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Bloomberg wiedergewählt

Aarni Kuoppamäki8. November 2005

Wie erwartet ist Michael Bloomberg erneut zum Bürgermeister von New York gewählt worden. Nach Auszählung von etwa 95 Prozent der Stimmen kommt der Republikaner auf 58 Prozent.

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Lässt sich beklatschen: New Yorks Bürgermeister Mike BloombergBild: AP

Das World Trade Center lag in Trümmern, das Haushaltsdefizit der Stadt lag bei über vier Milliarden US-Dollar, in nur zwei Monaten waren 100.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Als Michael Bloomberg im November 2001 lediglich mit kleinem Vorsprung zum Bürgermeister der Acht-Millionen-Metropole gewählt wurde, stand die Stadt unter Schock. Am liebsten hätten die New Yorker den amtierenden Rudolph Giuliani wieder gewählt, aber das amerikanische Wahlrecht verbietet eine dritte Amtszeit. Also wählten die Menschen den Mann, den Giuliani unterstützte. Der Medienmogul und Multimilliardär Bloomberg sollte den befürchteten Exodus von Unternehmen verhindern - was ihm gelang. Unter Bloombergs Führung erholte sich die Stadt von einer Wirtschaftskrise.

Comeback nach Rekordtief

Trotzdem: Nachdem er das Rauchen in Restaurants und Bars verboten, die kommunalen Leistungen gekürzt und entgegen Wahlversprechen die Steuern erhöht hatte, sah es zwischenzeitlich so aus, als könnte Bloomberg unmöglich eine weitere Wahl gewinnen. Seine Zustimmung in der Bevölkerung sank auf ein Rekordtief von 24 Prozent. Doch der Technokrat sparte stur weiter. Unterstützt von der Konjunkturentwicklung zeigten Bloombergs Reformen Wirkung.

Gute Jahre

Das Haushaltsloch begann zu schrumpfen. 2004 hat die Stadt schließlich einen Haushaltsüberschuss erwirtschaftet. Die Zahl der Morde ist auf den tiefsten Stand seit 1963 gesunken, das Schulwesen hat sich verbessert und die Zahl der Sozialhilfeempfänger liegt zehn Prozent niedriger als 2001. Die Arbeitslosigkeit ist von 6,8 auf 5,1 Prozent gesunken. Immobilienmarkt und Tourismus boomen wieder. So überzeugt Michael Bloomberg zwar nicht mit dem Charisma seines Vorgängers, der Multimilliardär überzeugt mit Kompetenz. Mittlerweile liegt seine Zustimmung in der Bevölkerung wieder bei 60 Prozent.

Der amerikanische Traum

Bloombergs Karriere spiegelt den amerikanischen Traum. Die Mutter war Hausfrau, der Vater Buchhalter in einer Molkerei. Um das College zu bezahlen, nahm Michael Bloomberg einen Kredit auf und arbeitete als Parkwächter. Von der Hochschule ging er direkt zum Brokerhaus Salomon Brothers und stieg dort zum Teilhaber auf. Nach 15 Jahren wurde die Firma verkauft und Bloomberg mit einer Abfindung von zehn Millionen Dollar vor die Tür gesetzt. Das Geld setzte er ein, um den Bloomberg-Wirtschaftsinformationsdienst aufzubauen, der ihn sehr, sehr reich machte. Bloomberg selbst ist - für einen erfolgreichen Politiker ungewöhnlich - geschieden und hat zwei Töchter.

Seinen Wahlkampf finanzierte Bloomberg 2001 mit geschätzten 75 Millionen US-Dollar selbst. Eine vergleichsweise geringe Investition für den Amerikaner, der mit einem Vermögen von über fünf Milliarden Dollar zu den 100 reichsten Menschen der Welt zählt. Trotz der Werbekampagne lag er am Ende nur 30.000 Stimmen vor Rivale Mark Green - aber der war Demokrat, so wie der Großteil der Wähler in New York. Doch Bloomberg ist kein großer Redner oder Ideologe, sondern Pragmatiker. Um Bürgermeister von New York zu werden, wechselte er von der demokratischen Partei zu den Republikanern. Statt der Boston Red Sox unterstützt er heute das Baseball-Team der New York Yankees.

Vager Standpunkt

Die Wahl eines Republikaners zum Bürgermeister scheint merkwürdig in einer Stadt, deren Bewohner bei der Präsidentschaftswahl 2004 zu fast drei Vierteln für den unterlegenen Demokraten Kerry gestimmt hatten. Umso mehr in Zeiten, da Präsident Bush ein scharfer Wind entgegen bläst. Jedoch ist Bloomberg gar kein richtiger Republikaner. Vor seinem taktisch motivierten Parteienwechsel war der 63-Jährige ein Leben lang Demokrat. Heute profiliert er sich als unabhängige Figur, die "manchen Dingen" mit Bush übereinstimme, "in anderen" nicht.

Michael Bloomberg habe sich vier weitere Jahre im Rathaus verdient, schreibt die "New York Post". Sie sorge sich jedoch ernsthaft um die finanzielle Lage der Stadt. Denn im nächsten Haushalt klafft wieder eine Lücke von 4,5 Milliarden US-Dollar. Dagegen deutete Bloomberg im Wahlkampf weitere Kürzungen der kommunalen Leistungen an. Und Steuererhöhungen? "Er sagt nein", schreibt die New York Post. "Aber das sagte er auch letztes Mal"