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Blutige Eskalation im Kosovo

1. Juni 2012

Im Norden des Kosovo sind zwei deutsche Soldaten angeschossen worden, als sie eine von Serben errichtete Blockade räumen wollten. Der Vorfall dürfte die Spannungen auf dem Balkan weiter anheizen.

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Ein kosovarischer Serbe stellt sich deutschen KFOR-Soldaten bei Zvecan entgegen (Foto: Reuters)
Ein kosovarischer Serbe stellt sich deutschen KFOR-Soldaten bei Zvecan entgegenBild: Reuters

Auslöser der Konfrontation war ein neuer Räumungsversuch der internationalen Schutztruppe KFOR im Norden des Kosovo. Die Serben wollen mit solchen Straßensperren verhindern, dass die albanisch geführte Regierung in Pristina dort die Kontrolle über die von Serben dominierte Region übernimmt. Als die KFOR-Soldaten am Freitag mit gepanzerten Fahrzeugen anrückten, um eine Blockade wegzuräumen, stellten sich ihnen in der Nähe einer Ortschaft nördlich von Kosovska Mitrovica etwa 500 Serben entgegen.

Die Soldaten setzten Tränengas und Gummigeschosse ein, daraufhin schossen Serben mit Handfeuerwaffen. Zwei Bundeswehrsoldaten wurden verletzt. Auch mindestens drei Serben erlitten Verletzungen, wie das Krankenhaus im nahe gelegenen Mitrovica mitteilte. Die KFOR konnte nach eigener Darstellung zwar einige Barrikaden räumen, doch errichteten die Serben ganz in der Nähe neue Sperren.

NATO warnt vor "Provokationen"

Die NATO bedauerte die Angriffe auf die Soldaten und warnte vor "Provokationen". "Unsere Soldaten versuchten, die Bewegungsfreiheit in Übereinstimmung mit dem Mandat der Vereinten Nationen sicherzustellen", sagte Nato-Sprecherin Carmen Romero in Brüssel. Die KFOR toleriere keine Gewalt und tue das auch in Zukunft nicht. "Unsere Soldaten haben das Recht auf Selbstverteidigung, wenn sie angegriffen werden", sagte Romero.

Als Teil der internationalen Schutztruppe KFOR ist die Bundeswehr in der ehemaligen serbischen Provinz mit etwa 1300 Soldaten im Einsatz. Unter dem deutschen Oberbefehlshaber Erhard Drews hatte die von der NATO geführte Truppe bereits mehrfach vergeblich versucht, serbische Straßenblockaden zu brechen. Der Truppenverband hat den Auftrag, die volle Bewegungsfreiheit auch im Nordkosovo sicherzustellen. Insgesamt sind im Kosovo derzeit etwa 6200 NATO-Soldaten stationiert.

Unabhängigkeit von 90 Ländern anerkannt

Die Albaner im Kosovo hatten im Jahr 2008 ihre Unabhängigkeit von Serbien erklärt, die rund 120.000 dort lebenden ethnischen Serben erkennen diese aber nicht an. Auch Serbien lehnt eine Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo weiter ab. Dies bekräftigte der neue Präsident Tomislav Nikolic gerade erst bei seinem Amtsantritt am Donnerstag. Der Status des Kosovo dürfte ein Knackpunkt der Verhandlungen über einen EU-Beitritt Serbiens werden, das seit März den Kandidatenstatus hat. Bisher haben 90 Länder, darunter 22 der 27 EU-Länder, die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt.

kle/SC (dpa, afp, ape, rte)

Der Generalmajor und KFOR-Kommandeur Erhard Drews beißt bei den Serben auf Granit (Foto: dpa)
Der Generalmajor und KFOR-Kommandeur Erhard Drews beißt bei den Serben auf GranitBild: picture-alliance/dpa