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Blutiges Patt in Aleppo

30. Juli 2012

Bei der Schlacht um Aleppo melden beide Seiten Erfolge. Die reale Lage an den Fronten ist aber unklar. Zu beklagen sind viele Tote und Verletzte. Es droht eine lange, zermürbende und verheerende Auseinandersetzung.

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Ärzte versorgen einen Verletzten im Norden Syriens (foto:dapd)
Bild: dapd

Die Großoffensive der Truppen von Präsident Baschar al-Assad zur Rückeroberung der Wirtschaftsmetropole Aleppo im Norden Syriens geht bereits in den vierten Tag. Laut Korrespondentenberichten nimmt die Brutalität zu, beide Seiten setzen schweres Gerät ein. Genaue Angaben über die Zahl der Opfer, militärische oder zivile, liegen nicht vor. Aber immer mehr Menschen fliehen aus dem Kampfgebiet, zum großen Teil auch ins Ausland.

Widersprüchliche Berichte und viel Propaganda

Die Staatsmedien berichteten von massiven Angriffen. Das Viertel Salaheddine sei - so wörtlich - "gesäubert" worden und die Rebellen hätten "große Verluste" erlitten.

Aktivisten in der Stadt erklärten hingegen, die Kämpfe in dem Gebiet, das als eine der Hochburgen des Widerstands in Aleppo gilt, dauerten an. Die Regierungstruppen seien bislang nicht in das Viertel eingedrungen.

200.000 Menschen aus Aleppo auf der Flucht

Die Panzer befänden sich im nahegelegenen Bezirk Hamdanija. Dort gebe es heftige Gefechte und von dort aus hätten die Regierungstruppen Salaheddine willkürlich bombardiert. Das Viertel selbst sei aber weiter in Rebellenhand. Militärs gehen davon aus, dass es nach dem heftigen Beschuss durch Panzer und Luftwaffe zu einem Kampf um Straße für Straße kommt. Ähnlich wie in Homs zeichne sich ein wochenlanges Patt zwischen den Gegnern ab, bei dem jede Seite ein paar Stadtteile beherrsche.

Den Aufständischen gelang es nach eigenen Angaben eine strategisch wichtige Anhöhe im Nordwesten Aleppos zu erobern, auf der sich bislang ein Kontrollposten der Armee befunden hatte. Zudem berichteten Kommandeure, man habe Nachschubwege Richtung Türkei freigekämpft.

Die unbewaffneten Beobachter der UN waren am Sonntag wieder zwischen die Fronten geraten. Der neue Missionsleiter, General Babacar Gaye, und sein Team seien nahe Homs zweimal mit leichten Waffen beschossen worden, kritisierte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vor Reportern in New York. Es sei aber niemand verletzt worden.

Das System zerfällt

Angesichts der permanenten Gewalt gegen die eigene Bevölkerung und zunehmender Zweifel am Assad-Regime setzten sich zwölf weitere syrische Offiziere in die Türkei ab. Unter ihnen soll sich ein Brigadegeneral befinden, der als stellvertretender Polizeichef in der Region Latakia stationiert war.

Das britische Außenministerium teilte mit, der ranghöchste syrische Diplomat in London habe Assad den Rücken gekehrt. Chaled al Adschubi habe erklärt, nicht länger ein Regime repräsentieren zu wollen, das derart gewaltsame Akte gegen sein eigenes Volk verübt habe. Aus Protest gegen die Gewalt hatten sich in den vergangenen Monaten immer wieder syrische Diplomaten abgesetzt.

SC/wl (afp, dapd, dpa)