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Beethoven und mehr 2011 Podcast 32: Tod eines Weiberhelden

18. Oktober 2011

Franz Liszt stellt den moralischen Anspruch von Mozarts Oper "Don Giovanni" in fantasievollen Paraphrasen auf den Kopf. In dieser Aufnahme werden sie vom Duo d'Accord am Klavier eindrucksvoll in Szene gesetzt.

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Duo D'Accord Beethovenfest 2011
Duo D'Accord

Franz Liszt

Reminiscences de Don Juan [Paraphrase über Don Giovanni] für zwei Klaviere S 656
Duo d'Accord
MP3 aufgenommen am 24. September 2011 in der Beethovenhalle Bonn vom Deutschlandfunk Köln (DLF)

Beim Beethovenfest konzentrierte sich das deutsch-taiwanesische Duo d'Accord (Sebastian Euler und Lucia Huang) schwerpunktmäßig auf klassische Stücke – allerdings mit überraschenden Wendungen. Die beiden Pianisten führten Mozarts Oper "Don Giovanni" und Beethovens "Neunte" in Versionen auf, die die breit angelegten Tonfolgen beider Werke in Arrangements für Klavierduo verdichten.

Der Namensgeber in Mozarts Oper "Don Giovanni" ist ein unverbesserlicher Weiberheld, der am Ende zu Tode kommt, als die finsteren Mächte der Erde ihn verschlingen. "Es sieht ganz danach aus, als ob Mozart folgende Botschaft verkünden will: Halte Dich an die Regeln, das gilt insbesondere in Sachen Liebe – sonst wirst Du sterben!" meinte Sebastian Euler.

Liszt hat den Ablauf der Handlung verändert und beginnt seine Paraphrase mit der Szene, in der Don Giovanni eine Drohung ignoriert: eine gefährliche Situation für ihn. Aber dann wechselt Liszt zu fröhlicheren Motiven, inklusive einer Flirtszene zwischen dem Titelhelden und einer jungen Schönheit.

So löst sich Liszt von Mozarts moralischer Vision, und Sebastian Euler schließt daraus auf bestimmte Charaktereigenschaften des Komponisten. "Bei Liszt steht die Szene im musikalischen Mittelpunkt, in der Don Giovanni ein einfaches Bauernmädchen verführt. Er hat sie detailreich und voller Variationen umgesetzt. Wenn das nicht deutlich zeigt, was ihm bei Mozarts Oper am besten gefiel! Liszts Interpretation endet dann mit der Champagner-Arie, in der virtuos die hemmungslose Lebensfreude herausgearbeitet wird.

Autor: Greg Wiser / sc
Redaktion: Rick Fulker