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Nun doch Brigaden zum Löschen der Waldbrände

23. Oktober 2020

Kehrtwende in Brasilien: Erst rief die Umweltbehörde Ibama wegen Geldmangels die Feuerwehrleute vom Amazonas und vom Pantanal zurück. Nun lässt sie die Einsatzkräfte doch wieder zum Kampf gegen die Waldbrände ausrücken.

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Brasilien Feuer
Mitglieder des Prevfogo-Zentrums versuchen einen Brand in der Amazonasregion zu löschenBild: picture-alliance/AP Photo/V. Mendonca

Die überraschende Wende geht aus einem neuerlichen Schreiben des Chefs des Nationalen Zentrums für die Verhütung und Bekämpfung von Waldbränden (Prevfogo) hervor, aus dem das Nachrichtenportal G1 zitiert. Zuvor hatte die brasilianische Umweltbehörde Ibama sämtliche Kräfte im Einsatz gegen die Feuer zurückbeordert und ihren drastischen Schritt mit Geldmangel begründet.

Das Ibama hatte dabei von Problemen bei der Freigabe von Mitteln durch das Finanzministerium seit September gesprochen. Man sei mit 19 Millionen Reais (rund 2,9 Millionen Euro) im Zahlungsrückstand. Davon wurden nach dem Bericht von G1 nun 16 Millionen Reais freigegeben.

Umweltminister Ricardo Salles, dem das Ibama untersteht, hatte bereits Ende August wegen der Blockade finanzieller Mittel die komplette Einstellung der Brandbekämpfung angekündigt. Vize-Präsident Hamilton Mourão nannte dies "voreilig" und sagte, die Operationen würden weitergehen. Auch diesmal verkündete Mourão, der zugleich Vorsitzender des Amazonas-Rates ist, er wolle die Situation mit Salles klären.

Brasilien Brände im Amazonas
Feuerwehrleute erkunden einen abgebrandten Dschungel bei Apui im Staat AmazonasBild: Reuters/U. Marcelino

Riesige Waldbrände

In verschiedenen Regionen Brasiliens toben derzeit Waldbrände, etwa im Amazonas-Gebiet und im Pantanal, einem der größten Binnenland-Feuchtgebiete der Welt. So wurden im Amazonas-Gebiet bis Donnerstag 89.604 Feuer registriert, wie aus den Daten des Weltrauminstituts Inpe hervorgeht. Das sind mehr als im ganzen vergangenen Jahr (89 176), als die verheerenden Brände internationale Empörung hervorriefen.

Im Pantanal wurden bis Ende September bereits 18.259 Feuer gezählt, das sind die meisten seit dem Jahr 2005. Die Brände zerstörten nach jüngsten Daten der Bundesuniversität Rio de Janeiro bereits 41.090 Quadratkilometer des Feuchtgebiets in den Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul. Das ist nach Darstellung der Zeitschrift "Nature" mehr als das Doppelte der Fläche, die bei den Waldbränden in Kalifornien verbrannten. Nachdem es in der vergangenen Woche regnete, hat sich die Lage in den vergangenen Tagen etwas entspannt.

Versäumnisse und Bürokratie

Anfang Oktober war bekannt geworden, dass Versäumnisse und ausufernde Bürokratie für die hohe Zahl der Brände in diesem Jahr mitverantwortlich waren. Statt wie sonst üblich die Brandbekämpfungstrupps ab April, dem Beginn der Trockenzeit, in die Regionen zu entsenden, trafen diese erst im August ein. Das Umweltministerium hatte fehlerhafte Anträge für die Verpflichtung von rund 1.500 Feuerwehrmännern beim Wirtschaftsministerium eingereicht und deren Arbeit damit verzögert.

Amazonas: Kampfeinsatz gegen illegale Abholzung

Das artenreiche Ökosystem und UNESCO-Welterbe ist durch Industrialisierung und Rodung akut gefährdet: Durch Waldbrände sind allein 23 Prozent des Pantanal-Gebiets in Brasilien bereits in Flammen aufgegangen. Bilder der mit Tierkadavern übersäten verkohlten Landschaft sorgten bereits weltweit für Entsetzen. Trockenheit und Winde begünstigen oftmals die Ausbreitung der Feuer.

Der rechtsgerichtete Staatspräsident Jair Messias Bolsonaro hat mehrfach Umweltschutzorganisationen und indigene Völker beschuldigt, die Brände gelegt zu haben, um Brasiliens Image zu schaden. Ermittlungen der Polizei deuten jedoch darauf hin, dass in vielen Fällen Brandstiftung durch Landwirte und Landspekulanten hinter den Feuern steckt. Bolsonaro zweifelte ebenfalls Daten des staatlichen Klimainstituts Inpe an, die in den vergangenen zwei Jahren eine deutliche Zunahme bei der Abholzung und den Waldbränden registrierten.

kle/ack (dpa, lusa, kna)