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Bonner Beethovenfest 2006: "Rossija" -"Russland"

10. März 2006

"Rossija" -"Russland" so lautet das Motto des diesjährigen Beethovenfestes, eine Thematik, die zunächst erstaunt, denn Beethoven ist nie nach Russland gereist. Aber Russland ist zu ihm gekommen.

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Beethovenfest Bonn

"Rossija" -"Russland" so lautet das Motto des diesjährigen Beethovenfestes, eine Thematik, die zunächst erstaunt, denn Beethoven ist nie nach Russland gereist. Aber Russland ist zu ihm gekommen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts fand ein reger kultureller Austausch in Europa statt, Beethovens Kompositionen waren schnell in Russland bekannt. Russische Fürsten gaben z.B. Streichquartette und Ouvertüren in Auftrag, und seine Missa solemnis wurde in St. Petersburg erstmals vollständig aufgeführt.

"Beethoven und Russland - das liegt vielleicht nicht auf der Hand,“ meint Intendantin Ilona Schmiel zur Wahl des Länderschwerpunkts Russland. Sie ist aber dennoch der Meinung, „es gibt sehr viel zu entdecken.“

Wie in jedem Jahr bilden vollständige Werkzyklen eine Programmsäule des Beethovenfestes. Unter dem Motto "Gattungsgeschichte hörbar machen" werden diesmal alle Solokonzerte Beethovens zu hören sein: der russische Pianist Mikhail Pletnev wird alle fünf Klavierkonzerte spielen, außerdem stehen das Violinkonzert und das Tripelkonzert auf dem Programm.

Ein zentrales Thema sind auch Uraufführungen von Werken, in denen sich Komponisten heute mit dem Schaffen Beethovens auseinandersetzen. Das Beethovenfest hat auch in diesem Jahr wieder Kompositionsaufträge vergeben: ein Opernauftrag ging an den Russen Vladimir Tarnopolski, einen weiteren Auftrag erhielt der deutsche Komponist HP Platz. Auch Michael Gordon aus den USA und Johannes Harneit beschäftigen sich in ihren Kompositionen mit dem Material Beethoven'scher Werke.

Harfenhände
Bild: B. Frommann

Reich ist die Auswahl an Werken aus dem russischen Kulturraum, die von den Sinfonien Dmitiri Schostakowitschs bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen von Sofia Gubaidulina und Lera Auerbach reichen. Aufsehen erregend auch die Liste russischer Interperten: das Russische Nationalorchester wird unter Leitung des österreichischen Dirigenten Christian Gansch spielen, das Moscow Art Trio, das Brodsky Quartett, die Pianistin Lilya Zilberstein und der Geiger Maxim Vengerov sind ebenfalls zu hören.

Spannend wie immer, die "Extras": Nicht nur, dass man der Jubilare des Musikjahres 2006 gedenkt, Mozart und Schumann sind ebenso Programme gewidmet wie Dmitri Schostakowitsch, dessen Geburtstag sich zum 100. Mal jährt, sondern zahlreiche Highlights schmücken das Festivalprogramm: die international gefeierte Chansonniere Ute Lemper wird im Vorfeld des Beethovenfestes zu hören sein, das Klavierduo Yara Tal und Andreas Groethuysen sind dabei und natürlich wirft man auch einen Blick über den klassischen Tellerrand: das Thilo Wolf Jazz Quartett, das Berliner Saxophonensemble und vor allem die Uraufführung der Multimedia-Oper "Jenseits der Schatten" von Vladimir Tarmopolski dürften zu attraktiven Events werden.

Dem Orchestercampus, der in Kooperation mit der Deutschen Welle veranstaltet wird, liegt der Gedanke zu Grunde, junge Musikerinnen und Musiker nach Deutschland einzuladen, um hier am Beethovenfest teilzunehmen und in einem einwöchigen Workshop ein Programm zu erarbeiten, dass dann im Rahmen eines Werkstattkonzerts vorgestellt wird. Nach Hochschulorchestern aus Kiew, Istanbul, Tiflis, Peking und Krakau ist dieses mal zum ersten Mal kein Hochschulorchester eingeladen, sondern ein Jugendorchester, das South African National Youth Orchestra. Dieses Orchester ist Teil eines einzigartigen Förderungs- und Erziehungssystems, in dem Kinder aus über 100 Townships Musikunterricht erhalten und besonders Kindern aus sozial benachteiligten Familien eine Perspektive aufgezeigt wird.

Zum 6. Mal wird der Orchestercampus, der auf Initiative der Deutschen Welle ja entstanden ist, veranstaltet. Der Titel in diesem Jahr: "Sharing music - saving life." Dieser Titel steht dafür, dass man durch Musik Bildung erlangen kann. Neben Beethovens 5. Sinfonie und einem Auftragswerk der Deutschen Welle an Hans Huyssen gibt es auch ein sehr südafrikanisch verwurzeltes Werk, die "Princess Magogo Songs" von Sibongile Khumalo. „Sie wird eine große Entdeckung sein," so Intendantin Ilona Schmiel.

Ein ambitioniertes Programm, das Dank der Unterstützung der Stadt Bonn mit 1,3 Millionen Euro und zahlreicher Sponsoren möglich wird, zu denen als einer der Hauptsponsoren auch die Deutsche Welle zählt.