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Bin Ladens letzter Wille

1. März 2016

Rund fünf Jahre nach der Tötung des Al-Kaida-Chefs haben US-Geheimdienste sein Testament veröffentlicht. Demnach legte Bin Laden fest, dass sein Vermögen von 27 Millionen Dollar für den Dschihad verwendet werden sollte.

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Osama Bin Laden Porträt
Bild: picture-alliance/dpa

Ein liniertes Blatt Papier, darauf handschriftlich auf Arabisch verfasst: "Ich hoffe (...), dass meinem Willen Folge geleistet wird und dass all das Geld, das ich im Sudan gelassen habe, für den Dschihad ausgegeben wird, um Allahs willen". Laut dem Büro des Nationalen Geheimdirektors der USA ist dies das Testament von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden. Es soll Ende der 1990er Jahre verfasst worden sein.

Was passierte mit Bin-Ladens Vermögen?

Bin Laden hatte zu Beginn des Jahrzehnts als offizieller Gast im damals islamistisch regierten Sudan in der Hauptstadt Khartum gelebt. Im Mai 1996 wurde er von der sudanesischen Regierung auf Druck der USA zur Ausreise aufgefordert und ging nach Afghanistan. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA wurde der saudi-arabische Millionär zum meistgesuchten Extremisten der Welt. Knapp zehn Jahre später, am 2. Mai 2011, spürten ihn US-Ermittler in pakistanischen Stadt Abbottabad auf. Bei einem Einsatz der Marine-Spezialeinheit Seals wurde er getötet.

Wo genau sich das Geld befand, bleibt der Zeitung zufolge unbekannt. Es sei auch unklar, was aus dem Vermögen geworden sei. Auch die US-Geheimdienste machten keine Angaben dazu, was aus dem Geld in dem afrikanischen Land seither wurde.

Bitte um Vergebung an den Vater

Neben dem letzten Willen Bin Ladens veröffentlichte die US-Behörde 112 weitere Dokumente, die beim US-Kommandoeinsatz in Bin Ladens Versteck in Pakistan gefunden worden waren. Dazu zählt auch ein Brief des Al-Kaida-Chefs an seinen Vater vom 8. August 2008. Darin brachte er demnach seine Sorge zum Ausdruck, getötet zu werden. "Wenn ich getötet werde, bete viel für mich und gib fortlaufend Almosen in meinem Namen", schrieb er. Seinen Vater bat er auch um Vergebung, ohne aber Reue zu zeigen: "Ich hätte gerne, dass du mir vergibst, sollte ich etwas getan haben, was dir nicht gefiel."

Kleinere Summen für die Familie

Laut der US-Zeitung "Washington Post" ist das Testament nicht datiert. Es unterstreiche aber, dass Bin Laden angesichts der immer häufiger gewordenen CIA-Drohneneinsätze im Anti-Terror-Kampf zunehmend um seine Sicherheit besorgt gewesen sei. In dem Dokument bestimmt er dem Bericht zufolge, kleinere Summen für Angehörige, darunter etwa seine Mutter, einer seiner Söhne, ein Onkel, mehrere Tanten, sowie für einige Untergebene.

Tausende Dokumente beschlagnahmt

Bei der Tötung Bin Ladens waren tausende Dokumente beschlagnahmt worden. Auf richterliche Anordnung wurden bereits im vergangenen Mai mehr als hundert der Schriftstücke freigegeben. Aus einigen Dokumenten geht auch hervor, dass Al-Kaida-Mitglieder zunehmend wegen Spionen in den eigenen Reihen, Drohnen sowie geheimen Peilsendern besorgt waren. So schrieb Bin Laden einem Gehilfen, bei der Zahlung von Lösegeldern schnell den Koffer zu entsorgen. Seine Unterhändler im pakistanischen Peshawar wies er an, das Haus nur an bewölkten Tagen zu verlassen. Damit spielte er offenbar auf Drohnen an, mit denen die USA mutmaßliche Extremisten bekämpfen.

Pakistanische Soldaten stehen um die Ruine des Hauses von Osama Bin Laden in Abbottabad (Foto: rtr)
In diesem Haus in Pakistan spürte der US-Geheimdienst Osama bin Laden im Mai 2011 aufBild: Reuters

Und auch die Rivalitäten unterschiedlicher Dschihadistengruppen scheinen den Al-Kaida-Chef gesorgt zu haben. Sie forderte Bin Laden in einigen Dokumenten, man solle sich auf den Erzfeind USA konzentrieren, statt sich in Konflikten mit Regierungen im Nahen Osten und der Golfregion zu verausgaben.

cw/cr (dpa,