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Blinde Iranerin verzichtet auf Rache

31. Juli 2011

Der Fall sorgte für Aufsehen: Die Iranerin Bahrami wollte einen Mann blenden, der ihr 2004 Säure ins Gesicht geschüttet hatte. Nun entschied sie sich überraschend gegen die Auge-um-Auge-Rache, die im Iran legal ist.

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Porträt von Ameneh Bahrami (Foto: ir-women.org)
Inzwischen lebt Ameneh Bahrami in SpanienBild: ir-women.org

Die durch eine Säureattacke erblindete und entstellte Iranerin Ameneh Bahrami hat in letzter Minute auf ihr Recht verzichtet, ihrem Peiniger ebenfalls das Augenlicht zu nehmen. Der Koran gewähre zwar die Möglichkeit der Vergeltung, rufe aber auch zur Vergebung auf, begründete Bahrami ihre überraschende Wende laut der iranischen Nachrichtenagentur ISNA am Sonntag (31.07.2011).

Keine Vergeltung aber Schadenersatz

Symbolbild Justiz im Iran (Grafik: DW)
Bahrami bekam 2008 in einem Urteil das Recht, dem Täter unter Betäubung Säure in die Augen zu träufelnBild: picture-alliance / dpa / DW-Montage

Als weiteren Grund gab die 33-Jährige den internationalen Ruf ihres Landes an. "Alle anderen Länder haben darauf geschaut, was wir tun würden", sagte Bahrami. Staatsanwalt Abbas Jafari Dowlatabadi lobte in Teheran die Entscheidung der Frau als "mutige Tat". Bahrami habe statt der Strafvollstreckung ein "Blutgeld" als Entschädigung für ihre erlittenen Verletzungen verlangt, so der Jurist laut ISNA.

Menschenrechtsorganisationen hatten das von Bahrami in einem siebenjährigen Rechtsstreit erstrittene Urteil der Blendung zuvor mehrfach kritisiert.

Anlass war ein verschmähter Heiratsantrag

Bahrami war im Oktober 2004 von ihrem Mitstudenten Majid Movahedi mit einem Becher Säure angegriffen worden, weil sie dessen Heiratswerben zurückwies. In der Folge musste sie sich 17 Operationen unterziehen, blieb aber blind und schwer entstellt. In einem Gerichtsverfahren setzte sie 2008 unter Berufung auf ein Vergeltungsprinzip im Koran durch, ihrem Angreifer den gleichen Schaden zufügen zu dürfen. Die Vollstreckung war bereits für den 14. Mai angesetzt, wurde dann aber verschoben. Movahedi sitzt weiterhin in Haft.

Autorin: Annamaria Sigrist (dpa, kna)
Redaktion: Gerd Winkelmann