1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Blutiger Anschlag auf Schiiten-Schrein im Irak

8. Juli 2016

Bei einem Anschlag auf ein Mausoleum der Schiiten in der irakischen Stadt Balad sind mindestens 37 Menschen getötet worden. Zudem gab es etwa 50 Verletzte. Kurz danach tauchte ein Bekennerschreiben auf.

https://p.dw.com/p/1JLWf
Eine erste Beerdigung von Opfer des Anschlags in Balad (Foto: "Reuters/A. Al-Marjani"
In Balad fanden bereits die ersten Trauerfeiern für die Todesopfer des Anschlags stattBild: Reuters/A. Al-Marjani

Die Tat habe sich in der rund 80 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Balad ereignet, verlautete aus Sicherheitskreisen. Ein Selbstmordattentäter habe sich am Eingangstor des Mausoleums von Sajid Mohammed bin Ali al-Hadi in die Luft gesprengt. Danach hätten mehrere Bewaffnete das Feuer eröffnet.

Mindestens einer von ihnen habe sich dann ebenfalls in die Luft gesprengt, ein weiterer sei von einem Wachposten des Mausoleums niedergeschossen worden, bevor er seinen Sprengstoffgürtel zu Explosion habe bringen können. Zeitgleich sei die Gegend unter Raketenbeschuss geraten. Die sunnitische Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte sich zum Anschlag.

Balad war bereits am 13. Mai Ziel eines Feuerüberfalls der IS-Miliz geworden. Nach Behördenangaben griffen damals fünf oder sechs bewaffnete IS-Mitglieder in Uniformen der Sicherheitskräfte ein Café mit Granaten und Feuerwaffen an. Dabei wurden mindestens 16 Menschen getötet.

Am Sonntag waren bei einem Selbstmordattentat auf eine Einkaufsstraße in einem überwiegend von Schiiten bewohnten Teil Bagdads mindestens 292 Menschen getötet worden. Auch zu dieser Tat bekannte sich die IS-Miliz, die im Norden und Westen des Landes gegen Regierungstruppen kämpft. Die sunnitische IS-Miliz verübt immer wieder Anschläge auf Zivilisten in Bagdad und anderen irakischen Städten. Die jüngsten Bluttaten verstärken die Sorge, dass es zu einem weiteren Aufflammen des Konflikts zwischen Schiiten und Sunniten im Irak kommen könnte.

Chefs der Sicherheitskräfte und Geheimdienste entlassen

Als Reaktion auf die Gewalttaten entließ Ministerpräsident Haider al-Abadi inzwischen die obersten Chefs der Sicherheitskräfte und der Geheimdienste in der Hauptstadt. Abadi ordnete an, unter anderem Generalleutnant Abdulamir al-Schimmari, den Einsatzleiter in Bagdad, seines Postens zu entheben. Am Dienstag hatte bereits Innenminister Mohammed al-Ghabban seinen Rücktritt eingereicht.

Der wichtigste schiitische Geistliche des Iraks, Großajatollah Ali al-Sistani, kritisierte in seiner Freitagspredigt die Unfähigkeit der irakischen Sicherheitskräfte, die Lage im Lande unter Kontrolle zu bringen. Der Sicherheitsapparat sei korrupt und die Verantwortlichen hätten keine Vorstellung, wie man das ändern könne, sagte der Geistliche.

Schiitenführer Muktada al-Sadr befahl loyalen Milizen, sich auf den Weg nach Balad zu machen und den Schrein und dessen Besucher zu schützen. Der IS betrachtet Schiiten als Abtrünnige und verübt immer wieder Anschläge auf schiitische Wohnviertel oder Moscheen.

sti/kle/mak (rtr, afp, dpa)