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Bosch gerät immer mehr unter Druck

6. September 2016

Der Auto-Zulieferer Bosch steckt anscheinend tiefer im Sumpf der Abgasaffäre bei VW. Nach Medienberichten gibt es konkrete Hinweise, wonach Bosch wusste, dass seine Software bei VW für Manipulationen eingesetzt wurde.

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BoschLogo auf einer Autobahnbrücke bei Stuttgart (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Ingenieure des Stuttgarter Unternehmens habe über Jahre die Software für die Motorsteuerung bei Volkswagen Software mitentwickelt, die die Manipulationen ermöglicht habe, berichtet der Rechercheverbund aus Norddeutschem Rundfunk, Westdeutschem Rundfunk und "Süddeutscher Zeitung". Dabei sei Bosch klar gewesen, dass eine derartige Abschaltvorrichtung verboten sei.

Die drei Medien berufen sich auf eine in den USA vorliegende Klageschrift von VW-Kunden gegen Bosch. In ihr seien bislang wesentliche Stellen zu Bosch geschwärzt gewesen. Diese Schwärzungen seien nun aufgehoben worden, wodurch ein Brief vom Juni 2008 bekannt geworden sei. Darin fordere Bosch vom VW-Konzern, ihn von einer Haftung freizustellen. Denn die "geforderte Weiterentwicklung" der Motorsteuerung werde dazu führen, "dass Daten möglicherweise als defeat device (Betrugssoftware) eingesetzt werden". Bosch weise in dem Schreiben ausdrücklich darauf hin, dass die Verwendung einer solchen Funktion in den USA verboten sei, und warne, dass die damit ausgestatteten Fahrzeuge ihre Betriebserlaubnis verlieren könnten.

Klage gegen Bosch erweitert

Bosch ist als angeblich entscheidender Akteur in einer "jahrzehntelangen Verschwörung" Mitbeklagter im US-Verfahren wegen Abgasbetrugs. Die Rechtsanwälte, die geschädigte Dieselautobesitzer in den USA vertreten, hatten ihre Klage gegen den Zulieferer erst Mitte August erweitert. Sie werfen Bosch vor, über mehr als zehn Jahre eine aktive Rolle bei der Entwicklung einer an VW gelieferten Software gespielt zu haben, mit der bei Abgastests manipuliert worden sein soll. Unkenntnis über den Betrug sei auszuschließen. Volkswagen hatte vor einem Jahr eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Dieselfahrzeugen eine illegale Software eingesetzt zu haben. Diese reduziert über eine Abschaltfunktion den Schadstoffausstoß bei Abgastests.

Bosch erklärte dem Bericht zufolge auf Anfrage, dass sich das Unternehmen grundsätzlich nicht zu laufenden Untersuchungen äußere. Es werde an einer Klageerwiderung gearbeitet. In der Vergangenheit hatte der Konzern erklärt, die Verantwortung für die Software liege bei VW. Mittlerweile hat sich VW mit den US-Klägern - dazu zählen Fahrzeugbesitzer sowie Autohändler, US-Behörden und Generalstaatsanwälte - beim größten Teil der betroffenen Wagen auf einen Vergleich in Höhe von bis zu 15,3 Milliarden US-Dollar (derzeit 13,5 Milliarden Euro) geeinigt. Bosch ist Beklagter in dem gleichen Verfahren, hat aber bisher kein Schuldgeständnis abgegeben und sich nicht an dem außergerichtlichen Kompromiss beteiligt.

Was wusste Denner?

Die ungeschwärzte Version des Schreibens bringt nach einem ARD-Bericht auch Bosch-Chef Volkmar Denner in Bedrängnis. Erst am Sonntag hatte sich der Zulieferer wegen der Abgasaffäre in einem Schreiben an die Belegschaft gewandt und diese auf weitere Negativ-Schlagzeilen vorbereitet. Zugleich wies Bosch mögliche Vorwürfe gegen Denner zurück. Zwar sei er zwischen 1994 und 2006 "auch in mit Steuergeräten befassten Bereichen" tätig gewesen. "Allerdings fiel unter keine dieser Aufgaben und in keinen dieser Bereiche die Entwicklung von Funktionssoftware für Motorsteuergeräte für Dieselmotoren." Das gelte erst recht seit 2006 für seine Zeit als Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH.

kle/wa (dpa, afp, ard, tagesschau.de)