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Traditionelle Beziehungen

Said Musa Samimy8. Januar 2007

Vor fünf Jahren trat ein deutscher Botschafter in Afghanistan sein Amt an. Damit ging eine lange Phase eingeschlafener Kontakte zu Ende. Neben der Diplomatie gibt es viele weitere Brücken zwischen beiden Ländern.

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Bundeswehrsoldaten in Kabul
Die Sicherung Kabuls gehört zur täglichen Arbeit von BundeswehrsoldatenBild: picture-alliance/ dpa

Am 9. Januar 2002 übergab der Diplomat Rainer Eberle in Kabul die Beglaubigungsurkunde. Damit hatte Deutschland erstmals seit 20 Jahren wieder einen offiziellen Botschafter in Afghanistan. Seitdem unterhält die deutsche Botschaft in Kabul enge Kontakte zur afghanischen Regierung. Sie knüpft damit an alte Zeiten an. Denn die deutsch-afghanischen Beziehungen haben eine lange Tradition, wie der afghanische Wirtschaftsminister Jalil Shams, der an der Ruhr Universität Bochum Wirtschaftswissenschaften studiert hat, erläutert: "Afghanistan und Deutschland pflegen seit Beginn des 19. Jahrhunderts zwischenstaatliche Beziehungen. Die Beziehungen sind immer wirtschaftlich, politisch und sozial sehr stark gewesen und haben sich bewährt." Deutschland hat in Afghanistan sehr viele Wirtschaftsprojekte durchgeführt. Technische Hilfe aus Deutschland sei sehr geschätzt in Afghanistan.

Geld und gute Worte

Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte Deutschland Afghanistan mit 400 Millionen Dollar und nahm damit den dritten Platz als Geberstaat ein, nach der damaligen Sowjetunion und den USA. Allerdings wurde mit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan im Jahre 1979 die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan eingestellt. Lediglich ihre humanitäre Hilfe hielten die Deutschen aufrecht.

Zwischen 1989 und 2001 bestanden zwischen Deutschland und Afghanistan zwar diplomatische Beziehungen, sie wurden jedoch nicht gegenüber dem Taliban-Regime, sondern gegenüber der Nordallianz wahrgenommen, der Regierung des Islamischen Staates Afghanistan. Während des afghanischen Bürgerkrieges blieb Deutschland mit allen Konfliktparteien im Gespräch.

Wirtschaftsförderung

Heute liege der Schwerpunkt der bilateralen Beziehung auf der Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen mit marktwirtschaftlichen Strukturen, erläutert Andreas Clausing. Er ist bei der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) verantwortlich für Projekte in Afghanistan. Die GTZ betreibt Wirtschaftsförderung in dem Land, hilft beim Aufbau der Trinkwasserversorgung, bei Energiegewinnung und -verteilung und bei der Ausbildung von Lehrern sowie beim Aufbau von Schulen.

Seit 2002 gibt die Bundesregierung im Jahr durchschnittlich 80 Millionen Euro für Afghanistan aus. Damit unterhält Deutschland in dem mittelasiatischen Land eines seiner größten Entwicklungsprojekte. Die Aufbauleistungen der Bundesregierung in Afghanistan gehen über die erforderliche Hilfe zur Linderung der Not der Bevölkerung hinaus: Sie konzentrieren sich auf strukturbildende Maßnahmen.

Polizei und Militär

Verkehrspolizist in Kabul(Archivfotos)
Auch die Regelung des Verkehrs in Kabul hat die Polizei wieder übernommen (Archivfotos)Bild: AP

Deutschland hat auf Wunsch der afghanischen Regierung und der Vereinten Nationen die Führung beim Aufbau der nationalen Polizei in Afghanistan übernommen. Die deutsche Polizeiarbeit beinhaltet sowohl die Beratung des afghanischen Innenministeriums beim Erstellen einer neuen Polizeistruktur wie auch die Unterstützung und Durchführung konkreter Projekte vor Ort.

Hinzu kommt, dass derzeit 2900 Soldaten der Bundeswehr im Rahmen der internationalen Schutztruppe ISAF vor allem im Norden des Landes im Einsatz sind. Außerdem unterstützt die deutsche Bundesregierung die Bemühungen der Vereinten Nationen zur Lösung des Afghanistan-Konfliktes. Seit 2004 leistet Deutschland einen Beitrag zur Formulierung der Resolutionen zur politischen und humanitären Situation in Afghanistan, die jährlich von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet werden. Deutschland hat Interesse an einem befriedeten Afghanistan, denn die Gefahr, dass von diesem Land Terror ausgeht, ist noch nicht gebannt.