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Beethoven und mehr 2011 Podcast 25: Carmens Leben in einer Stunde

10. Oktober 2011

Ein Roma-Sinti-Orchester unter Leitung eines gebürtigen Roma lässt Freud und Leid der Zigeunerin "Carmen" lebendig werden. Bis zum traurigen Schluss.

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Generalprobe zur Oper "Carmen"
Bild: picture-alliance /dpa

Rodion Schtschedrin
Carmen-Suite nach Georges Bizet für Streichorchester und Schlagzeug
Roma und Sinti Philharmoniker
Ltg.: Riccardo M. Sahiti
MP3 aufgenommen am 24. September 2011 in der Beethovenhalle, Bonn, vom Westdeutschen Rundfunk Köln (WDR)

Der gebürtige Roma Riccardo M. Sahiti hat ein Ziel: die Musik und die Kultur seines Volkes anderen Menschen näher zu bringen. Dazu gehört auch, Werke anderer Künstler in sein Repertoire aufzunehmen, die Roma- und Sinti-Klänge in ihren Stücken verarbeitet haben – wie Georges Bizet in seiner 1875 uraufgeführten Oper "Carmen". Die Geschichte von Liebe, Eifersucht und Tod der Zigeunerin diente auch als Stoff für Tanztheater und Film.

1967 arrangierte der russische Komponist Rodion Schtschedrin für seine Frau, Primaballerina des Moskauer Bolschoi-Theaters, eine Carmen-Suite in einem Akt für Streichorchester und eine umfangreich besetzte Schlagzeuggruppe. Das Arrangement führte zu heftigen Protesten in der damaligen Sowjetunion. Bis auf Moskau durfte die Suite auf Jahre hin nicht in anderen sowjetischen Städten gespielt werden.

In der Umsetzung durch Riccardo M. Sahiti erlebt man Carmens Schicksal in einer Stunde hautnah mit. Er lässt die Streicher seines Orchesters mal keck, mal schmeichelnd, mal aufwühlend, mal traurig aufspielen. Mit seinen Armen und einem Lächeln auf den Lippen umfängt er die lockende Carmen. Und mit einem präzisen "Stich" (den Taktstock mit beiden Händen fest umklammert) setzt er Carmens Leben nicht nur musikalisch, sondern auch optisch ein Ende. Langanhaltender Beifall für einen sympathischen Dirigenten und sein Roma-Sinti-Orchester in der Beethovenhalle.

Autorin: Beatrice Warken
Redaktion: Dagmar Breitenbach