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Blatter verstärkt die Defensive

16. Juli 2012

FIFA-Chef Blatter versucht, den durch den Korruptionsskandal und seine Äußerungen entstandenden Schaden zu begrenzen. In der "Bild"-Zeitung wendet sich der umstrittene Funktionär an "Fußball-Deutschland".

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FIFA-Chef Sepp Blatter. Foto: Getty
Bild: Getty Images

In einem offenen Brief an "Fußball-Deutschland" relativiert Joseph Blatter seine Aussagen zu Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der WM 2006. Der Chef des Fußball-Weltverbandes (FIFA) erklärte in der "Bild"-Zeitung (Dienstags-Ausgabe), dass "man immer einen Vorwand finden kann, um die Rechtmäßigkeit eines Entscheides zu bezweifeln". Er habe in dem Interview mit dem Schweizer "SonntagsBlick" auf die Frage, weshalb im Zusammenhang mit der WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022 immer wieder der Vorwurf der Korruption im Raum steht, "darauf hingewiesen, dass selbst bei der WM-Vergabe an Deutschland 2006 solche Vorwürfe erhoben worden waren". Man finde halt immer wieder einen Grund, um irgendwelche Verschwörungstheorien zu spinnen.

Auf Distanz zum FIFA-Chef

Blatter hatte mit seinen Äußerungen zum Wochenbeginn eine Debatte über die Vergabe der WM an Deutschland initiiert. Beobachter deuteten dies so, dass Blatter damit von den Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal bei der FIFA habe ablenken wollen.

In der vergangenen Woche war durch die Veröffentlichung von Schweizer Gerichtsakten bestätigt worden, dass unter anderem Blatters Vorgänger als FIFA-Präsident, Joao Havelange, Zahlungen in Millionenhöhe vom inzwischen insolventen Vermarkter ISL bekommen hatte. Blatter, damals FIFA-Generalsekretär, hatte dies in ersten Äußerungen heruntergespielt und betont, dass die Annahme solcher Zahlungen zum damaligen Zeitpunkt nicht strafbar gewesen sei. Daraufhin war der Deutsche Fußball-Bund auf deutliche Distanz zum FIFA-Chef gegangen.

Debatte um Bundesverdienstkreuz

Mehrere Politiker sprachen sich dafür aus, Blatter das Bundesverdienstkreuz abzuerkennen, das dieser 2006 für seine besonderen Leistungen bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Deutschland erhalten hatte. "Wenn es dabei bleibt, dass Herr Blatter keine echte Aufklärung der Schmiergeldaffäre will, sollten wir über eine Aberkennung des Bundesverdienstkreuzes nachdenken", sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann der "Welt". Politiker von Grünen und Linkspartei äußerten sich ähnlich.

Der Vorsitzende des Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), sagte derselben Zeitung, er gehe davon aus, "dass die Berichterstattung über die Korruptionsvorwürfe bei der FIFA auch im Präsidialamt gelesen" werde. Er wolle einer "Entscheidung des Herrn Bundespräsidenten" nicht vorgreifen, sagte Bosbach.

ml/det/uh (afp, dapd, dpa)