, so der Bayern-Trainer, gehe es darum, "den Bock umzustoßen. Wir müssen versuchen, die Chancen zu nutzen."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter