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Bitcoin unter Beschuss

Rayna Breuer14. Februar 2014

Nichts für schwache Nerven: Mehrere beeutende Börsen, über die Bitcoins gehandelt werden, haben bestimmte Transaktionen gesperrt. Die virtuelle Währung wird von realen Problemen geplagt.

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Eine Bitcoin Münzen (Foto: Jens Kalaene)
Bild: picture-alliance/dpa

Am Anfang stand die Idee, eine Währung zu schaffen, deren Wert stabiler ist als der existierender Währungen. Doch genau das Gegenteil scheint eingetroffen zu sein. Erst stieg der Kurs der Bitcoins innerhalb eines Jahres von 20 auf 1200 US-Dollar, dann fiel er Anfang der Woche auf den niedrigsten Wert seit zwei Monaten. Und nun ein weiterer Rückschlag: Ein technisches Debakel legte mehrere Handelsplattformen lahm und sorgte bei vielen Anhängern der virtuellen Währung für Unruhe. Andere lassen sich durch die neuesten Ereignisse nicht abschrecken.

Eine Währung mit Bugs

Die zweitgrößte Bitcoin-Börse Mt.Gox meldete am Montag (10.02.2014) als erste einen Fehler in der Software, durch den sich die Transaktionen mit der virtuellen Währung manipulieren lassen. Mit diesen Problemen hatte auch Bitcoin.de, die größte deutsche Börse, zu kämpfen. Seit Freitag (14.02.2014) könnten wieder Auszahlungen durchgeführt werden, teilte die deutsche Handelsplattform mit. Ursache dieses Problems sei eine seit 2011 bekannte Schwachstelle in der Bitcoin-Software gewesen, sagte der Geschäftsführer von Bitcoin.de, Oliver Flaskämper. "Dritte können vereinfacht gesagt den Betreff einer Überweisung im Bitcoin-Netzwerk so verändern, dass diese Überweisung nicht korrekt ausgeführt wird". Angreifer könnten sich dadurch zwar nicht der Bitcoins bemächtigen, durchaus aber Verwirrung stiften. "Diese Bitcoins haben also bitcoin.de nicht verlassen, obwohl unsere Bitcoin-Software uns das Gegenteil anzeigte".

Mögliche Schutzmechanismen

Eine Währung, frei handelbar, dezentral und ohne staatliche Regulierung - das ist was Anleger an der digitalen Währung reizt. Doch genau hier könnte das Problem liegen. "Eine Aufsicht könnte Standards festlegen, die die Sicherheit zumindest soweit maximiert, wie es technisch möglich ist. Das wäre aber etwas, was nicht in der Ideologie des Bitcoin steckt", sagt Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Er selbst besitzt keine Bitcoins, auch wenn er gerne damit experimentiert hätte. Aber: "Ich sehe das Problem, dass wir keine zuverlässigen Informationen darüber haben, welche Börsen sicher funktionieren und welche nicht. Derzeit sind teilweise die Börsen betroffen, die schon sehr lange am Markt sind, die groß sind", sagt Leuchtmann.

Ob Regulierung und Standards helfen würden und überhaupt eingeführt werden können, prüft derzeit die Europäische Bankenaufsichtsbehörde. Nach Ansicht der Bankenaufsichtsbehörde (EBA) bleibt Nutzern der virtuellen Währung bis dahin als Sicherheit nur Vertrauen: "Anleger, die mit virtuellen Währungen interagieren, mit ihnen handeln, sie nur halten, kaufen oder verkaufen müssen am Ende dem Protokoll und den Börsen vertrauen", sagt Dirk Haubrich von der EBA.

Das Vertrauen wichtig ist, weiß auch die Bitcoin-Gemeinschaft und daher gilt das bestehende Problem möglichst schnell und nachhaltig zu lösen: "Ich für meinen Teil bin begeistert, mit welchem Engagement Entwickler und Bitcoin-Fans in der ganzen Welt Hand in Hand zusammen an der Lösung des Problems arbeiten", so der Bitcoin.de-Geschäftsführer.

Keine Zukunftsängste

Für die Anleger und Nutzer von Bitcoin gibt es trotz der aktuellen Ereignisse keinen Grund für Besorgnis. Für Oliver Thylmann, Bitcoin-Anleger und Unternehmer aus Köln, gibt es vor allem kein grundsätzliches Problem mit Bitcoin: "Das Bitcoin-Protokoll ist Software, Software kann Fehler haben, Fehler kann man beheben". Er stellt zwar eine übertriebene Begeisterung um die virtuelle Währung fest, diese ist nach Thylmanns Auffassung aber notwendig, damit die Währung weiter wachsen kann. Er rechnet auch in Zukunft mit großen Fluktuationen, aber langfristig wird sich Bitcoin oder eine vergleichbare Währung etablieren.

Auch für Oliver Flaskämper von Bitcoin.de kann es für Bitcoins nur vorwärts gehen, und er ist sich sicher, dass die Währung gestärkt aus dieser Krise hervorgehen
wird. Seiner Erfahrung nach haben sich die Anleger mittlerweile daran gewöhnt, dass es immer mal wieder Probleme gibt, aber man dürfe sich nicht aus der Ruhe
bringen lassen: "Der Bitcoin bietet Chancen aber gleichermaßen auch Risiken. Daher ist er auch nichts für Menschen mit schwachen Nerven oder Fans von Sparbüchern."

Schild mit der Aufschrift "bitcoin" (Foto: dpa)
In einigen wenigen Läden und Cafés in Deutschland kann man mit Bitcoins zahlenBild: picture-alliance/dpa
Ulrich Leuchtmann Finanzmarktexperte Commerzbank
Ulrich Leuchtmann, Finanzmarktexperte bei der CommerzbankBild: Commerzbank

Virtuelle Währung auf dem Smartphone