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Belarussische Jugendbewegung will mit Witz Angst besiegen

2. Februar 2006

Die Bewegung Limon (Zitrone) unterstützt nach außen den Präsidenten des Landes Aleksandr Lukaschenko. In Wirklichkeit macht sie sich mit Aktionen in grotesker Art und Weise über seine Alleinherrschaft lustig.

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"Süß wird es nicht werden", lautet die Devise der BewegungBild: ZB - Fotoreport

Belarussische Jugendorganisationen versuchen auf verschiedenste Weise auf sich aufmerksam zu machen. Der offizielle BRSM (Belarussischer Republikanischer Jugendverband) lockt mit Nachlässen beim Eintritt in Diskotheken und mit Aktionen für einen gesunden Lebenswandel. Die Bewegung Subr (Bison) bringt Graffitis mit oppositionellen Losungen an Hauswänden an. Die nicht zugelassene Organisation "Junge Front" veranstaltete vor einigen Jahren so genannten Olympiaden, DJ-Wettbewerbe und Miss-Wahlen.

Alle Aktionen Lukaschenko gewidmet

Die Mitglieder der Bewegung Limon (Zitrone) verteilen kostenlos an Passanten Zitronenkonfekt und erläutern dabei, Karamell helfe, geringe Löhne und hohe kommunale Dienstleistungskosten zu vergessen. Unter der Devise "Süß wird es nicht werden!" unterhalten die jungen Leute in leuchtend gelber Kleidung die Menschen in der Stadt Gomel bereits seit mehr als einem Jahr.

Alle ihre Veranstaltungen widmen die "Zitronen", wie sie vom Volk genannt werden, nur einem Mann: Aleksandr Lukaschenko. Seine Porträts kaufen sie in Buchläden auf, um sie dann an die Menschen mit folgendem Kommentar zu verteilen: "Das sind heilbringende Bilder, voller Worte des Präsidenten selbst, und sie tragen dazu bei, genau so klug und schön zu werden wie er."

Behörden verbieten Kundgebung

Am 1. April vergangenen Jahres versuchten die Aktivisten der Bewegung Limon, im Zentrum der Stadt Gomel eine Kundgebung zu veranstalten, "um die Popularität des belarussischen Präsidenten zu steigern". Während der Aktion sollten Unterschriften gesammelt werden, für die Umbenennung des Lenin-Platzes in Lukaschenko-Platz. Außerdem wollten die Limon-Aktivisten Plakate aufstellen, mit der Aufschrift: "Die Tschernobyl-Zone ist der schönste Urlaubsort". Die Behörden untersagten die Kundgebung, worauf die Aktivisten den Beamten vor Ort in Gomel vorwarfen, die Opposition zu unterstützen.

Nach polnischem Vorbild

Der Mitbegründer der Jugendbewegung Limon, Ales Kornijenko, glaubt, dass die Angst nur mit Witz zu besiegen sei. Der in Belarus bekannte Politiker und Demokrat erklärte, warum seine Bewegung äußerlich den Präsidenten des Landes unterstützt, aber in Wirklichkeit in grotesker Art und Weise sich über seine Alleinherrschaft lustig macht. Er sagte der Deutschen Welle: "Wenn die Gesellschaft so tut, als wäre alles in Ordnung, dann muss irgendjemand in dieser ernsten politischen Lage sich darüber lustig machen, was im Lande geschieht." Kornijenko betonte, die Idee für die Bewegung Limon sei von der "Orange Alternative", die Ende der 80er Jahre in Polen aktiv war, übernommen worden. Damals hatte eine Gruppe von Menschen aus Breslau mit lustigen Aktionen den Anschein erweckt, das kommunistische Regime zu verherrlichen, dabei aber die Staatsmacht in die Enge getrieben.

Internetseite der "Zitronen" beliebt

Heute ist die nicht zugelassene Bewegung Limon auf der politischen Bühne des Landes durchaus präsent. Die auffälligen Aktionen sorgen nicht nur für Diskussionen unter den Mitgliedern der Bewegung selbst. Die Internetseite der "Zitronen" gehört zu den meistbesuchten in Belarus. "Limon betrachtet sich selbst nicht als eine Organisation, die zu bestehenden in Konkurrenz tritt", betonte Kornijenko. Er fügte hinzu: "Limon ist ein Konzept, eine Sammlung von Ideen und Methoden, die alle Jugendgruppen auf dem Weg zu Freiheit und Demokratie sowie zur Unabhängigkeit ihres Landes nutzen können."

Junelja Krupenko, Minsk
DW-RADIO/Russisch, 23.1.2006, Fokus Ost-Südost