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Politik

Bayern prescht vor mit Corona-Tests für alle

30. Juni 2020

Dabei hat der Freistaat das Ziel, jeden Tag 30.000 Tests zu ermöglichen. Unterschiedlich ist die Reaktion der anderen Bundesländer: Berlin etwa will bald folgen, Thüringen warnt vor falschen "Sicherheitsgefühlen".

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Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (Foto: picture-alliance/dpa/P. Kneffel)
Der bayerische Ministerpräsident Markus SöderBild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

Ungeachtet vieler kritischer Stimmen hat Bayerns Staatsregierung kostenlose Corona-Tests für die gesamte Bevölkerung beschlossen. Das Testkonzept laute "schneller, kostenlos und für jedermann", sagte Ministerpräsident Markus Söder nach einer Kabinettssitzung in München. Er kündigte an, dazu die Kapazitäten von aktuell 20.000 auf 30.000 Tests pro Tag zu erhöhen. Der Freistaat übernimmt die Kosten in all den Fällen, in denen nicht ohnehin Krankenkassen in der Pflicht sind. Man stelle dafür aufs Jahr gerechnet 200 Millionen Euro bereit, sagte Söder.

"Testen ist auch Vorbeugung"

Kritik an der bayerischen Strategie wies der CSU-Chef erneut zurück. Die Kosten könnten kein Argument sein. Man dürfe nicht auf Kosten der Sicherheit der Bürger sparen. "Testen ist auch Vorbeugung", betonte Söder.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (Foto: picture-alliance/dpa/B. Pedersen)
Berlins Regierender Bürgermeister Michael MüllerBild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller geht davon aus, dass es in seinem Bundesland ebenfalls kostenlose Coronavirus-Tests für alle geben wird. "Ich glaube, wir werden auch sehr bald diesen bayerischen Weg einschlagen", sagte er im Fernsehsender n-tv. Wenn ein Bundesland so anfange und viele andere "schon eine Teststrategie haben, dann wird das eine Welle", betonte der SPD-Politiker. Dann würden die Tests auch günstiger. Bald werde es für "viele Menschen ganz unproblematisch sein, sich testen lassen zu können". Berlin mache die Tests bislang schrittweise. Symptom- und anlasslos testen lassen können sich bislang einige Mitarbeiter in Kitas und Schulen, wobei das im Sommer auf alle dort Beschäftigten und andere Bereiche ausgeweitet werden soll.

Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Foto: picture-alliance/dpa/M. Reichel)
Thüringens Regierungschef Bodo RamelowBild: picture-alliance/dpa/M. Reichel

"Ein einfacher einzelner Test nützt gar nichts"

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow zeigte sich hingegen skeptisch gegenüber dem bayerischen Vorstoß. "Ein einfacher einzelner Test alleine nützt gar nichts", sagte der Linken-Politiker dem MDR. Dies schaffe "tatsächlich auch falsche Sicherheitsgefühle". Baden-Württembergs Landesregierung distanzierte sich ebenso von Tests für alle Bürger. "Eine prophylaktische flächendeckende Testung ist nicht automatisch erfolgversprechend", erklärte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) anlässlich der Vorstellung einer erweiterten Teststrategie. Unter anderem sollen in dem Bundesland Mitarbeiter in Krankenhäusern und der Pflege regelmäßig getestet werden.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (Foto: picture-alliance/dpa/Revierfoto)
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin LaschetBild: picture-alliance/dpa/Revierfoto

Auch Nordrhein-Westfalen wird zunächst keine flächendeckenden Corona-Tests nach bayerischem Vorbild einführen. Ministerpräsident Armin Laschet sagte in Düsseldorf: "Ich will das nicht bewerten, was die bayerischen Kollegen machen. Wir machen, was wir für Nordrhein-Westfalen für richtig halten. Mir ist vor allem wichtig, dass wir es da, wo es brennt, verpflichtend machen." Als Beispiel nannte der CDU-Politiker die Fleischindustrie, wo ab dem 1. Juli Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen mindestens zwei Mal pro Woche auf das Coronavirus getestet werden müssen.

sti/ml (afp, dpa)