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Kontrolleure linken Berlin-Touristen

24. Januar 2017

Fahrkartenkontrolleure sollen in der Berliner S-Bahn vor allem ausländische Touristen in betrügerischer Weise abkassiert haben. Offenbar gingen sie dabei systematisch und dreist vor.

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Deutschland Berlin S-Bahn
Bild: Getty Images/A. Berry

Gegen mehrere Fahrkartenkontrolleure der Berliner S-Bahn wird wegen Unterschlagung und Betrugs ermittelt. Dies teilte die Bundespolizei mit. Es handelt sich um Mitarbeiter eines von der Deutschen Bahn AG beauftragten Sicherheitsunternehmens. Die Ermittlungen seien durch Hinweise von Reisenden ausgelöst worden. Die Deutsche Bahn kündigte harte Maßnahmen an. Das betroffene Sicherheitsunternehmen habe inzwischen reagiert und mehrere Mitarbeiter suspendiert, hieß es.

Die Täter hielten nach Angaben der Bundespolizei bei ihrer Arbeit gezielt nach Touristen Ausschau, die mit den Einzelheiten der Berliner Fahrscheinpraxis nicht vertraut waren. Wenn diese falsche Tickets kauften oder ihre Fahrscheine vor Fahrtbeginn nicht vorschriftsmäßig entwerteten, setzten die Kontrolleure diese etwa unter Druck und forderten "vehement" ein Bußgeld von 60 Euro in bar. Quittungen gaben sie nicht heraus. Dabei ignorierten sie die eigentlich für solche Fälle geltenden Kulanzregeln. Ihrem Arbeitgeber verschwiegen sie die Einnahmen und behielten sie für sich.

Touristen in Berlin
Touristen in BerlinBild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Die Bundespolizei leitete ihre Ermittlungen nach mehreren Anzeigen ein. Die Arbeit sei sehr aufwändig gewesen und in enger Abstimmung mit Bahn sowie Sicherheitsunternehmen erfolgt, teilten die Beamten mit. Die Firma habe schon mehrere Mitarbeiter suspendiert.

Die Bahn forderte von ihrem Dienstleister "nachvollziehbare Maßnahmen, um derartige Vorfälle für die Zukunft auszuschließen". Auch eine Kündigung des Vertrags mit der Firma werde "in letzter Konsequenz" nicht ausgeschlossen, teilte die Bahn mit.

"Hässliches Verhalten"

Auch die Ermittler verwiesen auf die negativen Folgen des Falls. "Das Abzocken durch die Mitarbeiter des privaten Sicherheitsunternehmens ist ein absolut sozialschädliches und hässliches Verhalten", erklärte der Präsident der Berliner Bundespolizeidirektion, Thomas Striethörster. Es sei Vertrauen ausgenutzt worden, das erst zurückgewonnen werde müsse.

Die Berliner Bundespolizei betonte zugleich, sie gehe davon aus, dass "der Großteil der Kontrolleure seine Arbeit ordnungsgemäß macht". Sollten Reisende bei einer Kontrolle samt Beanstandung allerdings keine Quittungen erhalten, sollten sie nicht zögern, die Polizei zu rufen. Das gelte auch, wenn generell etwas "suspekt" erscheine.

stu/qu (afp, dpa)