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Naturschönheit

Gerd Schmitz

Das Berchtesgadener Land, im südöstlichsten Zipfel Bayerns gelegen, ist eine Bilderbuchlandschaft. Mittelpunkt im Alpen-Nationalpark Berchtesgaden ist der Königssee. Seine Schönheit kann einen taumeln machen.

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Blick über den Nordteil des Königssees (Foto: dpa)
Blick über den Nordteil des KönigsseesBild: dpa

Das Elektro-Boot gleitet beinahe lautlos über den smaragdgrünen Königssee, auf allen Seiten von dramatischen Gebirgsformationen umgeben. Besucher fühlen sich in eine norwegische Fjordlandschaft versetzt. Deutschlands sauberster See ist fünf Quadratkilometer groß, acht Kilometer lang, bis zu 190 Meter tief. Steil ragt die knapp 2000 Meter hohe Ostwand des Watzmanns auf.

Die Hänge der anderen Talseite sind kaum weniger schroff. Der Südhang des Jenners ist felsig mit endlos wirkenden Mischwälder. Die grünen Matten klettern als Almweiden bis zu den Felszonen hinauf, hier grasen die Kühe.

Einzigartiges Naturparadies

Panorama: Der Königssee (Foto: Nationalparkverwaltung Berchtesgaden
Der KönigsseeBild: Nationalparkverwaltung Berchtesgaden

Der Nationalpark ist reich an Tieren, vor allem aber an Pflanzen: Experten haben nicht weniger als 1700 Pilze, 600 Flechten, 500 Moose und 1000 Farne und Blütenpflanzen ermittelt. In der 5000 Hektar großen Pflegezone werden traditionelle Nutzungen wie Alm-, Weide- und Forstwirtschaft weiter betrieben und auch Tourismus, der im Berchtesgadener Land eine Tradition von über 120 Jahren hat. Wer die Wanderrouten in Ufernähe des Königssees verlässt, ist sehr bald in hochalpinem Gelände, und muss trittsicher und entsprechend ausgerüstet sein.

Geistliches Territorium

Ein Graf namens Perthen soll hier eine Jagdhütte mit nur einem einzigen Raum, einen "Gaden", wie man so etwas nannte, gebaut haben. Er soll Berchtesgaden den Namen gegeben haben. Vor 900 Jahren gründeten Augustiner-Chorherren ein Kloster, die Keimzelle des heutigen Berchtesgaden. Dass Berchtesgaden früher im tiefsten Grunde geistliches Territorium war, daran erinnern heute die Franziskanerkirche, die Kirche St. Andrea und die Stiftskirche mit Kreuzgang.

Aus Berg wurde Täterort

Bunkeranlage im Obersalzberg (Foto: Institut für Zeitgeschichte)
Bunkeranlage im ObersalzbergBild: Institut für Zeitgeschichte

Zu Berchtesgaden gehört auch der Obersalzberg, im ausgehenden 19. Jahrhundert ein beliebter Ort der Sommerfrische, unter den Nationalsozialisten zum "Führersperrgebiet" mutiert. Auf dem Obersalzberg hat Adolf Hitler die Annexion Österreichs und des Sudetenlandes beschlossen, die Angriffskriege auf Polen und die Sowjetunion entschieden, die Anweisung zur so genannten "Endlösung der Judenfrage" gegeben.

Kontrapunkt zum Berg-Idyll

Seit dem Abzug der US-Armee im Jahr 1996 kann der Freistaat Bayern als Eigentümer über den Obersalzberg frei verfügen. Als erster Schritt zur Neuordung wurde im Oktober 1999 die vom renommierten Münchner Institut für Zeitgeschichte konzipierte und gestaltete "Dokumentationsstelle Obersalzberg - Orts- und Zeitgeschichte" eröffnet - als historischer Kontrapunkt zum Berg-Idyll von damals und einem Kiosk mit Führer-Kitsch und Hitler-Devotionalien von heute.

Mehr als eine Million Menschen haben diese Dokumentationsstelle seit der Eröffnung gesehen. So viele besuchen auch eine touristische Attraktion hoch über dem Obersalzberg. Eine der schönsten Bergstraßen der Alpen führt hinauf zum Kehlsteinhaus, das zu Hitlers 50. Geburtstag errichtet worden war. Heute ist es ein Berggasthof, den man durch einen 120 Meter langen Tunnel und einen 124 Meter in die Höhe steigender Aufzug erreicht.