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Streit um den Bischof von Limburg

Stefan Dege29. August 2013

In Limburg tobt ein Kirchenstreit: Bischof Franz Tebartz-van Elst steht wegen seiner Amtsführung in der Kritik. Seine Unterstützer wittern eine Kampagne. Wackelt jetzt sein Bischofsstuhl?

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Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg (Hessen), steht am 03.12.2012 in der Kapelle des Bischofshauses auf dem Areal der alten Vikarie gegenüber dem Limburger Dom. Die aufwendige Neubebauung des Geländes sorgt bis heute für Diskussionen in den Medien. Foto: Boris Roessler/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Franz-Peter Tebartz-van Elst Bischof von LimburgBild: picture-alliance/dpa

Sicherlich flog Tebartz-van Elst an diesem Mittwoch (28.08.2013) nicht in der Holzklasse nach Rom. Ganz gewiss aber auch nicht erster Klasse. Denn im Gepäck hatte der Bischof vom Limburg handfesten Ärger. Seit Monaten sieht er sich heftiger Medienschelte ausgesetzt. Neuerdings stehen seine Amtsführung und sein Finanzgebahren auch in der Kritik vieler Katholiken. Der Bischof muss um sein Ansehen fürchten. Und der Katholischen Kirche in Deutschland droht ein weiterer Imageverlust. Trost und Beistand erhoffte sich der Kirchenmann Tebartz-van Elst im Vatikan.

Der Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, gestikuliert am 05.03.2008 in Frankfurt am Main während eines Gesprächs mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er ist nach Bistumsangaben der jüngste Diözesanbischof in Deutschland. Foto: Uwe Anspach dpa +++(c) dpa - Report+++
Unter Beschuss: Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von LimburgBild: picture-alliance/dpa

Teures Bischofshaus, erstklassige Flüge

Nationale Leitmedien wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ), "Süddeutsche Zeitung" und "Der Spiegel", aber auch Radio- und Fernsehsender haben sich auf den hageren Geistlichen mit den großen Augen und der schlacksigen Gestalt eingeschossen. Knapp sechs Jahre im Amt, fehlt es ihm offenbar an kommunikativem Geschick: Er schweigt zu allen Vorwürfen. Konkret geht es um ein Bischofshaus, das immer teurer wird, um einen Flug erster Klasse nach Indien sowie um Aussagen des Bischofs, für die sich die Staatsanwaltschaft Hamburg interessiert. "Nichts von dem, was dem Bischof vorgeworfen wird, ist ausreichend für einen Amtsverzicht", glaubt die Katholische Nachrichtenagentur (KNA).

"Erster Klasse in die Slums" überschrieb der "Spiegel" süffisant einen Beitrag über die Indienreise des Bischofs und seines Generalvikars. Für einen Flug nach Indien hatte Tebartz-van Elst Business-Class gebucht, war aber dank eines "Upgrades" in der Ersten Klasse geflogen. Ob er einen solchen Flug gegenüber einem Journalisten als "Flug Erster Klasse" oder als einen "Business-Class-Flug" bezeichnen musste, wird demnächst die Hamburger Justiz klären. Bei negativem Ausgang droht ihm ein Strafbefehl - wegen Meineids.

ARCHIV - Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg (Hessen), steht am 03.12.2012 in der Kapelle des Bischofshauses auf dem Areal der alten Vikarie gegenüber dem Limburger Dom. Foto: Boris Roessler/dpa (zu lhe "Limburger Bischofsresidenz kostete knapp zehn Millionen Euro" vom 28.06.2013)
Beim Predigen: Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von LimburgBild: picture-alliance/dpa

Die neue Bescheidenheit von Papst Franziskus

Vor allem "Spiegel" und "FAZ" vermessen derzeit den Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Ihr Hauptvorwurf: Der Neubau des Bischofshauses beim Limburger Dom fällt zu kostspielig aus. Mit zehn Millionen Euro wird er mindestens dreimal so teuer wie geplant. Zum Vergleich: Der Etat des Bistums Limburg beträgt gut 200 Millionen Euro. Sollte ein deutscher Bischof Wasser predigen, während er Wein trinkt? Und das in Zeiten, in denen der neue Papst Franziskus eindringlich Bescheidenheit fordert und sie auch vorlebt?

Christian Weisner, Sprecher der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche", ist überzeugt: "Bischof Tebartz-van Elsts Art, das Bischofsamt zu führen, ist nicht zeitgemäß. Und es schadet dem Ansehen der Kirche, es schadet der Botschaft Jesu, die sich dem Menschen zuwendet und die nicht ein bischöfliches Eigenleben führt." Im Gespräch mit der Deutschen Welle betonte Weisner: "Wir brauchen Bischöfe, die bei den Menschen sind. Und wenn der Bischof den Gemeinden sagt, sie müssen sparen, dann muss er natürlich selber mit gutem Beispiel vorangehen." Er könne nur hoffen, so Weisner, dass seine Bischofsbrüder "möglichst schnell Bischof Thebarz-van Elst zur Seite nehmen und ihm den brüderlichen Rat geben: 'Tebartz, werde bescheidener, mach es so, wie es der Papst macht!'"

Der Sprecher und Kopf der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner, aufgenommen am Samstag (13.03.2010) in Dachau (Oberbayern). Im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche ist nach Ansicht der Reformbewegung "Wir sind Kirche" eine Entschuldigung von Papst Benedikt XVI überfällig. "Wir sind enttäuscht, dass der Papst bisher kein mitfühlendes Wort für eine Bitte um Vergebung und Versöhnung gefunden hat, sagte Weisner am Samstag der Deutschen Presse-Agentur dpa in München. Foto: Tobias Hase dpa pixel
Christian Weisner, Sprecher von "Wir sind Kirche"Bild: picture-alliance/dpa

Im Schatten des Vorgängers

Die Medienberichte über Limburg und seinen Bischof heizen auch die Spannungen im Bistum an. Im Dom zu Frankfurt, der zum Bistum gehört, unterzeichneten nach einem Gottesdienst am Sonntag (25.08.2013) rund 500 Katholiken einen kritischen Offenen Brief. Ihre Forderung an die Bistumsleitung: mehr Dialog und das Eingeständnis von Fehlern.

Sechs Jahre nach seinem Amtsantritt in Limburg steht der als konservativ geltende Niederrheiner Tebartz noch immer im Schatten seines Vorgängers Franz Kamphaus. Viele Gläubige trauern Kamphaus nach, nicht zuletzt weil Tebartz daran ging, in der Liturgie und bei der Laienmitbestimmung einige liberale Besonderheiten abzuschaffen und eine strengere Beachtung der liturgischen Normen einforderte.

Ein Archivbild vom 11. Oktober 2000 zeigt den Limburger Bischof Franz Kamphaus waehrend einer Pressekonferenz in Berlin. Das Bistum Limburg steigt aus der staatlichen Konfliktberatung von Schwangeren auf Druck des Vatikans aus. Diese Entscheidung verkuendete Bischof Franz Kamphaus am Freitag, 8. Maerz 2002. Das Bistum Limburg hatte als einzige Dioezese nach Ende des Jahres 2000 an der Ausstellung von Beratungsscheinen festgehalten.
Limburgs Alt-Bischof Franz KamphausBild: AP

Unterstützer des Bischofs wittern eine Kampagne. "Teile des konservativen Lagers haben wegen der Berichterstattung über Tebartz-van Elst den Glauben an die 'FAZ' verloren", notierte augenzwinkernd die katholische Wochenzeitung "Rheinischer Merkur". Ein untadeliger Gottesmann werde zum Opfer gemacht, nur weil er wahrhaft katholisch sei, zitiert das Blatt einen Gläubigen. Auch das Bistum hat, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung mitteilt, seine Abonnements gekündigt.

Tebartz-van Elsts Rom-Reise ist nur der vorläufige Schlusspunkt im Kirchenstreit von Limburg. Im Vatikan traf er mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, zusammen. Tebartz hatte, wie die KNA erfuhr, von sich aus kurzfristig um einen Termin gebeten. Dabei sei dem Bischof aus Deutschland "größte Unterstützung und Solidarität in der aktuellen Situation" zuteil geworden. Für diesen Rückhalt sei er "sehr dankbar", ließ Tebartz wissen.

ARCHIV - Der Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst spricht am 12.03.2010 in Limburg vor Journalisten. Als «erschreckend und diffamierend» hat Tebartz-van Elst die Kritik an seiner Amtsführung bezeichnet. Den Vorwurf, er handele eigenmächtig und nehme die Gremien nicht ernst, wies er in einem Interview mit der «Rhein-Zeitung» (Donnerstag) zurück. Foto: Marius Becker dpa/lhe (zu lhe-BLICKPUNKT vom 08.12.2010) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Schweigt zu den Vorwürfen: Bischof Franz-Peter Tebartz-van ElstBild: picture alliance/dpa