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Blutiger Doppelanschlag in Nigeria

25. November 2014

Nigeria wird erneut von einem Anschlag erschüttert. Zwei Selbstmordattentäterinnen sprengten sich auf einem belebten Markt in die Luft. Zahlreiche Menschen wurden getötet, die genaue Opferzahl ist jedoch noch unklar.

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Karte Nigeria Borno, Maiduguri, Abuja (Grafik: DW)
Bild: DW

Bei dem Doppelanschlag in der Stadt Maiduguri sollen mindestens 30 Menschen getötet worden sein, wie Augenzeugen berichteten. Der arabische Sender Aljazeera spricht sogar von 60 Toten. Ein Sprecher der Nationalen Sicherheitsbehörde (NEMA) sagte, "viele Menschen" seien getötet worden. Eine genaue Opferzahl nannte er nicht.

Die beiden voll vermummten Selbstmordattentäterinnen betraten einen belebten Markt und zündeten zunächst eine Bombe, die in einer Rikscha platziert war, wie Augenzeugen berichteten. Als Passanten den Opfern zur Hilfe eilten, habe eine der Frauen einen zweiten Sprengsatz gezündet, der unter ihrem Hidschab versteckt war. Sicherheitskräfte riegelten den Tatort ab, Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht.

Blutige Bilanz

Maiduguri ist die Hauptstadt des Bundesstaats Borno und eine Hochburg der radikalislamischen Miliz Boko Haram. Erst im Juli waren dort bei einem Anschlag 56 Menschen getötet worden. Nigeria wird immer wieder von Anschlägen von Boko Haram erschüttert. Die Gruppe kämpft seit fünf Jahren mit großer Brutalität für einen islamischen Staat nach den Grundsätzen der Scharia. Dabei haben Boko-Haram-Kämpfer Tausende Menschen getötet. Die Gruppe kontrolliert weite Teile im Nordosten des größten Ölproduzenten Afrikas. Die Angriffe nahmen in den vergangenen Wochen wieder zu, nachdem die Miliz eine von der Regierung ausgerufene Waffenruhe abgelehnt hatte.

Zunahme der Gewalt

Erst am Sonntag wurden bei einem Angriff der Extremisten auf Fischverkäufer am Tschadsee im Nordosten Nigerias 48 Menschen getötet. Die Regierung bekommt die Lage trotz des massiven Einsatzes der Armee nicht in den Griff. Zwar verdrängte sie die Boko-Haram-Kämpfer weitgehend aus Maiduguri, wo die Gruppe vor mehr als zehn Jahren ihren Ursprung nahm, doch wich die Gruppe daraufhin in die ländlichen Gebiete aus. Seitdem die Armee im Mai 2013 den Ausnahmezustand in Borno und zwei benachbarten Bundesstaaten ausgerufen hat, hat die Gewalt deutlich zugenommen.

Die Extremisten übernahmen am Dienstag eine weitere Stadt im äußersten Norden von Borno. Der Senator Maina Ma'aji Lawan sagte, hunderte Menschen seien aus der Stadt Damasak geflohen, nachdem die Rebellen am Montag einen Markt angegriffen hätten. Es gebe keinen einzigen Mann mehr in der Stadt, da alle Soldaten und Männer geflohen seien. Angaben zu Opfern des Angriffs auf die Stadt an der Grenze zum Niger lagen nicht vor.

Strategiewechsel von Boko Haram?

Die Eroberung ganzer Städte durch Boko Haram stellt einen Strategiewechsel gegenüber ihrem bisherigen Vorgehen dar, als die Extremisten eher punktuelle Anschläge und Angriffe ausführten. Die Übernahme mehrere Städte weckte Befürchtungen, dass die Regierung komplett die Kontrolle über die Region verlieren könnte. Der Einsatz von Selbstmordattentäterinnen ist nicht neu für Boko Haram. Allein im Juli gab es vier derartige Angriffe in der Stadt Kano.

cr/re (rtr, afp, ap, dpa)