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Krisenstimmung

23. Oktober 2008

In einem viel beachteten Artikel für eine bosnische Zeitung haben die Balkanexperten Holbrooke und Ashdown vor einer neuen Krise gewarnt. Die internationale Gemeinschaft müsse sich energischer einsetzen.

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Bosnien tief gespalten?

Der ehemalige US-Balkanbeauftragte und Urheber des Dayton-Friedensabkommens, Richard Holbrooke, und der ehemalige internationale Bosnien-Beauftragte, Paddy Ashdown, haben einen gemeinsamen Autorenartikel für die auflagenstarke bosnische Tageszeitung „Dnevni Avaz“ über die Lage in Bosnien und Herzegowina geschrieben.

Darin konstatieren sie, die Lage im Land sei noch nie schlechter gewesen. Kernproblem der derzeitigen Krise sind nach Einschätzung Holbrookes und Ashdowns die Politiker Milorad Dodik und Haris Silajdzic.

Dodik, der Premier der bosnischen Serbenrepublik, arbeite daran, die gesamtstaatlichen Institutionen zu schwächen, damit sich seine Entität abspalten könne. Unterdessen wiederhole Silajdzic, der aktuelle Vorsitzende der gesamtstaatlichen Präsidentschaft, unermüdlich, die Entitäten von Bosnien-Herzegowina müssten aufgehoben werden.

Internationales Engagement in Bosnien weiter erforderlich

Die beiden Autoren kritisieren jedoch nicht nur die bosnische Seite, sondern auch die internationale Gemeinschaft. Nach Einschätzung von Holbrooke und Ashdown hat die EU es versäumt, ihren Repräsentanten in Bosnien-Herzegowina, den slowakischen Diplomaten Miroslav Lajcak, zu unterstützen. In entscheidenden Momenten habe sie sogar seine Vollmachten und Zuständigkeiten verletzt und geschwächt. Das Engagement der transatlantischen Gemeinschaft sei zurzeit ebenso erforderlich wie unmittelbar nach Kriegsende 1995, wolle man nicht eine weitere Bosnien-Krise riskieren.

Diskussion im bosnischen Internet

Nach der Veröffentlichung des Artikels sind in bosnischen Internet-Foren zahlreiche Kommentare zum Thema aufgetaucht. Die meisten Kommentare lehnen die Vorwürfe gegen bosnische Politiker ab und sehen die Schuld eher bei der internationalen Gemeinschaft. Diese sei offensichtlich desorientiert und wisse nicht, wie sie das Problem Bosnien-Herzegowina lösen solle.

Die bosnische Analystin Tanja Topic hingegen stimmt der Argumentation Holbrookes und Ashdowns weitgehend zu. Bosnien-Herzegowina stecke zurzeit in einer Sackgasse. Die bestehenden politischen Strukturen seien offenbar allein nicht in der Lage, gemeinsame Lösungen zu finden. Sie bräuchten weiterhin die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.

Dragan Maksimovic