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Bischöfe drängen Mixa zu Auszeit

21. April 2010

Die deutsche Bischofskonferenz ist sich einig: Walter Mixa solle zur "geistigen Einkehr" eine Auszeit vom Amt als Augsburger Bischof nehmen. Das legte ihm nun der Vorsitzende der Bischofskonferenz Robert Zollitsch nahe.

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Porträt von Robert Zollitsch (Foto: dpa)
Rät Mixa zur Amtsauszeit: Robert Zollitsch ist der Vorsitzende der deutschen BischofskonferenzBild: picture-alliance/ dpa

Eine "vorübergehende räumliche Distanz" könnte dem ins Kreuzfeuer der Kritik geratenen Bischof Walter Mixa außerdem die Möglichkeit geben, "nach sehr erhitzten Wochen neue Kräfte zu sammeln", sagte Zollitsch am Mittwoch (21.04.10) in Freiburg. Unterdessen könne im Augsburger Bistum, wo seit etwa zwei Wochen Aufregung herrscht, wieder etwas Ruhe einkehren. Dass der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Zollitsch einem Bischof zur Auszeit rät, gilt in der jüngeren Geschichte des Katholizismus als einzigartiger Schritt.

Prügelvorwürfe und Anklagen wegen Untreue

Walter Mixa bei Gottesdienst (Foto: dpa)
Leitet das Augsburger Bistum und ist seit 2000 auch Militärbischof - Walter MixaBild: picture alliance / dpa

Mixa wurde in den vergangenen Wochen vorgeworfen, während seiner Zeit als Stadtpfarrer im bayerischen Schrobenhausen acht Heimkinder geschlagen zu haben. Auch wegen angeblicher Veruntreuung von Kirchengeldern geriet der Bischof in die Kritik. Der Sonderermittler Sebastian Knott untersucht derzeit Anschuldigungen, wonach Mixas Pfarrei eine Vielzahl an Gegenstände gekauft haben soll, die über das Schrobenhausener Kinderhilfsheim gezahlt wurden, in dem er mitwirkte. Überteuerte Kunstwerke, Teppiche, Wein und Möbel seien außerdem in der Verantwortung von Mixa aus dem Stiftungsvermögen der Kirche widerrechtlich bezahlt worden.

Ohrfeigen seien damals "völlig normal" gewesen

Die Vorwürfe gegenüber Mixa wuchsen mit seiner Verleugnung der Gewalt- und Untreuetaten stetig an. Noch in der vergangenen Woche versicherte der einstige Religionslehrer "reinen Herzens", die Anklagen der acht ehemaligen Schrobenhausener Heimkinder, Mixa habe sie geprügelt und mit dem Stock geschlagen, seien falsch. Doch als der öffentliche Druck größer wurde, gab der Kirchenmann "die ein oder andere Watsch'n" zu, möglicherweise habe er Ohrfeigen erteilt, aber für die damalige Zeit sei dies "völlig normal" gewesen, das wüssten auch die anderen Lehrer. Mixas Zögern machte ihn unglaubwürdig.

Wiese vor Gebäude des St. Josef Kinderhilfswerks (Foto: dpa)
Hier soll Mixa Heimkinder geschagen haben: Die St. Josef KinderhilfseinrichtungBild: picture-alliance/ dpa

Dem Vorsitzenden des Augsburger Diözesenrats, der bereits am Montagabend (19.04.10) tagte, Helmut Mangold, wäre es eigentlich lieber gewesen, wenn die Aufklärungsarbeiten zuerst abgeschlossen worden wären, bevor Mixa zur Auszeit geraten wird. Doch auch er gab zu, dass eine Pause des umstrittenen Bischofs vielleicht erst einmal für etwas Ruhe im Bistum sorgen könnte.

"Gegen das achte Gebot verstoßen" - Roth fordert Rücktritt

Viele Politiker hingegen zweifeln nicht daran, dass ein sofortiger Rücktritt die einzige Möglichkeit für Mixa ist. Die Grünen forderten seine Amtsaufgabe bereits in der vergangenen Woche und auch bei der SPD werden die Stimmen, die Mixas Rückzug verlangen, immer lauter. Der SPD-Politiker und Vizepräsident des Bayerischen Landtags Franz Maget meinte, dass Mixa seiner Kirche Schaden zufüge und ein Rücktritt deswegen "zwingend erforderlich" sei.

Porträt Claudia Roth (Foto: AP)
"Einkehr alleine reicht nicht" - Grünen-Vorsitzende Roth verlangt Mixas sofortigen RücktrittBild: AP

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth begründete ihre Rücktrittsforderung sogar mit der Bibel. Mit der Abweisung der Vorwürfe habe Mixa nämlich gegen das achte Gebot der Christen verstoßen. "Du darfst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten", lautet dieses in den meisten Bibeln. "Wer wie Mixa Kinder prügelt, muss als Bischof und von allen anderen Ämtern zurücktreten", forderte Roth weiter.

Die CSU-Spitze hielt sich mit Kritik hingegen zurück. Parteichef Horst Seehofer verwies lediglich auf das für den 4. Mai geplante Treffen mit den katholischen Bischöfen Bayerns.

Autorin: Sina Schlimmer (dpa, apn, kna)
Redakton: Martin Schrader