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Blei im Blut

26. Juni 2020

Für Handys, Kupferrohre oder Windräder werden riesige Mengen an Rohstoffen benötigt. Dinge, die wir Europäer selbstverständlich nutzen, werden in Südamerika unter härtesten Bedingungen produziert. Ein schmutziges Geschäft.

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Lateinamerikas Politiker setzen noch immer auf ungebremstes Wachstum durch Rohstoffexporte. Eine Politik, die mehr als 400 Jahre in die Kolonialzeit zurückreicht. Die Kosten zahlen die Menschen, die von den Folgen betroffen sind.

Eine Mitschuld tragen auch die Europäer, die von den Rohstoffen aus Südamerika profitieren. Cerro de Pasco in Peru gilt als eine der dreckigsten Städte der Welt, weil es nah an einem gigantischen Tagebau liegt - betrieben von dem Schweizer Unternehmen Glencore. Hier wird Zink, Silber und Blei für den Weltmarkt gefördert.

Wer in Cerro de Pasco lebt, nimmt über das Leitungswasser Schwermetalle auf, die deutlich über den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation liegen. La Rinconada, ein Goldschürfer-Nest auf gut 5.000 Meter Höhe, hat vor mehr als zehn Jahren das Goldfieber gepackt. Es ist wohl der einzige Grund dafür, warum die Bevölkerungszahl des einstigen Anden-Dörfchens auf mehr als 50.000 explodiert ist. Das Gold wird per Kurier meist in die Schweiz exportiert. Gleichzeitig ist La Rinconada selbst zu einer Müllkippe verkommen. Abfall und Dreck stapeln sich kilometerlang vor den Toren des Städtchens.

Die Gier nach Rohstoffen wächst und wächst - und hat unlängst eine Katastrophe in Brasilien ausgelöst. In der Eisenerz-Mine von Brumadinho brach im Januar 2019 ein Rückhaltebecken mit giftigem Abräumschlamm und begrub mehr als 250 Menschen unter sich. Zuvor hatte der deutsche TÜV das Staubecken als sicher eingestuft. Schon 2015 gab es ein ähnliches Unglück, härtere Gesetze hatte das nicht zur Folge. Damals zahlten die Minenbetreiber noch nicht mal die Strafen, die per Gericht gegen sie verhängt wurden. Und auch der neue Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro, setzt weiter auf Deregulierung. Vor der Katastrophe wollte er die Sicherheitskontrollen sogar den Minenbetreibern selbst überlassen. In ganz Südamerika stehen die Zeichen auf einen ungebremsten Rohstoffabbau - auch aus Gebieten, die bislang als weitgehend unerschlossen galten. Indigene Gruppen wehren sich, oft zu einem hohen Preis: sie bezahlen dafür mit ihrem Leben.