1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Berlin-Marathon: Treffpunkt Tempelhof

Marcel Fürstenau26. September 2014

DW-Reporter Marcel Fürstenau ist leidenschaftlicher Läufer und fiebert dem Berlin-Marathon am Sonntag entgegen. 42,195 Kilometer laufend durch seine Stadt - die Vorfreude bei ihm könnte nicht größer sein.

https://p.dw.com/p/1DLrG
Marcel Fürstenau beim Berlin-Marathon
Bild: P. Baumeister

Die Welt zu Gast in Berlin, irgendwie ist das ja immer so. Rund 25 Millionen Touristen im Jahr, nur London und Paris ziehen noch mehr Besucher an. Auch beim Marathon findet zwischen den drei Metropolen ein inoffizieller Wettkampf um die Gunst der Läufer statt. Mit Teilnehmerzahlen um die 40.000 liegen die Städte mehr oder weniger gleichauf. Wenn es aber darum geht, wer die imponierendste Marathon-Messe veranstaltet, dürfte Berlin die Nase vorn haben. Denn die Ausgabe der Startnummern mit angeschlossener Leistungsschau der Sportartikel-Hersteller findet auf dem Flughafen Tempelhof statt.

Genau genommen muss man natürlich vom ehemaligen Flughafen sprechen, denn Tempelhof wurde schon vor Jahren zu Gunsten des Neubaus BER geschlossen. Dass dieser Airport kurz hinter der südöstlichen Stadtgrenze noch immer nicht fertig ist, von dieser Peinlichkeit soll hier lieber keine Rede sein. Und würden in Tempelhof noch Flugzeuge starten und landen, gäbe es die Marathon-Messe an diesem spektakulären Ort nicht... Hier stand die Wiege der deutschen Lufthansa, hier landeten während der sowjetischen Blockade West-Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg die sogenannten "Rosinenbomber", hier kamen amerikanische Präsidenten mit der "Air Force One" an.

Berlin Marathon Messe 2014
Eine alte Propellermaschine zeugt von der Vergangenheit des Flughafens TempelhofBild: DW/M. Fürstenau

Kulisse für die "Toten Hosen"

Seit der Stilllegung Tempelhofs ist der imposante Bau aus den 1930er Jahren Kulisse für Modemessen oder Fernseh-Shows. Und auf dem weitläufigen Rollfeld spielen Kultbands wie die "Toten Hosen" oder die "Ärzte". An diesem Wochenende aber ist das ganze Areal fest in unserer Hand. In der Hand der weltweiten Marathon-Gemeinde. Schon am U-Bahnhof "Platz der Luftbrücke" hört man Sprachen aus aller Herren Länder. Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch oder Polnisch, Russisch und Dänisch kann ich noch erkennen. Bei den asiatischen Sprachen muss ich allerdings passen. Der Sprachen-Wirrwarr setzt sich in den Hangars fort. Wo früher Flugzeuge standen, geben sich die Hersteller von Laufschuhen und Sportler-Nahrung ein Stelldichein.

Am dichtesten ist das Gedränge natürlich dort, wo es die begehrten Startnummern gibt. Aus Sicherheitsgründen muss neben der Anmeldebestätigung der Personalausweis oder ein vergleichbares Dokument wie ein Führerschein vorgezeigt werden. Hat man die Nummer in der Hand, wird ein goldenes Papierbändchen am Handgelenk befestigt. Nur damit kommt man am Sonntag durch die Kontrolle. Seit dem Bomben-Attentat auf den Boston-Marathon im vergangenen Jahr ist die Furcht vor Nachahmern größer denn je. Wohl auch deshalb sind die Kleiderbeutel, die wir vor dem Lauf abgeben werden, erstmals transparent. So sehen die vielen Tausend Helfer gleich, ob sich darin verdächtige Dinge befinden.

Startnummerausgabe mit einer Nachbildung Brandenburger Tors
Eine Nachbildung des Brandenburger Tors bei der Nummernausgabe, beim Lauf geht es durch das OriginalBild: DW/M. Fürstenau

Keine passenden Laufschuhe in Größe 47,5

An dem beliebten Spiel, auf der Marathon-Messe Laufklamotten zu Schnäppchenpreisen zu kaufen, beteilige ich mich dieses Mal nicht. Schuhe, Socken, Shirts und Hosen - ich bin zurzeit bestens ausgestattet. Den Wunsch eines Freundes, ihm seine Lieblingslaufschuhe mitzubringen, kann ich leider nicht erfüllen. In Größe 47,5 ist das Angebot einfach zu klein, was offensichtlich an der Größe seiner Füße liegt...

Meine letzten Blicke vor dem Verlassen der alten Hangars gelten den werbenden Marathon-Veranstaltern aus allen Ecken der Erde. Besonders besonderes interessieren mich dabei die weniger bekannten, teilweise exotischen Läufe. Außerhalb Deutschlands bin ich bislang nur 2012 in Paris gelaufen. In Sachen Internationalität habe ich also noch einen gewissen Nachholbedarf. Also nehme ich mir etliche Flyer und Infobroschüren mit, unter anderen vom "Victoria Falls Marathon" in Zimbabwe und vom "Reykjavik Marathon" in Island.

Ein Lauf in der Wüste - warum nicht?

Ofer Padan (r.) und der Autor
Ofer Padan (r.) und der AutorBild: DW/M. Fürstenau

Zwischen all den Anbietern mehr oder weniger weit entfernter Läufe entdecke ich dann den "Desert Marathon" in Israel. Der wird Ende November erstmals in Eilat stattfinden. Der persönlich anwesende Veranstalter Ofer Padan versichert mir, dass die Temperaturen dann angenehm seien, etwa 20 Grad. So warm soll es auch am Sonntag beim Berlin-Marathon im Laufe des Tages werden. Für den Start um 8.45 Uhr sind allerdings kühle sieben Grad vorhergesagt.

Wenn ich dann zu gegebener Zeit über die nächste Herausforderung nachdenke, lasse ich mir das mit dem Wüsten-Marathon vielleicht mal durch den Kopf gehen. "You may have ran dozens of races, but you haven't ran in a desert." Mit diesem Motto wirbt Eilat für seinen Marathon. Auf mich trifft das wirklich zu. Der Berlin-Marathon ist mein 32ster Lauf über 42,195 Kilometer insgesamt. Es waren immer nur Stadtläufe, eine Wüste war nicht dabei. Noch nicht...