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Illusionslose Bildgewalt

16. August 2007

Polarisierende Kunst im Pott gefällig? Oder lieber Berliner Leben in New York? Die Ausstellungstipps bieten beides - und mehr, etwa Wüstenträume in Wien.

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Berliner Leben in New York

Früher hing Ernst Ludwig Kirchners "Berliner Straßenszene" (1913) im Berliner Brücke-Museum, jetzt ist es in New York zu bewundern: Die Rückgabe des von Nazis gestohlenen Gemäldes an die Erben des jüdischen Kunstsammlers Alfred Hess war stark umstritten. Die Neue Galerie für deutsche und österreichische Kunst in New York ersteigerte das Werk des Expressionisten für umgerechnet 38 Millionen Euro und stellt es jetzt erstmals bis zum 17. September aus. Gezeigt werden außerdem eine Auswahl von Gemälden und Zeichnungen von Otto Dix, George Grosz und Christian Schad, die das Berliner Leben zu Beginn des Jahrhunderts beobachten.

Malerei Berlin Straßenszene von Ernst Ludwig Kirchner
Ernst Ludwig Kirchner: Berliner StraßenszeneBild: AP

Bacon & Picasso in Luzern

Zu Lebzeiten sind sich Pablo Picasso (1881-1973) und der jüngere Francis Bacon (1909-1992) nicht begegnet. Das holt das Kunstmuseum im schweizerischen Luzern nun indirekt nach: mit Werken der zwei bedeutendsten Vertreter der Kunst des 20. Jahrhunderts. Über 40 berühmte Bilder vorwiegend aus den Jahren von 1960 bis 1980 sind vom 11. August bis zum 25. November unter dem Titel "Vis-à-vis" zu sehen. Das Motto greift zum einen das Gegenüber von Maler und Modell auf, aber auch die Gegenüberstellung der Werke beider Künstler. Von Bacon ist bekannt, dass Picasso neben verschiedenen alten Meistern sein großes Vorbild war. Beide haben sich intensiv mit der Darstellung des menschlichen Körpers auseinandergesetzt. Picasso ist für seine kubistischen Figuren, Bacon für seine verformten und verstümmelten Kreaturen bekannt.

Pablo Picasso, le déjeuner sur l’herbe, 1960.
Pablo Picasso: Le déjeuner sur l’herbeBild: 2007, ProLitteris, Zürich

Palazzo Ducale öffnet die Pforten

Die Säle des imposanten Palazzo Ducale in Genua haben jetzt ihre normalerweise für Besucher verschlossenen Türen geöffnet. Noch bis zum 31. August können Interessenten über 800 Jahre Geschichte in dem prächtigen Bauwerk verfolgen und zudem den mittelalterlichen "Torre Grimaldina" besichtigen, der jahrhundertelang als Gefängnis gedient hatte. Der Palast wurde im 14. Jahrhundert gebaut und diente über 500 Jahre als Amtssitz des Dogen, dem obersten genuesischen Regierungsbeamten. Seit Anfang der 90er Jahre sind Teile des Palazzo in das größte Kulturzentrum Genuas umgewandelt worden.

Wüstenträume in Wien

Ihre Ursprünge liegen in spirituellen Ritualen und religiösen Zeremonien. In den 1970er Jahren begannen die Ureinwohner Australiens, ihre traditionelle, ursprünglich geheime Bildsprache in eine vereinfachte Kunstform zu übertragen. Auf den heutigen Betrachter wirken die Bilder mit starken Symbolen wie Kreisen, Schlangenlinien, Wellen und Punkten so fremd wie geheimnisvoll. Die Albertina Wien zeigt nun eine Sonderausstellung mit 27 Beispielen aus der Kunst der australischen Aborigines unter dem Titel "Desert Dreaming". Die Zusammenstellung aus der Sammlung des amerikanischen Kunstmäzens Donald Kahn ist bis zum 26. August zu sehen.

Palazzo Ducale, Genova
Palazzo Ducale, GenuaBild: pa / dpa
Aborigine Kunst
William Sandy: Bush Tucker-TjukurrpaBild: Albertina, Wien

Bildgewalt in Recklinghausen

In der Kunsthalle Recklinghausen läuft noch bis zum 23. September die Ausstellung "Die Sprache verschlagen - Die Bildgewalt des Blalla W. Hallmann". Nach Museumsangaben werden über 100 Werke aus allen Schaffensperioden des illusionslos pessimistischen Malers (1941-1997) präsentiert. Bis heute polarisiere das Werk sowohl das Publikum als auch die Kunstwelt, hieß es bei der Eröffnung der Schau. Der Künstler war nach wiederholten Klinikaufenthalten und Selbstmordversuchen von 1992-1995 Professur an der Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig. In seinen Bildern entwarf er nach Angaben der Museumsleitung ein phantastisches Welttheater, das den apokalyptischen Tableaus eines Hieronymus Bosch an Grausamkeit nahe komme. (wga)

Blalla W. Hallmann - ObAcht im Wald
Blalla W. Hallmann: ObAcht im Wald