1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Blackout in Mexiko

Petra Tabeling 4. Juni 2002

In Mexiko droht der Strom knapp zu werden. Doch mehr Energie kann nur durch eine Verfassungsänderung erzeugt werden. Deutsche Investoren stehen bereit, um nach dem Fall des Strommonopols einzuspringen

https://p.dw.com/p/2Nf8
Trommeln für mehr Energie - in MexikoBild: AP

Der mexikanische Präsident Vicente Fox ist in der Zwickmühle: Er will zwar für mehr Strom im Lande sorgen, muss aber dafür die Verfassung ändern, denn der Energiemarkt ist in staatlichen Händen. Diese Hürde hält derzeit private Investoren ab und verhindert die ausreichende Stromversorgung der mexikanischen Bevölkerung.

Leben ohne Energieversorgung

Sechs Prozent der Mexikaner leben zur Zeit gänzlich ohne Strom - zumindestens offiziellen Angaben zufolge. Allerdings könnten es bald noch mehr werden. Experten sind sich einig: Der Strom wird knapper, wenn nicht bald immense Investitionen in neue Kraftwerke und Energiequellen getätigt werden. Außerdem befürchte man flächendeckende Stromausfälle in den Großstädten und eine Gefährdung des Wachstums und Entwicklung.

Heilige Kuh Strom

Finanzen und Know-how in der Energie-Not der Mexikaner könnten aus dem Ausland kommen. Doch die Privatisierung der seit 1960 unter staatlicher Verwaltung stehenden Stromindustrie geht nur schleppend voran. Sie wird, ähnlich wie die 1938 verstaatlichte Erdölindustrie, als "heilige Kuh" gehütet. Auf diese Weise wollte der Staat die Energiewirtschaft vor der völligen Dominanz durch US-Konzerne bewahren, die das ärmere Mexiko ohnehin wirtschaftlich beherrschen.

Vicente Fox
Der mexikanische Präsident Vincente FoxBild: AP
Präsident Vincente Fox muss also, wenn er das staatliche Monopol für die nötige Energieversorgung aufheben will, die Verfassung ändern. Und genau das soll noch im Juni 2002 im mexikanischen Kongress beraten werden. In Hindernis dabei ist, dass Fox' konservative Partei der Nationalen Aktion (PAN) im Parlament keine Mehrheit hat.

Wasserkraft als erster Hoffnungsschimmer

Die Chancen aber stehen nicht schlecht, dass der Präsident Gehör finden wird, meint Francisco Gonzalez, Botschaftsrat der mexikanischen Handelsmission in Frankfurt zu DW-WORLD. "Für die nächsten fünf bis zehn Jahre wird es knapp mit dem Strom", aber dafür sähe es danach besser aus, meint Gonzalez. Der Handels-Experte setzt auf das zur Zeit in Bau befindliche Wasserkraftwerk "La Rosita" im Norden Mexikos: "Wir glauben, dass sie unser Energieproblem lösen wird."

Mit Wasserkraft voraus

RWE Kohlekraftwerk
RWE KraftwerkBild: AP

Nur ein Gas-Kraftwerk gibt es in ganz Mexiko. In dem Schwellenland setzt man allgemein auf Wasserkraftwerke. 15 davon gibt es im Land. Das modernste davon, im Bundesstaat Nayarit, haben deutsche Firmen, vor allem Siemens, gebaut. Doch die Energie, die sie liefern, reicht nicht aus. Nur eines davon, das Wasserkraftwerk "El Somidero", kann Strom in andere Länder exportieren: nach Guatemala und San Salvador.

Auf alternative Energien und Investoren setzen

Derzeit werden kaum alternative Energiequellen genutzt, weder Solar- noch Windenergie, nicht zuletzt durch weil der Strom (noch) in staatlichen Händen fließt. "Aber wir hoffen, dass mit der Privatisierung verschiedene Energiekonzerne in das Land kommen", so Botschaftsrat Gonzalez. Durch die Privatisierung hofft das Land auch auf Investoren. Berechnungen der Regierung zufolge benötigt Mexiko in den kommenden zehn Jahren Investitionen für Kraftwerke, Leitungen und Transformatoren in Höhe von fast 60 Milliarden US-Dollar (64 Mrd. Euro), um die Kapazität von 40.000 auf 64.000 Megawatt zu erhöhen.

Deutsche Unternehmen stehen Schlange

Derzeit warten potenzielle Investoren erst einmal die Entscheidung über die Reform im Kongress ab. Wird es eine Privatisierung geben, sind auch ausländische Investoren mit ihrem Know-how für alternative Energieschöpfung mit von der Partie. Vor allem die Deutschen: Sie stünden bereits "Schlange", so Gonzalez, der bereits eine Liste von potentiellen deutschen Firmen vorliegen hat. Die deutsche RWE AG beispielsweise ist bereits an einem Bau eines Kraftwerkes für das mexikanische Volkswagen-Werk in Puebla (125 Kilometer östlich von Mexiko-Stadt) interessiert.