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Der Asien-Faktor

10. Mai 2010

Das Asiengeschäft hat viele deutsche Unternehmen in der Krise vor Schlimmerem bewahrt. Am Freitag (14.05.2010) beginnt in Singapur die 12. Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft.

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Nachtbild von Singapur (Foto: Picture-alliance / ASA)
Singapur - Megacity und TagungsortBild: dpa

Auf der Asien-Pazifik-Konferenz vor zwei Jahren klagte Jürgen Hambrecht, Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA), dass nur zehn Prozent des deutschen Exports nach Asien gingen. Der Anteil ist inzwischen gestiegen: "Asien ist auch im Krisenjahr ein Ruhepol gewesen. Der Export nach Asien ist deutlich weniger zurück gegangen als der durchschnittliche Export. Und China ist sogar gewachsen. Und in der Tat sind wir seit der letzten Asien-Pazifik-Konferenz von zehn auf jetzt über 16 Prozent gewachsen."

Jürgen Hambrecht: Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (Foto: DW)
Jürgen Hambrecht: Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA)Bild: DW-TV

Tendenz weiter steigend. Jürgen Hambrecht ist gleichzeitig Vorstandsvorsitzender von BASF, dem weltgrößten Chemie-Konzern in Ludwigshafen. In den 1990er Jahren leitete er von Hongkong aus das Asien-Geschäft von BASF und ist seitdem ein Asien-Fan geblieben.

China und Indien - Zugpferde der Weltwirtschaft

Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Asien. Mit China und Indien befinden sich zwei Schwergewichte der Schwellenländer in der Region. Beide Länder haben das Krisenjahr 2009 mit einem Wachstum von jeweils 8,7 und 6,7 Prozent abgeschlossen. Das Bruttoinlandsprodukt in den USA und in Deutschland ist dagegen um 2,4 beziehungsweise 5 Prozent eingebrochen. Für dieses Jahr sagt die Asiatische Entwicklungsbank für ganz Asien ein Wachstum von 7,5 Prozent voraus. Fast alle Länder in der Region werden wachsen.

Ein Elektroauto auf der Motorshow Shanghai (Foto: picture-alliance)
Elektromobilität wird in China zügig vorangetrieben - davon könnten auch deutsche Firmen profitierenBild: picture alliance / abaca

Als Exportnation sei die deutsche Wirtschaft in Asien hervorragend aufgestellt, meint Jürgen Hambrecht. Deutsche Maschinen, Autos und chemische Produkte genießen dort ein hohes Ansehen. Große Zukunftschancen würden aber vor allem deutschen Innovationen eingeräumt, die ein nachhaltiges Wachstum ermöglichen und zum ressourcenschonenden Wirtschaften beitragen, "beispielweise energieeffizientes Bauen, Elektromobilität, leichte Werkstoffe für Autos, leichte Werkstoffe für Haushaltsgeräte usw.", sagt Jürgen Hambrecht.

Da China und auch Indien erkannt haben, dass Wachstum auf Kosten der Umwelt nicht nachhaltig ist, führt an den Themen "erneuerbaren Energien" und "höhere Energieeffizienz" kein Weg vorbei. Die deutsche Wirtschaft wäre mit ihrer weltweit führenden Umwelttechnologie der ideale Partner.

Chancen und Herausforderungen zugleich

Mit Dampfwalze werden in China Raubkopien zerstört (Foto: AP)
Urheberrecht: Auch in China werden inzwischen DVD-Raubkopien zerstörtBild: AP

Trotz enormer Potenziale läuft das Asien-Geschäft nicht optimal. Deutsche Unternehmen klagen vor allem in China über protektionistische Tendenzen, die sich seit dem Ausbruch der Krise noch verstärkt haben. Jürgen Hambrecht führt zudem unterschiedliche industrielle Standards an, die wiederum vor allem in China vorangetrieben werden. Ein weiteres Hindernis stellt der fehlende Schutz geistigen Eigentums dar. Doch hier räumt Hambrecht mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf: "Der große Vorwurf war ja immer: In China ist der große Ideenklau zugange, was ja überhaupt nicht stimmt. Intellectual property ist ein Thema weltweit und nicht nur in China." China habe gelernt, dass geistiges Eigentum ein Wert sei und "es ist ganz interessant, dass die meisten Patente heute in China angemeldet werden", so Hambrecht weiter.

Wandel durch Handel

Trotz der Fortschritte in diesem Bereich bleibt China, stellvertretend für einige andere asiatische Länder, politisch ein schwieriger Partner. Prominente deutsche Unternehmen standen wegen ihrer Engagements für die Olympischen Spiele 2008 in Peking hierzulande unter Druck. Damals wie heute bekennt sich Jürgen Hambrecht zum "Wandel durch Handel": "Alles, was universalistische Ansätze anbelangt, braucht einen langen Diskurs. Wir erwarten, dass Vietnam oder China morgen so sein müssen, wie es hier in Deutschland heute ist. Das wird nicht möglich sein." Das sei auch hierzulande ein ganz langer Prozess gewesen und diesen Prozess müsste jedes Land durchlaufen. "Wenn wir durch unseren Handel oder gar durch Produktion vor Ort mit Beispiel vorangehen, glaube ich, ist das der stärkste Impuls zur Veränderung", ist Hambrecht überzeugt.

Dieser Aussage werden wahrscheinlich viele der rund 4000 deutschen Firmen, die in China aktiv sind, zustimmen. 2000 Unternehmen aus Deutschland haben bisher in Indien investiert. Auch in anderen asiatischen Ländern suchen immer mehr deutsche Mittelständler und kleinere Firmen ihr Glück.

Autorin: Zhang Danhong
Redaktion: Klaus Ulrich