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Bildungshilfe für Afghanistan

Peter Philipp2. Oktober 2002

Deutschland unterstützt das afghanische Bildungs- und Hochschulwesen. Hilfe tut Not, denn nach den vielen Kriegsjahren liegen die Universitäten in Afghanistan brach. Es fehlt buchstäblich an allem.

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Frauen in Afghanistan dürfen wieder studieren, aber die Bedingungen sind schlechtBild: AP

Auf der Geberkonferenz von Tokio hatten sich die Staaten des Westens nach dem Fall des Taliban-Regimes verpflichtet, Afghanistan in den Jahren 2002 bis 2006 mit insgesamt 4,5 Milliarden Dollar bei seinen Bemühungen um eine Normalisierung im Lande zu unterstützen. Mehr als die Hälfte davon wurde von der Europäischen Union zugesagt und hier wiederum ist Deutschland mit 320 Millionen Euro der wichtigste Geldgeber. Die Vorbereitung der Loya Jirga, der Wiederaufbau von Gesundheitseinrichtungen, die Instandsetzung der Stromversorgung, Projekte für Kleinunternehmer und für Frauen sind nur einige Beispiele dafür.

Einen wichtigen Platz aber nimmt die deutsche Unterstützung für das afghanische Bildungs- und da besonders das Hochschulwesen ein. Nach Jahren der völligen Isolation sollen afghanische Hochschullehrer mit deutscher Hilfe wieder in Kontakt und Austausch treten mit ihren Kollegen im Ausland und versuchen, den Anschluss zu finden.

Ein erster Schritt in diese Richtung war die Abhaltung mehrwöchiger "Sommerakademien" des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) für afghanische Hochschullehrer an verschiedenen deutschen Universitäten, die jetzt zu Ende gingen. Sie werden im Winter durch neue Seminare ergänzt, damit auch andere Afghanen davon profitieren können.

Desolate Bildungszustände

Der afghanische Hochschulminister, Professor Fayez schildert den Zustand der afghanischen Bildungseinrichtungen: "Die meisten unserer Universitäten und Institutionen in den Provinzen haben keine Gebäude. Sie existieren gerade dem Namen nach. Sie benützen Miets- oder Regierungsgebäude. Nächstes Jahr werden wir vielleicht 50.000 Studenten haben. Ohne Schlafsäle, ohne Klassenräume, ohne Bibliotheken, ohne sanitäre Einrichtungen und ohne Krankenhäuser für Medizinstudenten." Dringende Hilfestellung gesucht.

In Kabul sei die Lage etwas besser. Da gebe es wenigstens Gebäude und Hochschulgelände, in den Provinzen aber habe man gar nichts. Deswegen sei es sehr wichtig, dass die Geberländer sich mehr um die Entwicklung der Provinzen kümmerten. Ganz so leicht ist das aber nicht, denn wenn alles fehlt, dann ist es schwer, den richtigen Anfang zu machen. Meint zumindest Dr. Rühland, Leiterin der Abteilung für Entwicklungsländer beim DAAD. Die Expertin plädiert für behutsame und wohlüberlegte Schritte in Sachen Bildungshilfe. Das bedeutet zunächst keine Maßnahmen vor Ort zu ergreifen, sondern einen Großteil der Dozenten der afghanischen Universitäten hierher nach Deutschland zu holen: "Wir dachten, es ist für die Dozenten einfach sehr wichtig, nach mehr als zwei Jahrzehnten einfach mal wieder frei durchatmen zu können und zu sehen, was sich tatsächlich in der Hochschulwelt getan hat."

Deutsche akademische Kontakte in Afghanistan geplant

Die deutschen Universitäten hätten darüber hinaus sehr aktiv Geräte und Lehrmaterial gespendet - wobei manchmal aber gerade auf moderne Geräte verzichtet werden musste, weil die technischen Voraussetzungen vor Ort fehlten. Aber man plane unter anderem auch die Einrichtung eines Rechenzentrums in der Universität Kabul, über das Lehrer und Studenten künftig weltweite Kontakte pflegen können. Auch werden jetzt deutsche Dozenten nach Kabul reisen, um dort für einige Wochen zu arbeiten. Und dann kommen wieder afghanische Lehrkräfte nach Deutschland. Der DAAD ist inzwischen in Kabul selbst vertreten und hat erste Kontakte zu den Provinz-Universitäten aufgenommen. Im kommenden Jahr will man sich dann intensiver um diese bemühen.