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Bedrohte Artenvielfalt

Moki Kindzeka, Jaunde / AR28. Juli 2014

Forscher warnen: Bis Ende des Jahrhunderts könnten in Afrika gut 30 Prozent der Pflanzen- und Tierarten aussterben. Auslöser seien die globale Erwärmung, das Bevölkerungswachstum und die Industrialisierung.

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Der Virunga-Park, Demokratische Republik Kongo - Foto: Brent Stirton (WWF)
Bild: WWF/Brent Stirton

Ein Nachmittag in Lom Pangar in Ostkamerun: Es herrscht Betriebsamkeit. Arbeiter graben Löcher, fällen Bäume und schaffen Ordnung. Es sind Vorbereitungen für den Bau eines neuen Staudamms, der eines Tages 30 Megawatt Strom aus Wasserkraft liefern soll. Nformi Johnson arbeitet für eine der Vertragsfirmen: "Wir gehen in den Wald und begutachten das Areal, bevor chinesische Ingenieure kommen, um die Bäume zu roden. Die Chinesen bauen dann dort Bürogebäude und ein Krankenhaus." Die Weltbank unterstützt das Projekt mit 132 Millionen US-Dollar (98 Millionen Euro).

Afrikas Wälder in Gefahr

Welche Auswirkungen Projekte wie das in Lom Pangar haben, war jetzt Thema auf einen Forscherkongress in Jaunde. Wissenschaftler von 20 Universitäten in Afrika, den USA und Europa kamen in der kamerunischen Hauptstadt zusammen. Fazit der Forscher: Staudammprojekte sind zusammen mit der Industrialisierung und dem Anbau von Nutzpflanzen zu einem ernsten Umweltproblem in Afrika geworden. Insbesondere die großen Urwälder würden darunter leiden.

Staudammbaustelle in Lom Pangar, Kamerun - Foto: Moki Kindzeka (DW)
Baustelle in Lom Pangar: Wasserkraft als WaldvernichterBild: DW/M. Kindzeka

Momentan würden in Ländern südlich der Sahara die Wälder schneller verschwinden als irgendwo sonst auf der Welt, so die Forscher. Bäume würden für den Hausbau gefällt, aber auch, um Platz für Staudämme zu schaffen und die Holznachfrage in China, Europa und den USA zu stillen.

Nach Angaben von Thomas Smith vom Tropenforschungszentrum der University of California führt das Fällen der Bäume dazu, dass auch der Rest der Tier- und Pflanzenwelt ausgedünnt wird, Lebensräume zerstört werden und die Temperaturen steigen: "Bei einem Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad könnte Afrika 30 Prozent seines Tier- und Pflanzenbestandes verlieren," warnt Smith. Bei einem Temperaturanstieg um 3 Grad könnten bis zum Ende des Jahrhunderts sogar 40 Prozent der Säugetierarten in Afrika gefährdet sein.

Aussterbende Arten

Zu den gefährdeten Arten gehört nach Angaben der Wissenschaftler der Afrikanische Schimpanse. Laut Mary Katherine Gonder vom Biologischen Institut der Drexel-Universität in Philadelphia fällt der Lebensraum dieser Primaten den Holzfällern zum Opfer. Schimpansen würden zudem weiter gejagt und ihr Fleisch verkauft.

Schimpanse in der Zentralafrikanischen Republik - Foto: Kirchgatter (WWF)
Schimpanse in Zentralafrika: Primaten besonders bedrohtBild: picture-alliance/dpa

Dies werde in den kommenden 20 Jahren schlimme Folgen haben. "Ihr Lebensraum wird sich fundamental ändern", so Gonder, "und sie werden dann irgendwann verschwunden sein." Grund für die Warnungen vor einem Artensterben sind die Investitionen afrikanischer Staaten in die Energie- und Rohstoffindustrie, die das Ziel haben, für Wirtschaftswachstum zu sorgen und die Armut zu mindern.

Öko-Industrie als Alternative

Laut UN-Entwicklungsreport 2013 lebt die Mehrheit der Bevölkerung Afrikas unterhalb der Armutsgrenze, die meisten Menschen auf dem Kontinent müssen also mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen. Nach Ansicht von Tropenforscher Smith sind Entwicklung und Naturschutz aber keine Gegensätze. "Angesichts der großen Herausforderungen müssen wir eine grüne Wirtschaft entwickeln. Wir müssen für Nachhaltigkeit beim Wachstum sorgen", betont Thomas Smith.

Seine Universität in Kalifornien arbeite gemeinsam mit anderen Institutionen an Strategien, um Öko-Jobs zu schaffen. Damit ließen sich die Wälder schützen und gleichzeitig Lebensmittel wirtschaftlich rentabel anbauen. "Wir müssen also darüber nachdenken", so Smith, "wie wir natürliche Prozesse erhalten und gleichzeitig die wirtschaftlichen Bedürfnisse eines Landes befriedigen."