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Dramatischer Gewinnsprung

29. März 2011

Europas größter Medienkonzern steht besser da als vor der Wirtschaftskrise: Bertelsmann hat eines der besten Ergebnisse der Firmengeschichte eingefahren - und will in diesem Jahr noch mehr verdienen.

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Bertelsmann Hauptsitz in Gütersloh
Bertelsmann Hauptsitz in GüterslohBild: AP

Keine Wolke trübte an diesem Dienstag den strahlend blauen Himmel über Berlin. Der passende Rahmen für die Jahresbilanz von Bertelsmann, Europas größtem Medienunternehmen. Der Konzern legte für das Jahr 2010 eine beeindruckende Bilanz vor und präsentiert unterm Strich einen Gewinn von 656 Millionen Euro - das ist fast neunzehn Mal mehr als im Krisenjahr 2009.

Eine Bilanz, die auch die Stadt Gütersloh erfreut

Vorstandschef Hartmut Ostrowski (Foto: dpa)
Vorstandschef Hartmut OstrowskiBild: picture-alliance/dpa

Maria Unger ist Bürgermeisterin der Stadt Gütersloh. An diesem sonnigen Dienstag sitzt sie aber nicht daheim im Rathaus, sondern ist schon früh am Morgen nach Berlin gereist. Die Bürgermeisterin will persönlich dabei sein, wenn Bertelsmann in der konzerneigenen Berliner Repräsentanz seine Jahresbilanz vorstellt. Gütersloh ist der Stammsitz des Medienkonzerns, ein Zehntel der weltweit 100.000 Arbeitsplätze sind hier angesiedelt: "Das ist für eine Stadt wie Gütersloh mit 96.000 Einwohnern ungeheuer wichtig, dass es dem Unternehmen Bertelsmann gut geht. Wenn sie ihre Stärken weiter ausbauen wollen, dann klingt das in den Ohren einer Bürgermeisterin sehr gut."

Nach der tiefen Krise im Jahr 2009 war 2010 war für Bertelsmann ein Rekordjahr. Der Konzernumsatz konnte um 4,5 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro gesteigert werden. Die Umsatzrendite lag bei 11,7 Prozent. Das heißt, von 1000 Euro Erlös blieben 117 Euro als Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen übrig. Noch nie, so sagt Vorstandschef Hartmut Ostrowski zufrieden, seien die Geschäfte so profitabel gewesen: "Das 175. Jahr unserer Unternehmensgeschichte war zugleich eines der erfolgreichsten überhaupt: Bertelsmann steht nicht nur besser da als vor der Krise - wir haben noch dazu unsere eigenen Erwartungen übertroffen."

Erfolgreiche Fernsehtochter RTL

Salellitenschüssel mit RTL drauf (Foto: AP)
Bringt über die Hälfte des Gewinns: RTLBild: AP

Bertelsmann, das ist ein Konzern mit fünf großen Geschäftsbereichen. Ganz oben steht die Fernsehtochter RTL. Die Senderfamilien in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Belgien sind für deutlich mehr als die Hälfte des Ergebnisses verantwortlich. An zweiter Stelle steht Arvato. Der Dienstleister war ursprünglich gegründet worden, um im Bertelsmann-Verlag die Logistik, also Bestellannahme, Druck und Versand abzuwickeln. Heute besteht Arvato aus 270 kleinen Unternehmen und bedient nicht nur Verlage, sondern organisiert auch Bezahlplattformen für Einkäufe im Internet, unterhält Call-Center und rechnet Werbeeinnahmen ab. Zu den Kunden gehören große Dax-Unternehmen wie die Lufthansa und die Telekom genauso wie Microsoft und Google.

Als nächstes solle nun das Geschäft in China und Indien weiter ausgebaut werden, kündigte Vorstandschef Ostrowski an: "Hier sind unsere Umsätze im vergangenen Jahr um jeweils mehr als ein Drittel gestiegen - auf vergleichsweise niedrigem Niveau zwar, aber die Marktpotenziale sind enorm." China beispielsweise werde in drei Jahren der drittgrößte Medienmarkt der Welt sein.

Digitalisierung - keine Bedrohung, sondern Chance

Im Zeitschriften- und Buchgeschäft ist Bertelsmann über die Verlagsgruppen Gruner und Jahr, Random-House und zahlreiche Bücherclubs aktiv. Zuwächse gab es allein bei den digitalen Medien, also im Online-Bereich und bei E-Books. Die Digitalisierung sei für Bertelsmann keine Bedrohung, sondern eine Chance, betont Vorstandschef Ostrowski immer wieder.

Aussichtsreiche Geschäfte wittert Bertelsmann auch im Bereich der Rechte an Rock- und Popsongs. Über BMG Rights Management, ein Gemeinschaftsunternehmen mit einem Finanzinvestor, hat Bertelsmann bereits ein festes Standbein im Geschäft mit den Musikrechten. Nun locken die riesigen Sammlungen von Warner und EMI. Bertelsmann sei bereit, zu investieren - in das richtige Geschäft, zum richtigen Preis und zum richtigen Zeitpunkt, so Ostrowski.

Das gelte für alle zukünftigen Investments, ergänzt Finanzvorstand Thomas Rabe. Eine Milliarde Euro hält er für Zukäufe alleine in diesem Jahr bereit. Vorausgesetzt natürlich, dass die konjunkturelle Entwicklung stabil bleibt. Risikofaktoren macht Rabe in der Verschuldungskrise im Euro-Raum aus und in Japan.

Weiteres Wachstum erwartet

Bürgermeisterin Unger
Bürgermeisterin in der Bertelsmann-Stadt: Maria UngerBild: Stadt Gütersloh

Grundsätzlich rechnet Bertelsmann in diesem Jahr allerdings mit einer stabilen konjunkturellen Lage und mit einem weiteren Wachstum im Konzern. Profitieren sollen davon neben den Aktionären auch die Mitarbeiter, die bereits in diesem Jahr mit Gewinn- und Erfolgsbeteiligungen von weltweit insgesamt 118 Millionen Euro belohnt werden. Das Medienunternehmen ist in über 50 Ländern weltweit in den Bereichen TV, Buch, Zeitschriften und Medienservices aktiv.

Und so hofft auch die Bürgermeisterin von Gütersloh, Maria Unger, auf eine weiterhin erfolgreiche Unternehmensgeschichte. Immerhin beteiligte sich Bertelsmann im vergangenen Jahr mit drei Millionen Euro am Bau eines neuen Stadttheaters. "Wenn es Bertelsmann gut geht", so Unger, "dann geht es den Mitarbeitern gut und dann geht es auch der Stadt Gütersloh gut."

Autorin: Sabine Kinkartz

Redaktion: Monika Lohmüller