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Borussia Mönchengladbach: Schwer blamiert, stark reagiert

24. Oktober 2017

Borussia Mönchengladbach hat im DFB-Pokal in Düsseldorf sich mit einer starken Leistung für die 1:5-Heimpleite gegen Leverkusen rehabilitiert, weil die entscheidenden Fehler abgestellt wurden. Eine Analyse.

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Spieler von Borussia Mönchengladbach | Jubel
Oscar Wendt (links) jubelt mit Siegtorschütze Hazard.Bild: picture alliance/dpa/M. Becker

Borussia Mönchengladbach behält in einem hitzigen Spiel gegen einen starken Zweitliga-Tabellenführer aus Düsseldorf einen kühlen Kopf und am Ende knapp die Oberhand. Das liegt daran, dass sich das Hecking-Team dieses Mal nicht, wie in dieser Saison schon einige Male, aus dem Konzept bringen ließ und nach dem Tiefschlag vom Bundesliga-Wochenende einen echten Negativ-Trend erfolgreich abwendet.

In einem Fußballspiel kann man bilanziell betrachtet nur Punkte oder die Teilnahme an einem Wettbewerb verlieren. Doch im Fall bei Borussia Mönchengladbach hätte man im Falle einer Pokalniederlage im brisanten Duell gegen im Vorfeld euphorische Düsseldorfer neben dem bilanziellen Part womöglich noch etwas ganz anderes verloren: Contenance und Geschlossenheit.

Denn wo nach der herben 1:5-Heimpleite gegen Leverkusen, in der die Hecking-Elf mit der zweiten die wohl schlechteste Halbzeit in dieser Saison gespielt hatte, sowie zuvor beim 1:6 in Dortmund nur vereinzelt Katerstimmung und warnende Worte öffentlich preisgeben wurden, hätte ein Pokal-Aus die Stimmung bei der Borussia womöglich zum Negativen kippen lassen. 

Stindl-Weckruf zeigt Wirkung 

Borussia Mönchengladbach | Lars Stindl
Kapitän Lars Stindl im Spiel gegen LeverkusenBild: picture alliance/dpa/L. Perenyi

Die deutlichen Worte von Lars Stindl nach dem Leverkusen-Desaster sind im Team ganz offenbar nicht verhallt. "Wir spielen eine super Halbzeit und verlieren dann komplett die Kontrolle - das darf nie passieren", hatte der angefressene Kapitän moniert und damit nicht die eigentliche Niederlage, sondern die teilweise naive und defensiv unorganisierte Spielweise in den Mittelpunkt der Kritik gestellt. 

Und dass ein auf der Woge des Erfolgs gleitender, und durch den Derby-Charakter hochmotivierter Zweitligaspitzenreiter etwaige Defensiv-Schwächen ähnlich konsequent ausnutzen würde, davon war im Vorfeld der Partie in Düsseldorf auszugehen. Doch die Borussia hielt nach dem verdienten 1:0 durch den Belgier Thorgan Hazard  allen Angriffsbemühungen des Gegners stand und zeigte sich defensiv im Gegensatz zum Leverkusen-Spiel am Samstag stark verbessert.

Gegen den einen, mit dem anderen Pokal-Trend

Mit dem Ergebnis, dass es im vierten Pokalspiel gegen den Rivalen vom Niederrhein endlich den ersten Sieg gab. Vor fünf Jahren war die Borussia zuletzt im Pokal an der Fortuna (0:1 nach Verlängerung) gescheitert und weist in der Landeshauptstadt ohnehin eine schwache Bilanz mit 16 Niederlagen in 30 Pflichtspielen auf.

Mit dem ersten Pokal-Sieg gegen den Angstgegner beendet die Borussia die historischen Negativ-Serie gegen Düsseldorf. Auf der anderen Seite bestätigt das Hecking-Team mit dem 8. Pokal-Auswärtserfolg in Folge einen Erfolgs-Trend. Doch was lässt sich am Ende aus diesen statistischen Randnotizen ableiten? Nichts. Außer vielleicht die eine Parallele zur bisherigen Saison am Niederrhein: Ambivalenz. 

Ambivalente Gladbacher Saison

Dieter Hecking
Gladbach-Trainer Hecking musste in dieser Saison schon einige Rückschläge hinnehmenBild: picture alliance/dpa/N. Schmidt

Die in den letzten Jahren erfolgsverwöhnten Gladbacher Fans müssen in dieser Saison zum ersten Mal seit drei Jahren auf internationalen Fußball im Borussia-Park verzichten. Für den Klub stellt die verpasste Europa-Qualifikation zwar kein Drama und erst recht keine Bedrohung dar, doch in einer Saison ohne internationale Belastung ist auch in Mönchengladbach die erneute Qualifikation für das internationale Geschäft durchaus der Anspruch von Fans und handelnden Personen. Lediglich die bisher sehr schwankenden Leistungen wollen da nicht so recht ins Bild passen.

Nur einmal gab es in der Liga zwei Siege in Folge, mit dem 1:6 in Dortmund und dem 1:5 gegen Leverkusen gab es bereits zwei schallende Ohrfeigen für die Hecking-Elf. Das ist etwas, das in den letzen Jahren insbesondere in Heimspielen so gut wie gar nicht vorkam und bei allen Beteiligten (dem sonst stets besonnenen und souveränen Manager Eberl platzte nach der Leverkusen-Klatsche ebenfalls der Kragen) eine gewisse Ratlosigkeit hervortief. 

Hecking behält Ruhe, der Pfosten den Sieg

Auch Trainer Dieter Hecking stand zuletzt vereinzelt in der Kritik, ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und brachte gegen Düsseldorf eine gegenüber dem Leverkusen-Spiel nur auf zwei Positionen (Traoré für Johnson und Jantschke für Vestergaard) veränderte Elf. Besonders auffällig: Den beiden jungen und in der Rückwärtsbewegung von Leverkusens Offensive teilweise überrannten Zakaria und Cuisance schenkte der Trainer auch im brisanten Pokalspiel das Vertrauen.

Und der 20-jährige Schweizer und der 18-jährige Franzose zahlten dieses Vertrauen auf der Doppel-Sechs, so wie das ganze Team, zurück. Und wer als Team zusammensteht, der hat auch durchaus mal das Glück auf seiner Seite. Dass Düsseldorfs Niko Gießelmann einen stark geschossenen Elfmeter nur an den Pfosten setzte, war mutmaßlich eine ganz wichtige Szene für die Borussia. Eine starke Leistung und Fortune bescheren am Ende den Erfolg gegen die Fortuna und in Gladbach ist jetzt erstmal wieder die Stimmung gut. Ob diese Momentaufnahme das Zeug zum Trend hat, werden die kommenden Bundesliga-Wochen zeigen. 

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion