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Brennstoffzellen-Zug soll Diesel ablösen

Lukas Hansen
9. November 2017

Der Zug "Coradia iLint" fährt mit Strom - auch auf Strecken ohne Oberleitung. Die dafür nötige Energie gewinnt er aus Wasserstoff - eine umweltfreundliche Alternative zu Diesel-Lokomotiven. Doch es gibt auch Kritik.

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Brennstoffzellen-Zug Alstom iLint frontal
Bild: DW/L. Hansen

Ein Zug mit Brennstoffzelle

Hübsch ist er, der "Coradia iLint" der französischen Firma Alstom. Von außen himmelblau, ähnelt er im Innern den meisten Privatzügen, die so im niedersächsischen Nahverkehr unterwegs sind.

Trotzdem gibt es einen großen Unterschied zwischen dem "iLint" und vergleichbaren Modellen anderer Unternehmen: Während die meisten Züge auf nicht-elektrifizierten Nahverkehr-Strecken heutzutage noch mit Diesel angetrieben werden, fährt der blaue Alstom-Zug mit Strom, der durch die Oxidation von Wasserstoff in Brennstoffzellen entsteht.

Alternative zum Dieselbetrieb

Ab dem Frühjahr 2018 sollen zwei Exemplare dieser sogenannten Brennstoffzellen-Züge zwischen Cuxhaven und Buxtehude in Niedersachsen verkehren, fast vier Jahre später, im Dezember 2021, sollen dann 14 unterwegs sein.

Die Verträge über die Lieferung der Züge sowie deren Instandhaltung und Energieversorgung über 30 Jahre hat die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) mit der Firma Alstom und dem Wasserstoff-Lieferanten Linde am Wolfsburger Hauptbahnhof geschlossen.

"Ab jetzt gibt es im nicht-elektrifizierten Schienenverkehr eine echte Alternative zum Dieselbetrieb", sagt der niedersächsische Verkehrsminister Olaf Lies, dessen Ministerium die Anschaffung der Züge mit rund 81,3 Millionen Euro unterstützt, bei der Vertragsunterzeichnung.

Wasserstoff und Brennstoffzellen seien eine ideale Kombination für den Klimaschutz, so Lies. Denn die einzige Emission, die während der Bahnfahrt anfällt, ist Wasserdampf.

Brennstoffzellen-Zug Alstom iLint
Innen sieht der Zug aus wie andere Regionalbahnen. Die Brennstoffzellen sind auf dem Dach.Bild: DW/L. Hansen

Reichweite bis 1000 Kilometer

Der "Coradia iLint" wird im Alstom-Werk Salzgitter hergestellt. In ihm verbaut sind zwei Elektromotoren, die über den Strom aus den Brennstoffzellen auf dem Dach des Zuges angetrieben werden. Direkt neben den Brennstoffzellen befinden sich auch zwei Wasserstofftanks. Je 90 Kilogramm Wasserstoff passen hinein.

Getankt wird innerhalb von 15 Minuten - mit 350 Bar Druck. Eine Wasserstofftankstelle hat Alstom im niedersächsischen Minden extra installiert. So soll der "iLint" bei einer Maximalgeschwindigkeit von 140 km/h zwischen 800 und 1000 Kilometer mit einer Tankfüllung fahren können.

Interesse an den Brennstoffzellen-Zügen haben auch die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen. Alstom sei außerdem in Verhandlungen mit anderen europäischen und auch nordamerikanischen Ländern. Dem Unternehmen geht es dabei vor allem darum, Gesamtpakete mit Lieferung der Züge, Instandhaltung und Energieversorgung zu verkaufen.

Woher kommt der Strom?

Obwohl Alstom die Umweltfreundlichkeit des "iLint" beteuert, gibt es auch Kritik von Umweltschützern: Denn die Erzeugung von Wasserstoff erfordert Energie - und die stammt nicht unbedingt aus erneuerbaren Quellen.

Alstom gibt zu, für die niedersächsischen Züge in der Anfangsphase Wasserstoff einzusetzen, der als Nebenprodukt in der Industrie anfällt. In Zukunft aber solle der Wasserstoff mit Windenergie erzeugt werden, so der Konzern.