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BioNTech bald für Kinder ab zwölf

29. April 2021

Schon in wenigen Wochen soll das Vakzin des Mainzer Unternehmens und seines US-Partners Pfizer in der EU einsatzbereit sein. Später können dann auch Jungen und Mädchen ab dem Kindergartenalter geimpft werden.

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Noch gibt es "nur" Selbsttests für Schülerinnen und Schüler. Das soll sich aber bald ändern
Noch gibt es "nur" Selbsttests für Schülerinnen und Schüler. Das soll sich aber bald ändernBild: Michele Tantussi/REUTERS

"Wir glauben, dass es jetzt schnell gehen kann", sagte BioNTech-Chef Ugur Sahin dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Die bisherigen Beobachtungen zur Verträglichkeit wie auch zur Wirksamkeit sind ermutigend." In den kommenden Tagen soll bei der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zunächst die Zulassung für Kinder ab zwölf Jahren beantragt werden. Die Prüfung dauert in der Regel wenige Wochen. Bereits ab Anfang Juni könnten somit Schulkinder geimpft werden.

BioNTech-Chef Ugur Sahin
BioNTech-Chef Ugur Sahin Bild: German Chancellery/Anadolu Agency/picture alliance

Sahin und seine Frau, die BioNTech-Chefmedizinerin Özlem Türeci, hatten dem "Spiegel" zufolge die Erprobung und Zulassung des Impfstoffs für Kinder zur Priorität gemacht, nachdem aggressivere Mutanten des Coronavirus zu grassieren begannen. Die Zielsetzung lautet demnach, der Impfstoff für alle Kinder ab dem Kindergartenalter müsse vor dem nächsten Winter erprobt sein. Eine Zulassung für alle Altersklassen wird für September angestrebt.

Die medizinische Geschäftsführerin von BioNTech, Özlem Türeci
Die medizinische Geschäftsführerin von BioNTech, Özlem TüreciBild: Biontech/dpa/picture alliance

BioNTech und sein Partner Pfizer hatten kürzlich mitgeteilt, dass eine klinische Studie in der Altersgruppe von 12 bis 15 Jahren in den USA eine Wirksamkeit von 100 Prozent gezeigt habe. Die Impfung sei gut vertragen worden. Die Nebenwirkungen hätten jenen in der Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren entsprochen, erklärten die Unternehmen. Die Gesundheit der knapp 2300 Teilnehmer der Studie in den USA würden aus Sicherheitsgründen noch bis zu zwei Jahre nach dem Erhalt der ersten Impfdosis beobachtet. Parallel dazu läuft die klinische Studie von BioNTech und Pfizer zur Wirkung und Sicherheit ihres Corona-Impfstoffs bei Kindern zwischen sechs Monaten bis einschließlich elf Jahren weiter.

Moderna fährt Produktion hoch

Das US-Pharmaunternehmen Moderna will kommendes Jahr seine Corona-Impfstoffproduktion massiv ausbauen und weltweit bis zu drei Milliarden Dosen seines Vakzins produzieren. Die Herstellung solle in den Produktionsstätten in Europa und den USA deutlich erhöht werden, erklärte das Unternehmen. Durch neue Finanzzusagen werde die Produktion bei den Partnerunternehmen Lonza (Schweiz) und Rovi (Spanien) verdoppelt. Auch in den US-Anlagen von Moderna werde die Herstellung des Vakzins um 50 Prozent gesteigert werden. Das Unternehmen erhöhte außerdem seine Lieferprognose für dieses Jahr auf 800 Millionen bis eine Milliarde Dosen.

Ebenso wie der Impfstoff von BioNTech/Pfizer basiert das Moderna-Vakzin auf der mRNA-Technologie. Er gilt als sehr wirksam und sicher und wird in vielen Ländern, darunter auch Deutschland, eingesetzt.

Impftempo steigt

In Deutschland wurden am Mittwoch erstmals mehr als eine Million Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Gesundheitsminister Jens Spahn teilte am Donnerstag mit, dass damit erstmals auch mehr als ein Prozent der Bevölkerung an einem Tag ein Vakzin bekam. 730.000 Dosen seien in Arztpraxen verabreicht worden, 360.000 in Impfzentren. Damit haben nach Angaben Spahns nun 25,9 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Corona-Impfung erhalten, 7,5 Prozent haben durch eine weitere Impfung einen Vollschutz. "Das zeigt, wie stark wir an Geschwindigkeit gewonnen haben", sagte der CDU-Politiker.

Allerdings variiert das Impftempo in der Woche immer noch erheblich. Die Hauptursache ist, dass weiter nur eine begrenzte Menge an Impfstoff zur Verfügung steht. Ein starker Anstieg der Lieferungen ist im Mai und dann eine erneute Steigerung im Juni geplant.

Impfen: Hausärzte wollen mehr Eigenständigkeit

Die Bundesregierung hatte in den vergangenen Tagen ihre Zusage bekräftigt, dass bis Ende des Sommer jeder Erwachsene ein Impfangebot erhalten haben sollte. Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, wies darauf hin, dass aber erst zwei Drittel der über 80-Jährigen geimpft worden seien und nur 30 Prozent der über 70-Jährigen. Spahn sagte, er rechne damit, dass in den Sommerferien auch Kinder und Jugendliche über zwölf Jahre mit dem Impfstoff von BioNTech und Pfizer geimpft werden könnten, sobald es dafür eine Zulassung gebe.

Weniger Infektionen

Die vom Robert Koch-Institut gemeldete Sieben-Tage-Inzidenz ist so niedrig wie seit rund zwei Wochen nicht mehr. Der Wert, der die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner angibt, lag am Donnerstagmorgen bei 154,9. Niedriger lag die Inzidenz nach RKI-Angaben zuletzt am 14. April mit 153,2. Am Mittwoch hatte das RKI die Sieben-Tage-Inzidenz noch mit 160,6 angegeben, vor einer Woche hatte sie bei 161,1 gelegen. Am Mittwoch hatten sich bereits einige Experten vorsichtig optimistisch mit Blick auf die Entwicklung der Infektionszahlen gezeigt.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut binnen eines Tages 24 736 Corona-Neuinfektionen. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 264 neue Todesfälle verzeichnet. Am Donnerstag vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 29.518 Neuinfektionen und 259 neue Todesfälle gemeldet.

sti/rb/kle (afp, dpa, rtr)