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Bolivien: Deutsche Experten sehen "besorgniserregende Entwicklung", wenn andere Staaten der Energiepolitik folgen

3. Mai 2006

DIW-Energieexpertin und Sprecher des Iberoamerika-Instituts im Interview von DW-TV

https://p.dw.com/p/8M59
Als "besorgniserregende Entwicklung" hat die Energieexpertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW, Berlin), Claudia Kemfert, den Beginn der Verstaatlichung des Energiesektors in Bolivien durch Staatspräsident Evo Morales bezeichnet. In einem Interview von DW-TV sagte Kemfert: "Auch afrikanische Staaten wie Nigeria haben ein hohes Interesse daran, diesen hohen Ölpreis direkt als Staatseinnahmen zu nutzen." Wenn andere Länder dem Bei-spiel Boliviens folgten, seien die Sorgen umso größer. Das DIW gehe aber nicht davon aus, dass Bolivien aufgrund mangelnder Wirtschaftskraft die Öl- und Gasproduktion nicht weiter betreiben könne.

"Die Produktion weltweit wird sich dadurch erst mal wenig verändern. Im Prinzip zeigt dieser Schritt Boliviens, dass auch andere Länder diesen Weg beschreiten könnten", sagte Bert Hoffmann, Lateinamerika-Experte beim Institut für Iberoamerika-Kunde (Hamburg) auf DW-TV. Es gebe zwar "besorgniserregende Signale", doch blieben "die politischen Nebenwirkungen der Umvertei-lungseffekte" erst mal abzuwarten. Die Erwartungen der Bevölkerung Boliviens an die neue Regierung seien "enorm hoch". Hoffmann geht davon aus, dass das Nachbarland Venezuela als fünftgrößter Ölförderer der Welt Bolivien in seiner Energiepolitik unterstützen werde. "Venezuela schwimmt im Geld, der Ölpreis ist so hoch wie lange nicht mehr. Die politisch motivierte Allianz beider Nachbarländer trägt dazu bei, Bolivien die nötige Finanzhilfe zu geben und die staatliche Förderung zu ermöglichen", so Hoffmann.
2. Mai 2006
144/06