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Bloggen für die freie Meinung

Keivandokht Gahari16. Oktober 2004

Täglich wächst die Zahl von Iranern, die ein Weblog führen, um dort regelmäßig ihre Gedanken oder auch politische Betrachtungen veröffentlichen. Der Regierung missfällt diese Entwicklung.

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Im Web im IranBild: AP

Weblogs sind zu einer wichtigen Informationsquelle im Internet geworden. Diese Rolle kommt den Online-Tagebüchern besonders dort zu, wo Presse- und Informationsfreiheit durch Zensur und Repression gefährdet sind. Auch die iranische Regierung hat das erkannt. Deshalb hat sie nach der Schließung der meisten unabhängigen Zeitungen (zum Beispiel "Jomhuriyat, "Waghaye", "Ettefaghiyeh" und "Aftab") nun damit begonnen, auch die Verfasser von Weblogs zu verfolgen.

Kein Weblog ohne Genehmigung

So gab Justiz-Sprecher Karimi-Rad als Grund für die Verhaftung von Webloggern im Iran an, dass diese "unerlaubte Internet-Seiten" besessen hätten. Die iranische Regierung erwartet offenbar von ihren Bürgern, dass diese sich vor der Eröffnung ihres Weblogs eine staatliche Genehmigung einholen.

Die iranischen Weblogger haben - wie die Weblogger in der ganzen Welt - ein Netzwerk und eine Subkultur geschaffen. Um mit der Welt in Kontakt zu kommen, schreibt ein Teil von ihnen sein Weblog teilweise oder ganz auf Englisch. Auch die Kommentare und Mitteilungen werden nicht immer auf Persisch, sondern auch auf Englisch geschrieben.

Große Blogger-Community im Iran

Iranische Weblogger verfolgen mit Interesse die Neuigkeiten in der internationalen Weblog-Szene, um zu sehen, ob es neue technische Möglichkeiten gibt, mit denen sie ihre Blogs verbessern können. Für viele Iraner sind Weblogs die einzige Möglichkeit, sich über die Themen zu informieren, die zurzeit im Mittelpunkt der weltpolitischen Diskussion stehen - Themen, die in der Regel von den offiziellen Medien totgeschwiegen werden.

Die Zahl der iranischen Weblogger ist beträchtlich. Nach einer bei blogcensus.net veröffentlichten Statistik gab es im Jahr 2003 64.000 Weblogs in persischer Sprache. Damit stand Persisch nach Englisch, Französisch und Portugiesisch an vierter Stelle. Angesichts der schnellen Verbreitung des Internets und der Weblogs im Iran vermuten Experten, dass die iranische Weblog-Community inzwischen noch größer ist.

Aufregung um die BOBs-Awards

Blogger sind meist junge Menschen, die viel mitzuteilen haben. Genauso erwarten sie, dass man sie innerhalb der Subkultur, zu der sie gehören, wahrnimmt. Deshalb war die Aufregung groß, als bekannt wurde, dass DW-WORLD.DE, das Internetportal der Deutschen Welle, Weblog Awards ausrichtet, bei denen Persisch nicht zu den sieben Wettbewerbssprachen gehört. Die Deutsche Welle hatte den Wettbewerb zum zehnten Geburtstag des Online-Portals in das Leben gerufen.

Der Wettbewerb (noch bis zum 17.10.) findet in sieben Sprachen statt, nämlich auf Arabisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Russisch, Portugiesisch oder Spanisch - das sind die Schwerpunktsprachen von DW-WORLD.DE.


Nichts ist endgültig

"Wir freuen uns natürlich über das große Interesse an unserem Wettbewerb", sagt Holger Hank, Redaktionsleiter bei DW-WORLD.DE. "Denn wir wissen, dass gerade im persischen Internet Weblogs sehr populär sind. Wir mussten uns beim Start der ersten BOBs-Awards jedoch auf die Schwerpunktsprachen von DW-WORLD.DE konzentrieren. Nur so konnten wir die erforderliche redaktionelle Unterstützung der Jury sicherstellen."

Hank versichert, dass die Schwerpunktsetzung bei der ersten Ausgabe des Wettbewerbs nicht endgültig ist: "DW-WORLD.DE ist sich der besonderen Bedeutung von Weblogs für Länder mit eingeschränkter Pressefreiheit und starker Medienzensur natürlich bewusst. Deshalb werden die Karten im nächsten Jahr völlig neu gemischt."