Berlinale 2019: Die Gewinner
Berlinale 2019: Die Gewinner
Goldener Bär: "Synonymes" von Nadav Lapid
Der israelische Regisseur Nadav Lapid bekommt für "Synonymes" den Goldenen Bären. Der Film überrascht und profitiert von der Präsenz des Schauspielers Tom Mercier. Die Geschichte: Ein ehemaliger israelischer Soldat will in Paris Franzose werden. Er möchte seine alte Identität ablegen, weigert sich Hebräisch zu sprechen und murmelt französische Redewendungen, während er durch Paris streift.
Silberner Bär: "Grâce à Dieu" von François Ozon
François Ozon porträtiert in "Grâce à Dieu" eine Gruppe von Opfern, die gegen die Vertuschung sexueller Misshandlungen eines katholischen Priesters vorgeht - ein hochaktuelles Thema. Sein Film beruht auf wahren Begebenheiten. Während die Kirche versucht, den Film verbieten zu lassen, bekommt der Film mit dem Großen Preis der Jury den Rücken gestärkt.
Beste Regie: Angela Schanelec mit "Ich war zuhause, aber"
Dieser Film mit seinen losen Handlungssträngen spaltete die Festivalgemeinde: Es gab Buhrufe und Applaus. Nun gibt es den Silbernen Bären für die Regieleistung von Angela Schanelec. Ihr Film erzählt von der Hauptfigur Astrid, die ihren Mann verloren hat und keinen Halt mehr im Leben findet. Sie kümmert sich allein um ihre Kinder und plagt sich mit Schuldgefühlen.
Beste Hauptdarstellerin und bester Hauptdarsteller im gleichen Film: "So Long, My Son" von Wang Xiashuai
Das dreistündige Drama wurde als Favorit für den Goldenen Bären gehandelt. Nun bekommen Hauptdarstellerin Yong Mei und Hauptdarsteller Wang Jingchun jeweils den Bären für ihre schauspielerischen Leistungen. Der Film zeigt den politischen Umbruch in China anhand von zwei Familien über drei Jahrzehnte hinweg: von der blutigen Kulturrevolution bis hin zum politischen Umbruch des Landes heute.
Neue Perspektiven: "Systemsprenger"
Der Alfred-Bauer-Preis ist nach dem ersten Leiter des Filmfestes benannt und steht für Werke, die neue Perspektiven der Filmkunst eröffnen. Die deutsche Filmemacherin Nora Fingscheidt bekommt den Preis für ihr Spielfilmdebüt, in dem eine aggressive, traumatisierte Neunjährige sich dem System der Jugendhilfe widersetzt. Auch eine beeindruckende Leistung der jungen Schauspielerin Helena Zengel.
Bestes Drehbuch: "La paranza dei bambibi"
Der Film wurde vom Autoren Roberto Saviano auf der Grundlage seines Romans "Der Clan der Kinder" selbst geschrieben und bekommt nun den Silbernen Bären für das beste Drehbuch. Die Geschichte spielt in Neapel: Die Mitglieder der Bande des 15-jährigen Nicolas steigen auf - von Kleinganoven zu Handlangern der Mafia und Schutzgeldeintreibern bis sie schließlich die Chefs des eigenen Viertels sind.
Publikumspreis und Bester Dokumentarfilm: "Talking About Trees" von Suhaib Gasmelbari
Der Film handelt vom Leben im Sudan, von der Liebe zum Film und der Freiheit. Suhaib Gasmelbari hat vier Freunde begleitet, die ein altes Kino wiedereröffnen wollen. Seitdem 1989 Omar al-Baschir an die Macht gekommen ist, mussten nach und nach alle Kinos im Land schließen. Kino sei im Sudan einst beliebter gewesen als Fußball, sagt der Regisseur beim Gespräch mit dem "Tagesspiegel".
Bester Erstling: "Oray"
Ein Film über Muslime ohne Terror, Kopftuch oder Dschihad? Dass das geht, beweist der Kölner Regisseur Mehmet Büyükatalay. Er zeigt in seinem Erstlingswerk "Oray" einen gläubigen Muslim - und alltägliche Probleme statt abgegriffene Klischees.